CAPRICORN – Capricorn/Inferno
~ 1993/1995/2021 (Jolly Roger Records) – Stil: Power/Speed Metal ~
Das kleine italienische Label “Blackbeard-Jolly Roger Records” lieferte schon letztes Jahr mit den DEPRESSIVE AGE, DOCTOR BUTCHER etc. Vinyl-Re-Releases schöne Sammlerstücke. Mit CAPRICORN setzt man nun die Reihe fort. Die beiden CAPRICORN-Scheiben sind eine gute Wahl, denn hiermit schließt sich eine Lücke in Sachen Vinyl. Klar, das gleichnamige Debüt wurde 2015 schon einmal von „Neves Records“ aus Brasilien veröffentlicht und kostete damals ein Schweinegeld. Beide Alben sind zudem remastered. Während `Inferno` von Patrick Engel bearbeitet wurde, greifen „Jolly Roger Records“ beim Debüt auf das Remaster von „Neves Records“ zurück.
Für all jene, die das Teil damals verpasst haben, gibt es nun eine neue Chance, aber auch diese Variante wurde nur in einer 250er Auflage veröffentlicht. Aber zu einem akzeptablen Preis. Und im Zuge der beiden Re-Releases dachte ich mir, da muss noch einmal ein fetter Doppel-Review her, denn die beiden Alben sind doch für den leidenschaftlichen Power Metaller perfektes Futter. Schon 2015 hatte ich das Debüt in unserer „Vergessene Juwelen“-Rubrik beleuchtet (siehe hier). Dass die beiden CAPRICORN Alben in der True-Metal-Community so wenig Beachtung finden, ist bedauernswert, denn musikalisch ist das purer, unverfälschter Power Metal mit Speed Metal Elementen, wie man ihn heutzutage in „Insiderkreisen“ abfeiert.
CAPRICORN wurden 1992 von den beiden ex-GRINDER-Jungs Stefan Arnold (Drums) und Bassist/Sänger Adrian Hahn gegründet und rüsteten mit David Hofman (Gitarre) zum Powertrio auf. Musikalisch befand sich die Hartwurstszene gerade in einem Umbruch. Traditionelle Metal Bands wurden von den Labels gemieden wo es nur ging. Grunge und Alternative Stile waren das neue Ding. Nur im Ruhrpott glaubte ein kleines Label noch an Heavy Metal. „Shark Records/T&T“ griffen bei der hessischen Truppe zu und veröffentlichten 1993 das gleichnamige Debüt.
Schon die ersten Töne lassen aufhorchen. Eine wuchtige, krachende Produktion attackiert die Trommelfelle. Wolfgang Stach hatte hier perfekte Arbeit als Produzent geliefert. Das Material ist direkt. Keine unnötigen Spielereien. Galoppierende Drums, eine Gitarre die drückt wie Hölle und ein rauer, rockig-artiger Gesang, der die Stücke fast schon perfekt abrundet. Fette schnelle Bomben wie `Burn`, `Light Up Your Mind` oder die Doublebass-Walze `Bomb Eden` ergänzen sich perfekt mit wuchtigen, harten Mid-Tempo-Boliden wie `Shotdown Downtown` oder `Long Way Home`. Aber die wirklichen Überflieger sind die schnellen, furiosen Songs, die den Begriff „speediger Power Metal“ perfekt umsetzten. Zudem gibt es auf dem Vinyl Re-Release mit `Raw Meat` einen Bonustrack.
Ein durchweg hochwertiges Debüt ohne nervige Balladen oder andere Spielereien. Einfach Stecker rein und Attacke.
Auf dem zwei Jahre später veröffentlichten Album `Inferno` hat sich grundsätzlich nichts an der Rezeptur des Soundes bzw. Stils verändert. Drückende, harte Nummern prägen das Album. Auch wenn man etwas mehr melodische Momente mit eingebaut hat, wirkt `Inferno` im Ganzen ebenfalls recht kompromisslos und nach pure fucking Power Metal.
Nach einem recht langen Intro legt man mit `Claws Of The Mad` superheavy und Up-Tempo los. Was für eine monumentale Powernummer. `Dead Can Walk` dann etwas weniger schnell, hat aber einen unfassbaren Powergroove. Wenn man bedenkt, dass hier nur eine Gitarre brennt, dann ist das eigentlich noch unfassbarer, was da alles passiert. Was sie auf dem Debüt vermieden haben, Balladen bzw. Halbballaden, kehren sie hier um und liefern mit `Moonstruck` eine Halbballade. Der einzige Schwachpunkt auf dem Album, für mich, das ansonsten einige Asse im Ärmel hat. `Iron Biter`, eine rasende Nummer, wäre hier zu nennen. Oder eben das galoppierende `A Call For Defiance`. Außerdem liefern sie mit `You Can`t Stop R´n`R` eine TWISTED SISTER-Coverversion, die sich recht nahe am Original bewegt. Adrian Hahns Stimme passt hier perfekt.
Auch auf `Inferno` gibt es auf der Vinyl-Variante einen Bonustrack. `Incredibly Ruined` nennt sich das Ding und ist, ja…da. Braucht man nicht wirklich, zumal der Track kaum an die Klasse des Albums kommt. Nettes Gimmick.
Anyway. Da es nun beide CAPRICORN Alben auf Vinyl gibt, sollte man schnell zuschlagen und diese musikalische Diamanten in der Sammlung einpflegen. Supergeile Mucke und dazu wertig neuaufgelegt. So soll es sein.
(je 8,5 Punkte)