A.A. WILLIAMS – Songs From Isolation
~ 2021 (Bella Union) – Stil: Coveralbum ~
Wir hören Musik momentan in unserer individuellen Isolation. A.A. Williams bringt uns Lieder aus ihrer Isolation näher. Ein Wunschprogramm von Fans, welches zunächst daheim in Nord-London als einzelne Aufnahmen von Videos begann und sich mit Anhalten des heruntergefahrenen gesellschaftlichen Lebens zu einem kompletten Album auswuchs.
Somit finden sich Hörer und Künstler gemeinsam in Songs durch ihre purste Form. Direkt, ohne Ablenkung, reduziert auf ihre elementarsten Gefühle, interpretiert durch Stimme und dezent instrumentiert, meist mit Piano und schwermütigen Saiten. Dass die Melancholie der verbindende Grundstein ist, drückt bereits der Albentitel aus. Dabei reicht die Zeitspanne der gewählten Kompositionen von 1967 bis 2006 mit Schwerpunkt in den 90ern.
Einige Überraschungen gibt es also zu entdecken: Es wird einem erneut bewusst, dass der ´Lovesong´ eines der ergreifendsten Stücke von THE CURE ist und bleibt, nicht nur mir endlich klar wird, dass ein oft zufällig gehörter Klassiker wie ´If You Could Read My Mind´ von Gordon Lightfoot stammt, wie dramatisch genau NINE INCH NAILSs ´Every Day Is Exactly The Same´ die aktuelle Situation trifft, wie genial den momentanen, kollektiven MOODY BLUES deren Jahrhundertsong ´Nights In White Satin´ auch ganz ohne Bombast verkörpert und man findet sich wieder sehnsüchtig-gedankenverloren entrückt in dieser roten Bar zu Twin Peaks mit Nick Caves ´Into My Arms´.
Wie wir bereits durch die Akustikversionen von DEINE LAKAIEN erfahren konnten, funktionieren manche sentimentalen Songs im gestrippten Kleid umso intensiver. Wer könnte also die Einsamkeit mit ihrer Stimme besser durchbrechen als A.A. Williams, die bereits letztes Jahr auf ´Forever Blue´ gezeigt hat, wie sehr sie intimste Emotionen aus dem Inneren nach Außen tragen kann. Sie interpretiert die Stücke auf ihre unnachahmliche, persönlichste Weise. Einen fantastischen Ausbruch erlebt dabei RADIOHEADs ´Creep´. Man weiß am Ende nicht, was trauriger ist: die wunderbar tiefe Darbietung der Songs selbst oder die Stille danach, wenn man nur noch dasitzt und keinerlei Gedanken an andere Lieder verschwendet, die man nun auflegen könnte.
Musik hat die Kraft, Gefühle zu verstärken. Wer durch zutiefst sentimentale Songs noch mehr den Blues bekommt, macht einen Bogen um diese Liedersammlung, wer Kraft schöpft aus geteiltem Leid und Melancholie, der ist nach Genuss dieses Albums unbesiegbar. Man kann nur hoffen, dass A.A. und auch wir endlich die Isolation verlassen und diese gefühlvollen Momente endlich live zusammen erleben können.
Tracklist ´Songs From Isolation´:
- Lovesong (The Cure – 1989)
- Where Is My Mind (Pixies – 1988)
- If You Could Read My Mind (Gordon Lightfoot – 1970)
- Creep (Radiohead – 1992)
- Nights In White Satin (The Moody Blues – 1967)
- Be Quiet And Drive (Deftones – 1998)
- Every Day Is Exactly The Same (Nine Inch Nails – 2006)
- Into My Arms (Nick Cave – 1997)
- Porcelina Of The Vast Oceans (Smashing Pumpkins – 1995)
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Pic: Thomas Williams