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JESS AND THE ANCIENT ONES – Vertigo

~ 2021 (Svart Records) – Stil: Psych Rock ~


JESS AND THE ANCIENT ONES öffnen abermals das Schatzkästchen und lassen die Magie heraus. Der Zauber der NWoBHM aus ihren frühen Jahren ist längst verflogen. Es bleibt die Anbetungskultur gegenüber ROKY und THE 13TH FLOOR ELEVATORS.

Der Psychedelic Rock rollt auf dem vierten Album von JESS & Co. die Jalousien etwas hoch und gebietet okkultischen Formen zu Garagen Rock und Soul Einlass. Die Regenbogenfarben der Sechzigerjahren sollen über alle Wände und Decken hinwegstreichen. Schwere Gitarren und wuchtige Orgelklänge bleiben zweifelsohne ein Markenzeichen.

JESS AND THE ANCIENT ONES töten im Samtfeuer mit den Zombies bei Nacht. An vorderster Front natürlich die feurige Jess, an der Gitarre und zum Background-Gesang Bandgründer Thomas Corpse zur Stelle, am Bass der Fast Jake und an den Keyboards der wuselige Abrahammond sowie am Schlagzeug der wirbelnde Jussuf Af Gran.

 

 

Die Kompositionen köcheln derweil im magischen Topf über dem finnischen Feuer. Allesamt geradewegs für den Live-Einsatz zielgerichtet und gesanglich eingängig konzipiert.

´Burning Of The Velvet Fires´ mag sich als erster Happen langsam in die Ohren schleichen, mit hektischem Tastenanschlag und zum Höhepunkt mit Satzgesang. Leichtfüßig stellt sich dann das Klavier zu beinahe Americana-haften Klängen in den Raum von ´World Paranormal´. Der mitnehmende Gesang – spielt Jess eher Madeleine Elster oder Judy Barton? – bringt Song und Zuhörer um den Verstand (“World paranormal. We live our lives. In world paranormal. We want to believe.”).

Doch die Steigerungsmöglichkeit des Groove ist längst nicht ausgeschöpft. Der Mega-Psych von ´Talking Board´ gibt sich weitaus eingängiger in seiner Refrain-Gestaltung. Die üppigen Keyboards treiben den 60s-Trip ´Summer Tripping Man´ (“Can’t you see the world demise. Can’t you feel the end of times. The unrest in the great unknown. All the things that I have shown.”), der Rhythmus ´What’s On Your Mind´ und der schiere Wahnsinn ´Born To Kill´ an. Mehr Hüftenschwung und Liebe trägt ´Love Zombi´ in die ausufernden Szenen des Horror-Film-Spektakels.

Das abschließende, elfeinhalbminütige Epos ´Strange Earth Illusion´ bittet erstmals sogar wieder die BLACK SABBATH’sche Schwere herein (“I am a child of this dying race, rooted deep within this ground. Sacred waters surrounding me. They try to run them dry. Never flowers again. All feels so surreal. Yes nothing is real. Tell me why. Set me free at last. This frontier of minds, an electric warrior riding into the void. Strange earth illusion.”). Magisch & mega.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/jessandtheancientones


(VÖ: 21.05.2021)

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