ASIA MINOR – Points Of Libration
~ 2021 (AMS) – Stil: Prog Rock ~
Bereits zu Studienzeiten gründen Sänger/Gitarrist Setrak Bakirel, Gitarrist/Flötist Eril Tekeli und Schlagzeuger Can Kozla in Istanbul eine Musikgruppe. 1973 gehen alle drei zum Studieren nach Paris. Ein Jahr später treten Bakirel und Tekeli als Duo LAYLA auf, ehe sich auch Kozla ihnen anschließt. Die Position des Bassisten bleibt jedoch unstabil. Als sich Bakirels Studienkollege Jean Philippe Bottier der Gruppe anschließt, nennen sie sich ASIA MINOR PROCESS. Der Name soll als Hinweis auf ihre Herkunft und die Kultur des Nahen Ostens dienen.
Zwischenzeitlich verlässt Kozla die Gruppe in Richtung USA und wird von Schlagzeuger Lionel Beltrami ersetzt. Jetzt nennt sich die Band nur noch ASIA MINOR. In diesen Tage wird das Quartett mit zwei Gitarristen vorübergehend Flöten- und natürlich Gitarren-lastiger. Sie lassen sich vom britischen Progressive Rock beeinflussen und nehmen mit Keyboarder Nicolas Vicente erste Demos auf, um bei Plattenfirmen und Konzertveranstaltern Gehör zu finden.
– 1980 –
Schließlich produzieren ASIA MINOR mit finanzieller Unterstützung der Eltern und Freunde ihr Debüt selbst. Auf diesem befinden sich neun Lieder, zwei auf Türkisch gesungene. Die Texte sollen ohnehin nur der Untermalung der von den Sounds erzeugten Bilder dienen. Das Debütalbum ´Crossing The Line´ wird im April 1979 durch ihr eigens selbst gegründetes Label “Ware of Asia Minor” veröffentlicht, derweil in der Musik-Szene bereits der Punk in den Mittelpunkt des Interesses rückt. Sie schaffen es dennoch, ein Jahr später den Nachfolger ´Between Flesh & Divine´ herauszubringen. Inspiration finden die beiden Hauptkomponisten Setrak Bakirel und Eril Tekeli bei ihren Wurzeln in Kleinasien sowie im britischen Progressive Rock, mit Vorlieben für GENESIS und PINK FLOYD, aber auch CAMEL und KING CRIMSON.
Etwas desillusioniert lösen sich ASIA MINOR 1982 auf. Doch über 40 Jahre nach dem Debüt sind Setrak Bakirel (Gesang, Gitarre) und Eril Tekeli (Flöte, Gitarre) mit Evelyne Kandel (Bass), Micha Rousseau (Keyboards) und Julien Tekeyan (Schlagzeug) urplötzlich wieder zurück. ASIA MINOR knüpfen geradewegs an die bewährte musikalische Ausrichtung an. Hier und da verziert wiederholt der Einsatz der Flöte das musikalische Bild, das natürlich von den Keyboards mitgestaltet, aber erst von der Gitarre in diese wonnig schwelgerischen Weiten getragen wird.
– 2020 –
Die Einflüsse von CAMEL sind präsenter als die von PINK FLOYD. Der leichte Akzent beim englischen Gesang lässt zudem Vergleiche zu französischen und italienischen Prog Rock-Formationen zu. Gerade das ausgeprägte Solieren an der Gitarre öffnet bisweilen Parallelen zu CLEPSYDRA. Als Paradebeispiel dient hierzu die Eröffnungsnummer ´Deadline Of A Lifetime´. Das epische, neunminütige ´Oriental Game´ wuchert dagegen mit einem Flötensolo und das sich anschließende, beinahe ebenso lange ´The Twister´ mit seiner Eingängigkeit. Sphärische Klänge breiten sich daneben von ´In The Mist´ über ´Crossing In Between´ aus. Trotz anfänglicher Akustikgitarre und dem Flötenspiel prägen in diesen beiden Fällen Keyboards und Mellotron das Bild. Als weitere Höhepunkte müssen das leicht balladeske ´Urban Silk´ sowie das finale ´Radio Hatirasi´, der einzige türkisch gesungene Song, unbedingt hervorgehoben werden.
(7 Punkte)