STREET KOMPASS Februar 2021
Und die Tage ziehen ins Land …
… und schon wieder sind wir bei diesem kurzen Monat mit einem neuen Kompass zur Stelle,
verharren weiter im Ausnahmezustand und hören Musik, schreiben zur und über Musik.
Hier ist sie, unsere Monatsherrlichkeit, und die wie immer von Euch erwarteten, kurzgefassten Kritiken:
M o n a t s h e r r l i c h k e i t
Q u i c k – R e v i e w s
CRAWL BELOW – 9 Mile Square
2020 (Independent) – Stil: Alternative Rock/Metal
Die Frühlingssonne kämpft sich über nebelverhangene Wiesen, so wie die schweren Distortiongitarren-Gardinen das Panorama für die getragenen, melancholischen Stücke auf dem ´9 Mile Square´ erschaffen. Vorbei die wilden Rumpelzeiten des schwarzmetallischen Debüts von 2019, dem im gleichen Jahr schon der stilwechselnde Nachfolger und dieses Jahr bereits eine Cover-EP folgte. Fleißiges Bienchen da in Connecticut – Charlie „Sad Eyes“ Platteborze zeichnet sich als One-Man-Show für diese Songs verantwortlich.
Waren die zwölf eher kurzen, maximal 3-minütigen Stücke auf ´We Approach The Altar Only In Darkness´ schon eher fast folkiger Gitarrenrocknatur und erinnerten hier und da an NEW MODEL ARMY mit gezogener Handbremse, so wurden die Stärken diesmal auf sechs mächtige, kraftvolle als auch dunklere Songs im 6-Minutenbereich gebündelt. Getragen, aber nicht wirklich Doom. Erdig, aber kein Grunge. Düstere Gitarren, aber kein Post-Punk. Zuweilen hätte sich ein melancholischer Peter Steele auf diesem Album wohlgefühlt, doch der cleane Gesang erinnert mehr an Indie-Perlen der 80er. Sozusagen die tiefschwere Heavy Version von THE CURE mit gewissem Indie-Hymnenfaktor wie besonders bei ´Feed The Towers Above The Trees´ oder dem abschließenden Titeltrack.
Ein wunderschön-mäanderndes, dunkles Werk, welches gerade aufgrund der Lichtblicke inmitten der Schwermut für mich ein ideales Frühlingsalbum darstellt.
(Less Lessmeister) – www.facebook.com/crawlbelow – crawlbelow.bandcamp.com
JAMES DEAN – Rebel With A Cause
2021 (Bear Family) – Stil: Pop
“Denn sie wissen nicht, was sie tun.” – Natürlich wussten sie was sie taten. James Byron Dean wäre am 8. Februar 2021 90 Jahre alt geworden.
Zu Jimmys Ehren widmet die “Bear Family” eine brillante Zusammenstellung: Angefangen bei der Einführung mit dem Rockabilly Boogie ´Message From James Dean´ von Bill Hayes, mit den Motorengeräuschen des legendären Porsche, über einzelne Songs der Soundtracks aller drei James Dean-Filme sowie aus dem Soundtrack zu “The James Dean Story”, von Jimmys Freund/Jazz-Musiker Chet Baker und Bud Shank, darf der tragisch-legendäre Rebell selbst zu Wort kommen, einzelne Interviews und Privataufnahmen dürfen sogar auf dieser Kompilation stehen.
Lita Roza besingt den ´Jimmy Unknown´ (1956) und posthum WALTER PETER den ´James Dean Blues´ (1959), THE JETS (1978) und Bonnie Tyler (1993) jeweils ihren ´James Dean´. Hier werden Erinnerungen, womöglich auch schmerzhafte, wieder wach.
(Michael Haifl)
FRANCK RACKET – Dark Ages
2021 (Independent) – Stil: Punk/Grunge
Alternative Rock im Jahre 2021.
Zeitlich tönend wie beim Übergang von Punk zu Grunge sind FRANCK RACKET unterwegs. Das Duo aus Lille, Frankreich – Franck Racket (Gitarre, Gesang) und Pierre Level (Drums) – hat dabei etwas zu sagen, spricht über die aktuelle Angst in ´Fear´ (“When peoples fear governments, there is tyranny. When governments fear peoples, there is liberty.”) und ´Same Old Song´ (“Divided we would stand. Together, we will fall.”).
Die Produktion der Fünf-Track-EP klingt nach Punk, die Songs nach frühem Grunge – mit Stil und einer gewissen Rotzfreche. Wer die Finger in die Höhe streckt und sich dennoch Contenance bewahrt, der lebt.
(Michael Haifl) – www.facebook.com/frkrkt – franckracket.bandcamp.com
GATE TO INFINITY – Levaturium (EP)
2020 (Independent) – Stil: Progressive Metal
Nachdem sich die österreichischen Hämmerle-Brothers Bernhard (Gitarre, Backings) & Martin (Drums, Keys, Backings) und ihre passende Stimme Gabriel Harder in dieser Besetzung 2017 auf dem auch von härteaffinen Progrockern sträflichst vernachlässigten ´The Storm´ größtenteils zwischen sechs bis acht Minuten ausgetobt haben, präsentieren sie uns auf ihrer aktuellen EP fünf knackig-schlanke Songs, die geballt ihre melodischen Powerprog-Trademarks beinhalten.
Ich picke mir als grobe Richtung mal MAGELLAN und SHADOW GALLERY heraus, erwartet jedoch nicht die großen Chöre und besonders im vokalen Sektor die kompromisslose Perfektion dieser Bands. GATE TO INFINITY können mit frischen Akzenten punkten und setzen sich durch rhythmische Abwechslung vom Gros der doublebassfixierten Powercombos als auch durch Gabriels gleichmäßig-fließende Gesangslinien und Slow-Tremolo-Stimme ab, die gewiss nicht jedermann’s Sache sein wird, mir persönlich aber gut gefällt – auch wenn ich für die Zukunft hier noch eine Steigerung sehe. Instrumental ist alles in trockenen Tüchern, es werden wunderbare Atmosphären kreiert und speziell die Keyboards zerklimpern die Songs nicht, sondern weben unterstützende Soundteppiche.
Schreitet also erwartungsvoll durch das Tor der unendlichen Glückseligkeit des Melo-Progmetallers – ihr werdet nicht enttäuscht werden.
(Less Lessmeister) – www.facebook.com/gatetoinfinityofficial – www.gatetoinfinity.com
HEAVE BLOOD & DIE – Post People
2021 (Fysisk Format) – Stil: Stoner/Post Punk
Die Norweger aus Tromsø, nahe dem Polarkreis, sind auch völlig eingeschneit. Zeit für Veränderungen.
HEAVE BLOOD & DIE waren mit ihrem Doom einst für Stoneheads geeignet. 2021 sind sie für antikapitalistische Raucher annehmbar. Die Sludge/Stoner/Doom-Formation hat nämlich nicht nur die Klimaveränderung im Blick, sondern auch ihre eigene, musikalische.
Vielleicht ist ´Post People´ daher nicht nur für die Anhängerschaft des Post Rock und Post Metal akzeptabel, sondern auch für Menschen der Post-Apokalypse. HEAVE BLOOD & DIE lieben zwar weiterhin ihre schwere Musik, dennoch haben sie mittlerweile Elektronik integriert und sind eigentlich Retro, wenn sie Post Punk und New Wave einfließen lassen.
Wenn jetzt die Ersten beim Genuss von ´Post People´ an JESU denken, die anderen an DEPECHE MODE, dann sollten wir die Kräutermischung wechseln.
(7 Punkte – Michael Haifl) – www.facebook.com/heavebloodanddie
ISATHA – From Here To Beyond
2021 (Independent) – Stil: Extreme Folk Metal
Die Schöne und das Biest, Part XYZ? Macht vorher den Wahlomat: Wenn ihr traditionelle Tunes, Knüppel-aus-dem-Sack, Growling als auch weibliche Vocals gleichermaßen mögt, fällt die Wahl auf das nach 8 Jahren erschienene Zweitwerk von ISATHA. Das ungarische Oktett agiert unsinfonischer wie HAGGARD, Parallelen gibt es dennoch: Wenn thrashig, dann kracht es mit Macht und Speed aus allen Rohren, wenn Tradition, dann stimmig-dudelnd. Der FINNTROLL-ische Folkanteil kommt richtig gut und letztendlich ergänzt die weltmusikalisch als auch fetzig eingesetzte Stimme von Judit Dauda das tiefbösartige Growling und Gekeife von Dániel Horváth absolut passend.
Ich habe schon lange nicht mehr solch eine heidnische Freude an flinkem Folk Metal gehabt und das liegt an dieser perfekt abgestimmten Mischung aller Zutaten, gewürzt mit einer Prise heldenhaften Themen, Akustik- und Keyboardatmosphären und dieser ganz speziellen Etnik. Sogar meine geliebte MILA MAR winkt mir geistig im Outro ´Farewell´ voller Anmut zu. Düster-wildes, in der alten Ära vergangener Mythen verankertes Herz, was willst du mehr? Wer bei ´Nature Arise´ oder ´Gift´ nicht abgeht oder in die Zeiten der Vorväter abtaucht, sucht am Besten gleich das Weite in der Schönen neuen Welt.
(Less Lessmeister) – www.facebook.com/isatha – isathamusic.bandcamp.com
KRAYENZEIT – Staub Und Tränen – Teil 1: Aus Der Asche
2021 (Trisol / Soulfood) – Stil: Folk/Mittelalter Rock
“Asche zu Asche, und Staub zu Staub” sangen bereits ganz famos SUBWAY TO SALLY.
KRAYENZEIT sind diesen Großtaten derzeit auf den Fersen. Sie haben ein Doppel-Album namens ´Staub und Tränen´ im Visier und lassen aktuell Teil 1: ´Aus der Asche …´ auf die Menschheit los.
Insbesondere in Songs wie ´Wir sind Geschichte´ und ´Die Rabenfänger´ müssen sie keinerlei Fersengeld bezahlen, wenn sie ihren Folk-/Mittelalter-Rock in bester Form vorführen. Aber auch leisere Töne werden, in ´Je länger umso lauter´ und ´Unsterblich´ umso kraftvoller dargeboten. Bei all dem Spieltrieb sticht noch das Duett ´Durch den Sturm´ von Sänger Markus Engelfried mit Annie Riediger und nicht gar so schmackhaft der Elektro-Rock von ´Küss den Frosch´ heraus.
Freunde von SALTATIO MORTIS und FORGOTTEN NORTH sollten auch Deine werden!
(7 Punkte – Michael Haifl)
LAKE OF TEARS – Ominous
2021 (AFM/Soulfood) – Stil: Hard Rock/Goth Rock
Zehn Jahre sind seit `Illwill` vergangen, in denen sich LAKE OF TEARS zu einem Ein-Mann-Projekt transformiert haben. Einziger Überlebender, im wahrsten Sinne des Wortes, man bedenke Daniel Brennares schlimme Erkrankung, geht eben dieser mit Söldnern an den Start und liefert ein zutiefst schwarzes Album.
LAKE OF TEARS lieferten nie beständig, sie waren wie ein Chamäleon, das sich vom Stoner/Space Rock zum Dark Prog, Gothic Doom zum metallischen Prog und zurück entwickelte. Dieses neunte Studioalbum klingt wie ein Selbstfindungstrip des Herrn Brennare, dessen positive Lebenseinstellung kaum noch vorhanden ist. Musikalisch wirkt sich das in zähen, dunklen, poetischen Stücken aus, die getragen werden von breiten Goth-Melodien, dezent eingesetzten, harten Gitarren und vielen Effekten. `Ominous` ist ein Konzeptalbum über einen Astronauten, der alleine durchs Weltall schwebt und seinem Ende entgegen sieht. So klingt auch das Album. Düster. Einzig `One` ist eine Metal-relevante Nummer, die Parallelen zu alten Großtaten bereit hält. Den Rest muss man sich erarbeiten. Wahrscheinlich die logische Fortsetzung des Vorgängers, aber ob Fans hier noch mitgehen? Um den Spirit des Albums zu erahnen sollte man `Cosmic Sailer` antesten.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – www.facebook.com/thelakeoftears
MOTHER ROAD – II
2021 (Metalapolis Records) – Stil: Hard Rock
Der blues-basierte Hard Rock von MOTHER ROAD konnte schon auf dem 2014er Debüt `Drive` überzeugen. Nach einer kurzen Auszeit hat man sich neu aufgestellt und aktuell setzt sich die Band aus Gitarrist Chris Lyne (SOUL DOCTOR), Sänger Keith Slack (ex-MSG, ex-STEELHOUSE LANE), Drummer Zacky Tsoukas (ex-SOUL DOCTOR) und ex-DOKKEN, TED NUGENT, MSG Bassist Barry Sparks zusammen.
`II` lebt von den klassischen Zutaten des Seventies Hard Rock und seinen bluesigen Komponenten. Im musikalischen Dreieck von BAD COMPANY, WHITESNAKE und HUMBLE PIE bewegt man sich zielsicher. `Sticks And Stones` untermauert die These, dass diese Art von Mucke absolut zeitlos immer funktioniert. Aus einer Nummer wie `Matter Of Time` trieft der Blues, der Schweiß, die Leidenschaft und Geist der Siebziger. Zusätzlich ausgestattet mit einem ohrwurmhaften Refrain, hat der Track einen enormen Langzeiteffekt. MOTHER ROAD liefern handgemachte Mucke für Fans, die nicht auf den Zeitgeist schielen, sondern auf alte musikalische Traditionen setzen.
(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – www.facebook.com/themotherroad
NIGHT PROWLER – No Escape
2021 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal
Zeitmaschinentrip gefällig? Die brasilianische Truppe um Bandleader/Gitarrist Luke D. Couto veröffentlichte `No Escape` 2018 in seiner Heimat in einer übersichtlichen CD-Auflage. „Dying Victims Productions” haben diesen kleinen musikalischen Edelstein nun für Europa lizensiert und bringen eine Wiederveröffentlichung an den Start in Vinyl- sowie CD-Format.
NIGHT PROWLER orientieren sich ganz deutlich an britischen Bands und dem NWoBHM. Wüsste man nicht, dass die Truppe aus Südamerika kommt, man würde absolut auf eine britische Combo tippen! Hier und da hört man IRON MAIDEN-ähnliche Twin-Gitarren und Rhythmen. Dazu klassische NWoBHM-Einlagen a la SAMSON oder SAXON. Der Gesang wirkt ebenso sehr britisch. Auch wenn man nichts umwerfend Neues bietet macht das Ding echt gute Laune. Die Produktion ist der damaligen Zeit angepasst, was wiederum die Mucke perfekt unterstützt. Anspieltipps auf alle Fälle der Titeltrack und daneben `Make It Real`, `Burning Desire` oder etwa das superflotte `Never Surrender`! Kann man empfehlen, keine Frage.
(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – dyingvictimsproductions.bandcamp
SKYHAMMER – The Skyhammer (EP)
2021 (Independent) – Stil: Heavy/Power Metal
Who owns Heavy Metal? Muahaha, wem pellt es nicht gerade die Gänsehaut über die Ohren in Gedenken an diesen famosen Live-Monolog eines einstigen Metal Kings, der dachte, es zu wissen. Mindestestens so sehr wie der olle Richard Wagner und Germanien haut hier Australiens SKYHAMMER fünf Jahre nach ihrer ersten EP dem Fragesteller auf’s Maul!
Ungeachtet der derzeitigen Situation werfe ich mal für die grobe Richtung den Namen ICED EARTH in den Raum, dazu gesellt sich die donnernde Epik anderer US-Abrissbirnen wie PHARAOH oder RESISTANCE. Daneben frönen die Australier wie auch auf dem ersten Demo mit A-HA ihrem Faible für 80er Coversongs, hier fliegt euch die vom „Top Gun Soundtrack“ bekannte ´Danger Zone´ von Kenny Loggins um die Ohren. Wer nach ´Chains Of Life´ noch ruhig bleiben kann oder sein Schwert zu ´The Syhammer´ in der Scheide stecken lässt, der hat kein Metal Heart mehr.
Heavy Metal is owned by Metalheads all over the World and Australia delivers!
(Less Lessmeister) – www.facebook.com/SkyhammerAU – skyhammer1.bandcamp.com
SPELLFORGER – Upholders Of Evil
2021 (Personal Records) – Stil: Speed/Thrash
Aus Indonesien stammt dieses Quartett, 2020 gegründet, direkt eine Single unters Volk gebracht und schon im nächsten Jahr wird diese EP nachgelegt. Weil es so schön international ist, über eine Label in Mexiko. So klein ist die metallische Welt.
SPELLFORGER sind genau das richtige für Krachfetischisten. Sie bieten mit ihren 5 (plus einem Intro) eher kurze und übersichtlichen Tracks einen charmanten aber räudigen Krachbatzen, der allen gefallen sollte, die sich an frühen SODOM laben oder in den letzten Jahren etwa INDIAN NIGHTMARE unterstützt haben.
Und so handeln (ja, das sind die klassischen Pseudonyme) Horrifier, Lord Tchort, Invoker und Middernacht frei nach dem alten Volkslied “Heute haun wir auf die Schnauze, ja wir prügeln durch bis morgen früh, immer feste in die Fresse, ist für uns die schönste Melodie…”
(7,5 Punkte – Mario Wolski) – www.facebook.com/spellforger.band
V/A Lonely Street – 32 Tearjerkers For My Shadow, My Echo And Me
2021 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll
Wie geht es Euch in diesen Tagen? Ist Eure Stimmung zu Tode betrübt oder himmelhoch jauchzend? Seid Ihr einsam? Müsst Ihr Schicksalsschläge verkraften? Spürt Ihr eine gewisse Ausweglosigkeit? Dann ruft bitte eine Beratungsnummer an.
Könnt Ihr es noch ertragen, dann hat Nico Feuerbach im Auftrag der “Bear Family” für Euch 32 Songs zusammengestellt, die Euch nicht nur über die aktuelle Situation hinweghelfen: ´32 Tearjerkers For My Shadow, My Echo And Me´.
Also 32 Songs aus den Bereichen des Rock & Roll, Country und Rhythm & Blues sollen der eigenen Stimmung gerecht werden: die ´Lonely Street´ von Gene Vincent, die ´Lonely Saturday Night´ von Don French, ´Loneliness´ von Johnny Seay oder die ´Lost Love´ von H.B. Barnum, der Schmerzensschrei von ´I’m So Lonesome I Could Cry´ von Ronnie Hawkins, die ´Lonesome Town´ von Ricky Nelson, die ´Lonesome Road´ von Ronnie Summers und der schreiende Abschied ´Crying Goodbye´ im alternativen Take von Ric Cartey. Kopf hoch. Morgen wird wieder ein schöner Tag.
(Michael Haifl)
VAJRA – Irkalla (EP)
2021 (Thunder Cult Records) – Stil: Female Fronted Alternative Metal
Energetischer Independent Metal mit Frontdame ist ja genau mein Ding, der Opener ´Maja´ donnert neun Jahre nach dem Debütalbum ganz nach meinem Gusto mit eigener Note los und auch ´Crown Or Crucify´ bedient ebenfalls Freunde von IN THIS MOMENT über HALESTORM bis hin zu GUANO APES oder DIE HAPPY auf wunderbarste Weise.
Leider enthält die vielversprechende EP der New Yorker nach all der Zeit nur drei “echte” Songs, die anderen drei bestehen recht unspektakulär aus anderthalb Minuten Intro, 3 Minuten Soundintermezzo mit Geschwurbels und 2 Minuten Outro, die wohl zusammen für den esoterischen Aspekt des Fünfers stehen, davon gibt’s wohl auf den physischen Tonträgern noch drei mehr, über die ich allerdings nichts berichten kann. Dafür jedoch ist ´Sever The Tie´ ein regelrechter Smasher.
Ich warte gespannt auf die nächste reguläre Scheibe und behalte VAJRA bis dahin im Auge und bester Erinnerung.
(Less Lessmeister) – www.facebook.com/vajratemple – vajraofficial.bandcamp.com
BOBBY VEE – The Drugstore’s Rockin’ – Suzie Baby
2021 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll
“The Drugstore’s Rockin'” ist die Reihe – ´Suzie Baby´ ist der Albumtitel, und zugleich die erste, 1959er Single von Bobby Vee. Robert Thomas Velline, Künstlername Bobby Vee, wurde nach dem Tod von Buddy Holly Sänger der THE SHADOWS und zum Teenager-Idol.
Am 3.2.1959, The Day the Music Died, verunglückten Buddy Holly, Ritchie Valens und Big Bopper – und Bobby Vee, gerade einmal 15 Jahre, sprang auf der Tour als Ersatz ein. Produzent Snuff Garrett erkannte sofort das Potential des kommenden Teenager-Stars.
Bobby Vee rockte und rollte ordentlich in seinen frühen Jahren. Und genau diese Blütephase, die Jahre von 1959 bis 1962, sind auf dieser Kompilation festgehalten: die Hits ´Suzie Baby´, ´Devil Or Angel´, ´Rubber Ball´ sowie ´Take Good Care Of My Baby´ und ´The Night Has A Thousand Eyes´, nahezu alle, von Snuff Garrett produzierten Songs.
(Michael Haifl)
WEDGE – Like No Tomorrow
2021 (Heavy Psych Sounds) – Stil: Retro Rock
Da ist sie. Da ist eine der Juwelen, die immer wieder im Alltag verloren gehen. Wenn sie dann wieder gefunden werden, umso besser. Eben, wie es mir ging mit dem Berliner Trio WEDGE. Bisher mir nur dem Namen nach bekannt, kam mir hier ihr Drittwerk unter. Trotz aller Klasse, immer wieder wurde es zur Seite geschoben zugunsten anderer Scheiben anderer Bands. Das ist schade.
Denn WEDGE liefern einen abwechslungsreichen, hoch fesselnden Retro Rock, der mit fuzzigen Einlagen glänzt, in dem die Orgeln orgeln wie weiland 1968, der einfach Gute Laune versprüht. Und wenn mir mit ´Blood Red Wine´ DAS Peer Gynt-Gedächtnisriff um die Ohren fliegt, kann ich gar nicht mehr widerstehen. Und ja, irgendwie gefallen mir die besser als manch andere KADAVER…
(8,5 Punkte – Mario Wolski) – www.wedgeband.com
WITCHSEEKER – Scene Of The Wild
2021 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal
Die aus Singapur kommenden WITCHSEEKER haben auf ihrem zweiten Album zum Quartett hochgerüstet. Musikalisch schielt da kein einziger Ton asiatisch durch. WITCHSEEKER bringen es doch tatsächlich fertig cheesy und heavy gleichermaßen zu klingen. Zudem liefern sie überwiegend sehr flott bis zur Grenze des Speed Metal. Letztgenanntes Genre fliegt in Form von `Lust For Dust` oder `Break Away` in die Gehörgänge.
Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und schmeiße MÖTLEY CRÜE mit `Live Wire` ins Spiel, dies verbunden mit ENFORCER und Co., und man hat in etwas das was WITCHSEEKER liefern. Old Schooliger, schneller Heavy Metal mit L.A.-Strip-ähnlichen Melodien. Nett, wenig neu, aber irgendwie auch gut zu hören. Das Level der Songs bleibt annähernd gleich, extreme Ausfälle ins Positive wie Negative bleiben aus. So liegt hier ein Album vor, das Puristen erfreut, anderen zu klischeehaft daher plätschert und wiederum andere kaum aus der Fassung bringen wird. Nett gemacht, teils austauschbar, aber dennoch vertretbar.
(knappe 7 Punkte – Jürgen Tschamler) – www.facebook.com/witchseekersg
ZERO THEOREM – The Killing II (EP)
2021 (SAOL/The Orchard) – Stil: Modern Metal
Da isser also, der zweite Teil des mörderischen EP-Duos der harten Melodiemänner aus L.A. und überzeugt von Anfang an mit dem bereits auf ´The Killing I´ ohrwurmsicher zelebrierten, leider mehr real existierenden als dystopischen Sci-Fi-Konzept um technologische und politische Gefahren mit der gleichzeitigen Hoffnung auf eine gemeinschaftliche Zukunft, wenn man nur endlich die Lügen von der Wahrheit trennt und sich kompromisslos aktiv gegen der Verrohung der Gesellschaft stellt.
Natürlich werden ZERO THEOREM auch dieses Mal erklärte Feinde von DISTURBED und FIVE FINGER DEATH PUNCH nicht zu kraftvollem, modernen Metal bekehren, dafür bekommen Melodiefreaks ohne Gegenwartsängste die Vollbedienung und Experimentierfreunde, die sich einst nicht gegen den Nu Metal gesträubt haben, stellen fest: die grandiosen Strophen von ´Waiting´ hätten KORN nicht gefühlvoller hinbekommen.
Das Kräftemessen mit den Großen des Genres geht in die nächste Runde, der Staffelstab wurde erfolgreich übergeben und der Vorsprung der etablierten Bands schmilzt weiter. Mich machen die Refrains von ZERO THEOREM jedenfalls süchtig und das metallische Tanzbein zuckt dauerhaft.
(Less Lessmeister) – www.facebook.com/zerotheoremband – zerotheorem.bandcamp.com
Seid tapfer und haltet den Kopf hoch, beim Bangen. Bis zum nächsten Klick.
Euer Michael und das gesamte Streetclip-Team
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