PlattenkritikenPressfrisch

EMPYRIUM – Über den Sternen

~ 2021 (Prophecy Productions) – Stil: Neo Folk/Black Metal/Symphonic Folk ~


Finstere Wälder, nebelverhangene Berge, alte Ruinen und schmale Pfade, auf denen unheimliche Kreaturen darauf warten, unachtsame Reisende zu überfallen. Das sind oftmals die Bilder, die dunkle Neo Folk-Musik in den Köpfen der Hörer hervorruft. Das Genre hat eben eine spezielle Tiefe und atmosphärische Romantik und nur wenige haben es im Laufe der Jahre besser gemacht als die deutschen Klangkünstler von EMPYRIUM.

Das aus Hendungen in Bayern stammende Duo begann als melodische Black Metal-Band und hat sich im Laufe der Jahre in etwas viel nuancierteres und interessanteres verwandelt. Sie mischten den Schwarzmetall zunehmend mit dunklem Rock und akustisch geführter Volksmusik, bis die frühen Einflüsse zunehmend überholt wurden und nach und nach verschwanden. Spätestens mit ihrem Comeback-Album `The Turn Of The Tides` von 2014 wurde fast jeder Anschein von Metal zugunsten eines umfassenden Neo Folk-Ansatzes aufgegeben.

Markus Stock (Gesang, akustische und elektrische Gitarren, Schlagzeug, Bass, Keyboard, Hackbrett) und Thomas Helm (Gesang, Keyboard, akustische Gitarren) haben seither wunderschöne Sounds geschaffen, unabhängig davon, ob nun schwerer oder zarter oder ätherischer – ihre Musik war stets von höchster Qualität.

Auch auf `Über den Sternen` verschmelzen die beiden ihre Einflüsse zu einem Werk an erhabener Schönheit, das lyrisch reich an germanischer Folklore ist und musikalisch sowie stimmlich eine Mischung aus ihrem neueren Folk-Sound darstellt, aber auch die schwere Gitarre und die bedrückenden Schreie ihrer Vergangenheit zurückbringt. Die verzerrten Gitarren und die abrasiven, schroffen Vocals bewahren dabei ein Gefühl von rauer, grobkörniger Eleganz, um die leiseren, zerbrechlicheren Elemente der Musik zu ergänzen und einander gegenüberzustellen. Songs, allesamt wie aus einem dunklen Märchen.

Die Eröffnungskomposition `The Three Flames Sapphire` beginnt mit einer zarten Gitarrenmelodie, die bald von den wunderschönen Klängen eines klagenden Cellos begleitet wird, bevor sie schnelleren Akustik-Gitarren und folkloristischem Drumming Platz macht. Eine Flöte bietet eine skurrile Note, wenn stärkere, aber zurückhaltende Melodien entstehen. Der Gesang ist geschichtet – mal geflüstert, mal gesprochen oder gar chorartig, fast schon religiös klingend.

`The Wild Swans` hingegen zeigt die fast mühelose Symbiose zwischen der volkstümlichen Seite EMPYRIUMs und der Rückkehr zum schwereren Material aus der Frühphase. Der Song öffnet sich leise und es folgt ein einfacher Drum-Beat, der neben schnellem, kaltem Riffing den schroffen Gesang von Markus Stock einleitet. Eine fesselnde Melodie findet sich in den sieben Minuten Spieldauer schließlich immer wieder, was der Komposition ein Blackgaze-Feeling verschafft, während die zart ausgewählten Akustik-Gitarrennoten in die wehmütigen, mit Synthesizer geführten Atmosphären, hinein- und herausweben.

EMPYRIUM gehören nun bereits seit langem zu den reichsten Schöpfern dunkler Folk-Klänge und die Zeit hat ihre Instinkte und Fähigkeiten nicht gemindert. Mit `Über den Sternen` haben sie teilweise zurück in ihre Metal-Vergangenheit gegriffen und sie in die Gegenwart gebracht, um eine authentische Verschmelzung von Stilen zu schaffen, die in ihrer Ausführung beeindruckend und in ihren Ergebnissen äußerst schön ist. Ein Album, reich an ausgedehnten Passagen stiller Selbstbeobachtung, die eine kalte, neblige Herbstküste heraufbeschwören, perfekt als Soundtrack zu einer kalten Winternacht.

(8 Punkte)

www.facebook.com/Empyriumfans


(VÖ: 26.02.2021)

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"