ROLAND BÜHLMANN – Dubnos
~ 2020 (Independent) – Stil: Prog Rock/Fusion ~
Roland Bühlmann war bislang der Spezialist für das Unerwartete und das Ungewöhnliche. Als Gitarrist und Multiinstrumentalist, als Komponist und Produzent fand er bislang immer den Dreh, seine Kompositionen einmalig klingen zu lassen. Auf dem Vorgänger ´Crucial´ ging er auch mit Steinen, Schraubenschlüsseln und Messern an die Sinfonien heran, hatte er eine Guitalele, die Halszither Hanottere sowie das Zupfinstrument Kinnor in Gebrauch. Der Lochfotograf entwarf zudem sein Coverartwork selbstverständlich höchstpersönlich.
Ende 2020 veröffentlicht Roland Bühlmann sein viertes Werk, bei dem er diesmal als Coverartwork das schön gelb-bunte Bild “Akzeptanz” des Künstlers Heiko Powell, der von Picasso und Kandinsky beeinflusst ist, nutzt. ´Dubnos´ ist abermals anders und speziell.
Natürlich kommen auch weiterhin solch spezielle Instrumente wie Zweige, Steine, eine Vase, ein Öltank und ein Schraubenschlüssel zum Einsatz. Roland Bühlmann öffnet sich jedoch nicht nur gegenüber einem fremden Künstler in der neuen Artwork-Gestaltung, sondern lädt erstmals Musiker zu seinem Projekt ein. Selbst bedient er die elektrische und die Bass-Gitarre, einen Aeon Sustainer, einen analogen Korg MS-20 Synthesizer und Logic Software. Bis auf ein Lied unterstützt ihn dabei Terl Bryant (IONA, STEELEYE SPAN, Peter Gabriel, John Paul Jones u.v.m.) am Schlagzeug.
Der Opener ´Mighla´ zeigt bereits eine Rhythmik in flirrender Spielweise, zum Abtauchen und Träumen. Dass die Lieder nicht in die Belanglosigkeit abdriften können, dafür sorgt gleichwohl die Gitarre in Sphären von KING CRIMSON. Für einen weiteren Pfiff sorgt die Wölbbrett-Zither Koto. Yukiko Matsuyama spielt sie in den beiden Neunminütern ´Dubnos´ und ´Aaschutz´ und trägt somit einen leichten Weltmusik-Ansatz in die Musik hinein. Die Künstlerin komponiert ansonsten als Solistin auf ihrer Koto neuzeitliche Musik aus Jazz, Pop, New Age und Weltmusik, hat schon mit SHAKIRA, mit Jazz-Bassist Alphonso Johnson und Motown-Legende James Gadson performt und mit Paul Winter aufgenommen. Den bohrenden Gegensatz der Welten treibt ´Aaschutz´ mit dem, neben der Koto, zusätzlichen Einsatz der Geige von David Cross (ex-KING CRIMSON) noch auf die Spitze, verstärkt durch Synthesizer sowie Jazzrock-Ansätze. Dagegen erzeugt die Hammond-Orgel in ´Ubiquitous´ einen wohligen Retro-Faktor, lässt aber auch Progrock und Jazzrock zum Zuge kommen. Das große Finale ruft das elfminütige ´Galgallim´ mit Soundscapes und einem Spektakel nicht nur für Anhänger des breiten Spektrums vom Purpurkönig aus.
Kurzum: Für Kopfhörer-Leckermäulchen, ob mit gelber Stein- oder Ölkännchen-Dekoration, ausgesprochen zu empfehlen.