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THE HOLD STEADY – Open Door Policy

~ 2021 (Positive Jams-Thirty Tigers/Membran) – Stil: Rock ~


Vor etlichen Jahren, es kam gerade ´Stay Positive´ (2008) raus, sagte ich etwas überheblich zu einem Kumpel: „Diese Typen sind eine talentierte Hardcore-Band, die BRUCE SPRINGSTEEN nacheifert. Können die FOO FIGHTERS besser.“ Auch wenn Ersteres stimmt – mit den FOO FIGHTERS bin ich mir indes nicht mehr so sicher.

Fakt ist aber, dass THE HOLD STEADY-Sänger Craig Finn der Hemingway unter den Rock-Poeten ist. Er erzählt immer die geilsten Geschichten, fern ab dem üblichen Gesabber von Frauen, Depressionen und weiteren Allgemeinplätzen, die wir uns sonst so von Rock-Bands vorlallen lassen. Finn ist ein Literat. Hört Menschen zu, berichtet darüber, nicht nur über sich. Wäre auch ein guter Rapper geworden, so tight sind seine Rhymes. Diese Inhaltsdichte findet sich auch wieder auf ´Open Door Policy´.

Schlaff, aber schön

Was noch? Das Übliche. Mid-Tempo-Rock – mittlerweile so relaxt wie ein dreifacher Vater auf seinem 8. Junggesellenabschied mit abschließendem Table-Dance-Besuch, bei dem sein gleichaltriger 40-jähriger Kumpel, der Bräutigam, nochmals all‘ seine Jugendlichkeit und Potenz beweisen will. Und unser Vater guckt derweil dem Berufsjugendlichen beim Scheitern zu, lächelt milde – und trinkt ein weiteres Glas Wasser, um dem gefürchteten Kater vorzubeugen.

Ohne Folgen bleiben auch alle zehn Songs auf ´Open Door Policy´, keiner hat Biss – aber alle gefallen. Das ist wohl der größte Unterscheid zu 2008, als THE HOLD STEADY noch zeigten, dass sie YOUTH OF TODAY und den Boss kreuzen können. Heute ist ihnen der Boss gleichwohl deutlich wichtiger. Langsamere, zahmere Songs – aber alle großes US-amerikanisches Leinwand-Kino. Und Finns Worte verdienen wieder Konzentration, also: Zuhören! Was ´Open Door Policy´ auszeichnet, ist, wie es als opernhafte Rock’n‘Roll-Platte funktioniert – mit der Emphase auf dem Melodrama, nicht der Härte.

Übrigens, Nachwuchs gab’s auch: Ergänzt wird die Band durch eine Bläser-Sektion sowie Sidekicks an den Mikros und Trommeln, nun bestehend aus Stuart Bogie und Jordan McLean sowie Cassandra Jenkins und Annie Nero als Backup-Sängerinnen; Matt Barrick macht die Percussions.

No ´Born To Run´ – but still a class of it’s own.

(7 Punkte)


(VÖ: 19.02.2021)

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