SARIN – You Can’t Go Back
~ 2021 (Prosthetic Records) – Stil: Post Metal ~
Taschentücher raus. Wer von euch vermisst ISIS? SARIN auch. Und sie – Achtung Spoiler! – schaffen es, nicht als Klone, sondern als Brüder-im-Geiste zu reüssieren. Den von ISIS gut bestellten Acker lassen sie neu erblühen. Verdammt knackig sogar.
`You Can’t Go Back`, das sind sechs Songs in 33 Minuten – zugleich das dritte Album der Kanadier. Es ist ihr bislang bestes. Fokussiert, ausbalanciert und gut produziert. Das Schöne an SARIN ist, dass sie jedwede Klischee-Klippe gekonnt umschiffen. Moshen hart, grooven feist, schwelgen in elegischen Gitarren-Interludes. Aber die Musiker aus Toronto reiten diese Wellen gekonnt – und perfekt getimt. Immer dann, wenn du denkst: „Hmm, das ist doch ein Riff von …“, wechseln sie Tempo, Timbre und oft die Tonlage – bringen neue Spannung rein. Und dass der Sänger klingt wie Aaron Turner, dies sehen wir im Gesamtkontext auch mal ganz klar als Pluspunkt.
Thinking Man’s Metal
Alle sechs Songs haben ihre Spezifika, nehmen dich mit in eine andere, intelligentere Metal-Welt. Während der Opener `Cold Open` noch Post-Metal im Parforce-Ritt ist, verzaubert das nachfolgende `When You Melt` mit einer Eleganz und einer abschließenden, stakkato-getriebenen Dropped-D-Coda, die im aktuellen Wettbewerb ihresgleichen sucht. Auch ein Schmankerl ist Lied Nr. sechs, `Leave Your Body`. Durchdacht und mit einem spannenden Laut-Leise-Wechselspiel. Muss man draufhaben, um nicht altbacken zu wirken. SARIN sind generell weit weg von den typischen Metal-Themen. Die Lyrics behandeln zerbrochene Beziehungen: Was lief schlecht, was habe ich daraus gelernt – wie kann ich glücklicher werden, auch allein? Authentisch und unprätentiös.
Randbemerkung aus dem Promo-Zettel für Interessierte: `You Can’t Go Back` hat sich auch dank Simon Larochette und seinem analogen Feinschmecker-Equipment in den The Sugar Shack-Studios in Ontario so gut entwickelt. Der Mann macht sich gerade einen Namen als Sound-Engineer. Sollte man auf dem Zettel haben.
Also: Hut ab auch vor Drummer Aleks Hara, Bassist Andrew Salmon, Gitarrist Matt Dakers sowie Gitarrist und Sänger in Personalunion, David Wilson. Empfehlung.
(8 Punkte)
(VÖ: 05.02.2021)