ACCEPT – Too Mean To Die
~ 2021 (Nuclear Blast Records) – Stil: Heavy Metal ~
Bei ACCEPT-Scheiben kann kein Kuttenträger etwas falsch machen. Selbst in ihrem zweiten (oder dritten) Frühling leben ACCEPT den Metal wie sie ihn seit Jahrzehnten schmieden. Mastermind/Gitarrist Wolf Hoffmann legt weiterhin seine Verliebtheit zur klassischen Musik dar. Die Gitarren klingen ohnehin wie das echte und wuchtige Pfund einer Drei-Mann-Gitarren-Armada zu klingen hat, seit neben Wolf Hoffmann und Uwe Lulis auch Philip Shouse (LUCIFER, ACE FREHLEY) eine in die Hand genommen hat. Und Mark Tornillo spielt auf seinem fünften Album bei ACCEPT immer besser den Straßenköter mit Whisky im Blut als bestmöglichste Antwort auf Udo. Obendrein übernahm Martin Motnik (CODE OF PERFECTION, ex-DARKSEED) die Bass-Saiten von Peter Baltes, dem Mann der ersten Stunde. Dass das Bandgefüge der urteutonischen Metal-Formation gewissermaßen der Globalisierung zum Opfer gefallen ist, sollte der treue Alt-Metaller jedoch verschmerzen können.
Denn ´The Best Is Yet To Come´ – wie man so schön sagt und wie alle Metaller und Metallerinnen in dieser Midtempo Halbballade mit schön schwenkender Melodie erfahren dürfen. Die Botschaft des Songs scheint dabei mehr als eine Lebensphilosophie zu sein, wenn die Gewissheit oder die Hoffnung einsetzt, auf dem Sterbebett sagen zu können, dass das Beste noch kommt und die Einsicht von Vergebung und Liebe Bestand hat.
Das 16. Studioalbum ´Too Mean To Die´ dürfte die Zeit in der Tat überdauern. Es bietet zwar keinerlei Innovation, belegt aber gerade in diesen Tagen, dass der Metal noch lebt, und ACCEPT auch.
In Zeiten, in denen “a new epidemic has control of this land”, schenken ACCEPT mit einem fetten Gitarren-Sound in JUDAS PRIESTs ´Painkiller´-Manier die ´Zombie Apocalypse´ aus und sprechen in diesem, letztlich doch klassischen Band-Song nicht über gewöhnliche Zombies, sondern über eine neue Generation auf den Straßen, die durchgehend auf ihre Smartphones starrt. Ebenso zeitkritisch prangert ´No Ones Master´ die Macht der Medien über die Massen an (“The media’s controlling the masses, stoking our anger and fear, further dividing the classes, serving the richest careers.”), schließlich will niemand Sklave eines anderen sein. Komponiert wurde der Song von Bassist Martin Motnik, der gleichfalls den schlichten Sucker über Verlierer, Lügner, Narzissten und Welt in Flammen-Setzer namens ´Sucks To Be You´ eingebracht hat.
Bei all dem Übel auf der Welt fragen sich ACCEPT, ob und wie wir nachts überhaupt noch schlafen können. ´How Do We Sleep´ bei all dem Wahnsinn in der Welt (“It’s a war of truth and lies, a search for right and wrong, who will fall and who will rise, the battle rages on.”)? Man könnte natürlich sagen: ´Not My Problem´, mit einer schön melodischen Bridge und einem allzu schlichten Refrain zum Shouten. Diese Haltung hilft jedoch niemandem. Zudem sind in dieser neuen Welt noch diese lästigen ´Overnight Sensation´s, die als kurze Sensation allein eine kurze Befriedigung schenken und eine kurze Halbwertszeit besitzen (“It’s all viral masturbation.”), dennoch mit “Hey” und “Hoh”-Verlautbarungen sowie den klassischen ACCEPT-Chören ausgestattet sind. Schließlich lieben alle diese “Ohh-Ohh-Ohh”-Augenblicke aus den bereits bekannten ACCEPT-Hymnen, da fühlt sich jeder Metaller umgehend Zuhause, desgleichen natürlich im Metal-Marsch ´The Undertaker´. Gleichwohl muss Wolf Hoffmann im lieblichen neo-shredding Style Beethovens Neunte zitieren. Denn in einer Komposition über Beethovens Leben, ´Symphony Of Pain´, ist eine Einbeziehung dessen Fünfter und Neunter Sinfonie zwingend notwendig. Ebendeshalb darf es nochmals zum Abschluss in ´Samson And Delilah´ eine edle instrumentale Zurschaustellung geben. Wie das Urgestein ACCEPT eben leibt und lebt, obwohl es seit der Wiederauferweckung mit ´Blood Of The Nations´ anno 2010 schon fideler anzutreffen war.
(7 Punkte)