SPERLING – Zweifel
~ 2021 (Uncle M Music) – Stil: Post-Hardcore ~
Dieser SPERLING ist im Hunsrück sesshaft und hat sich trotz Hardcore-Grundlage kein allzu schlimmes Gezeter für seinen Paarungsschrei auserwählt. Es sind sogar fünf Sperlinge, die den gesamten Winter in unseren Gefilden ausharren, um üblicherweise auf bessere Temperaturen zu hoffen. Dieses Vogel-Quintett tiriliert im Post-Hardcore, gerade weil es in seinen gediegenen Klängen niemals allzu garstige Gesänge anstimmt.
Zwölf Lieder lang verzaubern die Sperlinge auf ihrem Debüt mit der Mischung aus Indie Rock und Post-Hardcore sowie einer instrumentalen Überraschung. Neben einer Gitarre strahlt im Klangkosmos von SPERLING ein Cello. Diese Besonderheit manifestiert zugleich die Einzigartigkeit von SPERLINGs Musik.
Wunderschön lässt sich die Welt des SPERLINGs mit der ersten ´Eintagsfliege´ des Tages erkunden. Der Sperling zeigt allererste Schreie und Emotionen. Stück für Stück findet man sich in dessen Welt mit Sprechgesang ein, überraschenderweise mit deutschgesungenem. Er singt von den immer gleichen Vögeln in seiner Welt, die alle nur mit der Mode gehen. ´Bleib´ und ´Baumhaus´ zeigen hingegen die härtere Seite der Zwitscher-Boys. In diesen Momenten blicken sie in ihrer eigenen Vogelwelt zurück. In ´Relikt´ kommt die rhythmisch-modernere Seite, mit all ihren Dynamiken zum Vorschein. Entgegen des Titels ´Stille´ geht es hier mächtig flatternd zur Sache, Cello und Gitarre im wunderbaren Einklang und Wechselspiel. Die fast menschlichen Depressionen zeigen sich in der Melancholie von ´Mond´ und die wahren Emotionen im akustischen ´Schlaflied´ zum Ausklang.
Die Sperlinge haben sogar Namen: Johannes (Gesang), Malte (Gitarre), Max (Bass), Josh (Drums) und Luca (Cello), der auch auf dem letzten LONG DISTANCE CALLING-Scheibchen zu hören war. Und sie scheinen von Ängsten und einer gewissen Hoffnungslosigkeit geprägt zu sein, kein Wunder anno 2020, sei es von ihrem gewöhnlichen Alltagsschmerz oder auch von ihrem Liebesleben. Sein Singsang scheint dem SPERLING jedoch über alles oder zumindest über vieles hinwegzuhelfen, ebenso über den vergeblichen Liebesschmerz.
(8 Punkte)