THE VEITH RICARDO PROJECT – Storm Warning
~ 2005/2021 (Pure Steel Records) – Stil: Rock Opera ~
Einsam, aber nicht alleine werkelten Juan Ricardo und Vincent Veith 2005 an einem neuen Projekt. Der beliebte Sänger (RITUAL, SUNLESS SKY, WRETCH, ATTAXE) und der Keyboarder (GHOST SHIP, VELVET VOYAGE) spielten in jenen Tagen gemeinsam bei DARK ARENA einen von ihnen eher erwarteten klassischen US Metal. Doch bei ihrem neuesten Vorhaben versuchten sie sich an einem Sound, der seinen Ursprung im Prog und Artrock hat. Juan Ricardo ist zwar in diesen Kompositionen wie immer in seinem typischen Gesangsstil zu vernehmen, abgehackt und hektisch als würde er US Metal singen, dennoch ebenso in für ihn ungewohnten und ungeübten Gesangsdarbietungen zu erleben. Zudem bewegt sich die sehr Keyboard-freudige Musik konzeptionell in Richtung Musical und Rock Oper.
Dieses Abenteuer wurde 2005 in seiner Demo-Variante unter VINCENT VON VEITH und dem Titel ´Running Away´ der Öffentlichkeit präsentiert, wie der Eine oder Andere, ebenso Euer verdutzter Rezensent, beim Blick in seine Sammlung feststellen kann.
Dass ´Running Away´ 2005 nicht über ein Demo-Stadium hinausgekommen ist, hört man der Veröffentlichung unter dem neuen Titel ´Storm Warning´ selbst 2021 noch an, obwohl sich Juan Ricardo und Vincent Veith 2020 die Zeit nahmen, nochmals die Aufnahmen zu bearbeiten und sie in ihrem Sinne zu komplettieren. Das einst von Michael Seifert in den “Ante-Up Studios”, Cleveland, aufgenommene Projekt, brachten Vincent Veith und Ewell Martin in den “Martin Studios”, Louisville, auf seinen heutigen Stand. Robert Romagna vollendete es mit dem Mastering im “Audiostahl” in Österreich. Zu den Mitmusikern des Duos gehörten Neil Zaza (Gitarre), Doug Johns (Bass), Chris Ceja (Schlagzeug) und Jerry Brightman (Pedal Steel).
Künftige Bewunderer dieses THE VEITH RICARDO PROJECTs sollten ein Faible für Underground-Bands und Demo-Produktionen haben, die einen nicht völlig rund und abgeschlossen klingenden Sound besitzen. Sie werden sodann im Laufe der Jahre THE VEITH RICARDO PROJECT als Kult verehren.
In irgendeiner Weise weckt die Musik Erinnerungen an jene Zeiten, als der Prog Metal in den Neunzigerjahren noch in den Kinderschuhen steckte und viele Formationen, etwa TIME MACHINE aus Italien, unbeschrittene Wege suchten, sich musikalisch auszudrücken. Folglich tönt es längst nicht so ausgereift wie ein theatralischer Heavy Prog der Wegbereiter PHANTOM’S OPERA. Aber THE VEITH RICARDO PROJECT wollten schließlich eigene Wege beschreiten und diese sahen ungefähr so aus, als würden sich die frühen MAGELLAN mit den späten SAVATAGE in einem Keller einschließen, um eine Rock Oper zu komponieren, zu der Juan Ricardo als Sänger geladen ist.
Die Instrumente stellen im Opener ´Running Away´ gerne ein Neoclassical-Metal-Fundament zur Verfügung. Juan Ricardos Gesang schwenkt in aller Theatralik zwischen seiner US Metal-Art und dem Chor-Gesang. In ´The Green Tractor´ wird die gesangliche Theatralik so richtig schön bis in den Himmelsturm hochgezogen. Obgleich hier, ´Hit The Wall´, oder da, ´Eruption Of Corruption´, der Rock-Aspekt ins Blickfeld gerät und ALICE COOPER und JIMI HENDRIX mitmischen könnten, sollen keine Hoffnungen auf eine Rock-Oper á la SAVATAGEs ´Streets´ geweckt werden. Die heavy Schwere zeigt sich im heutigen Titelsong ´Storm Warning´ dennoch sehr im einfachen Sinne von SAVATAGE und mit ´Anathema Maranatha´ hat das Projekt gleichfalls schnell ins Ohr gehendes Heavy-Rock-Liedgut berücksichtigt. Jedoch sind hernach in direkter Abfolge die Ballade ´Longing For Home´ sowie die Klavier betonten ´Lighthouse´ und ´Always´ bei aller Liebe für Seelen- und Herzschmerz zu viel des Guten. Das herausragende ´Highest Mountain´ ist hingegen flotter unterwegs, ehe ´I Still Love You´ nach gut 50 Minuten das Rock-Spektakel mit Klavier und Pedal Steel beendet.
Für Liebhaber der beteiligten Musiker – und Alleskäufer – zu empfehlen.