NEEDLEPOINT – Walking Up That Valley
~ 2021 (BJK Music/Stickman Records) – Stil: Prog Rock/Jazz ~
Es gibt Formationen, die nehmen die kurvenreichen Serpentinenstraßen der Musik, fahren schnell auf dem Weg des Progressive Rock und überholen auf den Wegen des Jazz Rock alle anderen Verkehrsteilnehmer. Die Norweger NEEDLEPOINT nehmen weder die eine angesprochene Route, noch die andere. Sie fahren zielstrebig Richtung Canterbury, der in aller Ruhe und Abgeklärtheit die Zärtlichkeit beider Wegstrecken ausstrahlt.
SOFT MACHINE, Robert Wyatt und CARAVAN werden bei Erwähnung des Genres Canterbury unbedingt angeführt. So auch hier. Freilich im Falle von NEEDLEPOINT obendrein PINK FLOYDs Syd Barrett, CAMEL und träumerische KING CRIMSON – sie alle bleiben beim verklärten Blick im Gedächtnis. NEEDLEPOINT sprechen somit alle Connaisseurs des 70s Prog Rock, des Jazz als auch Folk Rock an.
Sänger/Gitarrist Bjørn Klakegg (OUT TO LUNCH, NUKU) hat zum neuesten Spektakel noch Geige, Flöte und Cello mitgebracht, Keyboarder David Wallumrød (SOUTHPAW, LESTER) sein ganzes Sortiment mit Hammond-Orgel, Clavinet, Rhodos, Cembalo, Klavier und Minimoog. Bassist/Produzent Nikolai Hængsle Eilertsen (ELEPHANT9, THE NATIONAL BANK) spielt auf zwei Songs ebenso die Gitarre und Olaf Olsen (BIGBAND) jederzeit das Schlagzeug.
Das gesamte Werk ist ein wundervoller Spaziergang durch den Vintage-Garten der Sechziger- und Siebzigerjahre. Lockerleichte Tastenklänge und huschende Gitarren-Saitenanschläge sowie ein lebendiges Schlagzeug und ebensolche Percussions bereiten den Sound für einen dazu tippelnden Gesang.
Ein explosiver Instrumental-Abschnitt beendet die ´Rules Of A Mad Man´, denen niemand glauben kann, obwohl diesen so viele folgen. Ein flotterer Beat trägt ´I Offered You The Moon´ von Blümchen zu Blümchen, an denen, jeweils innehaltend, gerochen werden muss. Dagegen trägt uns die Musik von ´Web Of Worry´ federleicht in die Tavernen, in denen die Leute in den Ecken dieser kleinen Kneipen ihre Köpfe zusammenstecken und eifrig tuscheln. Setzt erst nur der Flötist und der Gitarrist dazu ein, sind wir im wundervollen 60s-Singer-Songwriter-Modus eines ´So Far Away´. Zu ´Where The Ocean Meets The Sky´ lassen sich wunderbar die Augen schließen und der Kopf in Wellenlinien bewegen, ehe die instrumentalen Könner wieder die Dynamik anziehen. Liegen wir auf der Wiese und kauen an einem Grashalm, hören wir auch noch am Ende von ´Carry Me Away´ zu, wenn sich ein junger Chor Gehör verschafft. Denken wir an die Eine, die Allerliebste, die einst das Auto fuhr, wenn wir selbst an einem ´Another Day´ in diesem wieder fahren, ist das Leben schlichtweg wunderbar. Zuletzt folgen wir unserem Pfad den Berg hinauf und seelengereinigt wieder ins Tal hinunter. Neben Steinen und Blumen kreuzen den Weg von ´Walking Up That Valley´ Fische, Käfer, Libellen und Adler.
Nach ´The Woods Are Not What They Seem´ (2010), gefolgt von ´Outside The Screen´ (2012), ´Aimless Mary´ (2015) und ´The Diary Of Robert Reverie´ (2018) ist ´Walking Up That Valley´ bereits das fünfte Studioalbum von NEEDLEPOINT. Wolkenweich.
(8 Punkte)
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(VÖ: 29.01.2021)