FEE – Schizofeenie
~1983/2020 (Sireena Records) – Stil: Rock ~
Die bundesrepublikanische Formation der Siebzigerjahre namens HOLDE FEE benannte sich 1979 in FEE um. Ihr Debüt erschien 1981 und ließ 150.000 Einheiten über die Theken der Plattenläden wandern. Es folgte 1982 ´Rezeptfrei´, bei dem Martina Knorr neben Sänger Tom Ruhstorfer ins Rampenlicht am Mikrofon trat. Zwischen den New Wave- und Rock-Klängen zeigten sich auch Kompositionen, die voll und ganz dem Zeitgeist der Neuen Deutschen Welle entsprachen. Das Ensemble aus Braunschweig veröffentlichte nach einem weiteren Jahr das Album ´SchizoFEEnie´ und zwei Jahre später noch ´Große Taten, krumme Dinger´, löste sich jedoch 1987 auf.
FEE nahmen ´SchizoFEEnie´ in derselben Besetzung wie ´Rezeptfrei´ auf: Andreas Becker (Gitarre), Lothar Brandes (Keyboards), Martina Knorr (Gesang), Reinhard Lewitzki (Schlagzeug), Gerd Reulecke (Bass) und Tom Ruhstorfer (Gesang). Nach Auflösung von FEE arbeitete Andreas Becker in späteren Jahren mit Frank Fahrian und Tony Carey, spielte und komponierte mit Peter Maffay und Heinz-Rudolf Kunze. Thomas Ruhstorfer entdeckte während seiner Tätigkeit beim Landesmusikrat Niedersachsen u.a. die GUANO APES.
Auf ´SchizoFEEnie´ setzen FEE 1983 endgültig ihr Vorhaben um, aggressive Texte mit Rockmusik zu vereinen. Die musikalische Kombination aus Rock und Psychedelic, New Wave und Jazzrock kommt durch das Mastering nunmehr erst richtig zum Vorschein. Obgleich vielfach das Schrille aus dem Gesangsvortrag von Martina Knorr vermisst wird, klingt das Werk in seiner Gänze geschlossener. Die Kompositionen tragen FEE dagegen auch weiterhin in deutscher Sprache vor, damit die Menschen diese auch verstehen. Heutzutage ist es vielfach egal, ob ein deutscher Künstler englisch oder deutsch singt, die Lyrik ist ohnehin belanglos oder allzu schwülstig lieb. Die Political und Social Correctness würde sich im Jahre 2020 nicht an solche Lyrik heranwagen.
Der von Tom Ruhstorfer gesungene harte Rocker ´Ein Mann, der nicht warten kann (I’m A Man)´ ist ein Cover von Steve Winwoods ´I’m A Man´ und liegt eben genau auf dieser Schiene. FEE waren weitaus forscher und rockender als die mögliche Konkurrenz von IDEAL oder NENA, wenngleich es selbst Songs wie der mit karibischem Flair für die fünfte Jahreszeit ausgestattete ´Karneval´ in das Programm schaffen. Dass FEE oftmals der Schalk im Nacken sitzt wie anno dazumal der EAV, beweist der Telefonterror von ´118´. ´Die gelbe Gefahr´ singen Martina Knorr und Tom Ruhstorfer gemeinsam in aller Seelenruhe, derweil sie auf dem Sofa sitzend Karate-Filme schauen.
Das von Martina Knorr angestimmte Lied ´Du kannst mir nicht imponier’n´ zeigt sogar erneut wie ´Kater-Katze´ auf dem Vorgänger, dass Gitarrist Andreas Becker zwar der schnellste Solist Deutschlands werden wollte, sich aber auch im quirligen Eruption-Spiel bestens aufgehoben fühlt. Denn FEE präsentieren sich zu einem Zeitpunkt, als die Neue Deutsche Welle bereits das Zeitliche segnet, in echter Rock-Manier, ´Erzähl mir nichts von Liebe´, oder entsprechend mit Keyboards unterfüttert, ´Ein Feuerwerk für Marianne´. Dennoch ist bereits der Opener ´Doswidanja´ ein wahrer Hit aus jenen Tagen, der selbst von seiner Ausstrahlung her dem Ostblock-Rock zugeordnet werden kann.
(7,5 Punkte)