WHITE WARD – Origins
~ 2016/2021 (Debemur Morti) – Stil: Post-Black Metal/Experimental ~
WHITE WARD sind zweifellos eine Art Band, deren Logo sich nicht auf irgendwelchen Schwarzmetall-Kutten, sondern eher auf kryptischen Mitteilungen finden lässt. Mehr David Lynch als Luzifer also, aber immer noch eine Black Metal-Formation aus Odessa in der Ukraine, zumindest im weitesten Sinne.
Ihr Debütalbum `Futility Report` von 2017 schaffte den Spagat zwischen boshafter Avantgarde und unglaublich intensiven Darkjazz-Segmenten im Stile von BOHREN & DER CLUB OF GORE, indem sie epische Blackgaze-Klagelieder erschufen. Songs wie surreale, Albträume erweckende Momente in einem nächtlichen, narkotischen Dunst. Der Nachfolger `Love Exchange Failure` von 2019 führte diesen Weg auf beeindruckende Weise fort und demonstrierte erneut eine bemerkenswerte Fusion, die trotz des Kontrasts nicht nur hervorragend funktionierte, sondern ein weiterer, verdienter Höhepunkt war.
`Origins` ist nun eine Zusammenstellung der Frühwerke der Band und wurde bereits 2016, damals noch in ausschließlich digitaler Version, veröffentlicht. Es sammelt mehr als eine Handvoll Demos, EPs, 7“-inches und Splits, die vor ihrem ersten Album erschienen waren, insgesamt neun Songs bei einer Spieldauer von rund einer Stunde.
WHITE WARD brillieren auch auf ihren Frühwerken mit ihrem überdehnten, depressiven Black Metal, hauptsächlich gekennzeichnet von rauen Tremolo-Gitarren, die tränenreiche Wände aus niederdrückenden Depressionen erschaffen. Ein einziges Post-Black Metal-Festmahl aus knallenden Drums, doomigen Zwischenparts und wilden Blast-Beats, die von den zerrissenen, knurrenden Vocals Andrey Pechatkins dominiert werden. Verwirrter Hass und Einsamkeit, lyrisch die maßgeblichen Bausteine des Genres, werden dabei ebenso fachmännisch genutzt und thematisch einwandfrei umgesetzt.
Da es sich um eine Zusammenstellung unterschiedlichster Formate und Phasen in der Band-Entwicklung handelt, variiert die Qualität der Produktion jedoch ebenso wie ihr stilistischer Ansatz. Am verlockendsten sind vor allem die groovigen sowie jazzigen Segmente, wie etwa bei `Inhale My Despair`, wo der Metallanteil geradezu weggeschmolzen wird und in unglaublich bewegende, meditative Klangwelten übergeht. `Depths Of Arcane` wiederum ist eine elektronische Trance mit Grenzerfahrung und erweitert den amorphen Stil der Band noch weiter. Gerade das Flirten mit den verschiedensten Elementen macht WHITE WARD so ungemein wertvoll und zeigte bereits in der Frühphase der fünf Ukrainer, was da so alles an Talenten in ihnen geschlummert hat.
(8 Punkte)
www.facebook.com/whitewardofficial
(VÖ: 22.01.2021)