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SOFIA PORTANET – Freier Geist

~ 2020 (Duchess Box Records) – Stil: Post Rock/New Wave ~


In Kiel geboren und in Frankreich aufgewachsen, doch von Berlin aus will Sofia Portanet seit Jahren die Welt erobern. Die 31-jährige Sängerin legte in den vergangenen zwei Jahren bereits vier Singles vor, um 2020 mit ihrem Debüt-Album das Feuer ihrer Musik ganz zu entfachen.

Neun Kompositionen in der Stilistik des Post Punk und New Wave sind auf ´Freier Geist´ zu hören. Deren Extravaganz erinnert gerade in deutscher Sprache an die Neue Deutsche Welle, aber flaniert letztlich allein produktionstechnisch nicht so altbacken, sondern zeitgemäß aus den Lautsprechern.

Obwohl Sofia Portanet innerhalb dieses englischen und internationalen Sounds ihre Lieder vorträgt, bleibt sie überwiegend noch der deutschen Sprache, deren Lyrik vielfach von deutschen Dichtern inspiriert wurde, treu. Fünf Lieder singt sie in Deutsch, drei in Englisch und eines in Französisch, die sie allesamt mit Stefan Kahles von den Berliner Krautrockern CAMERA komponiert hat. Der übertriebene Gestus einer Sopranistin ist ihr fern, obwohl sie einst mit dem Kinderchor der Pariser Nationaloper in Kirchen und Opernhäusern auftrat.

Ungeachtet der ihr bereits vielfach angedichteten Vergleiche treffen bei Musik und Gesang alle punktuell daneben. Der Opener ´Free Ghost´ zeigt noch am deutlichsten die New Wave-Einflüsse, wenngleich selbst in diesem englischen Song ein Gedicht von Heinrich Heine (“In der Fremde”, 1833) seinen gedanklichen Einzug fand. Am ehesten könnte eines der Album-Highlights der NDW zugesprochen werden. In aller Besonnenheit wäre ´Menschen und Mächte´ ein kleiner, schimmernder Klassiker geworden, der seine lyrische Inspiration bei Rainer Maria Rilke (“Du Dunkelheit, aus der ich stamme”, 1899) aufstöberte. Ebenso hübsch und erhaben anzuhören ist ´Das Kind´ auf den Bahnen von Rainer Maria Rilke (“Ich war ein Kind und träumte viel”, 1909) sowie nochmals ´Ringe´ (“Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen”, 1899). Die von Synthesizern und Heinrich Heine (“Die Wanderratten”, 1855) geprägte ´Wanderratte´ zeigt mit strammem Beat weniger als ´Planet Mars´ die Exaltiertheit von Sofia Portanets Stimme. Im finalen ´Racines´ erwacht sogar endlich ihre französische Ader.

Sofia Portanet ist das neue Wunderkind der deutsch-internationalen Popmusik, von dem wir hoffentlich noch viel mehr zu hören bekommen und erwarten dürfen.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/sofiaportanet/

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