SUNTRIGGER – Liquid Time
~ 2020 (Timezone Records) – Stil: Cinematic Post Rock ~
Widerspenstig pochend knüpft der Opener ´Beyond Interstellar´ an eben die interstellare Reise des Debüts von SUNTRIGGER an. Vergleichbar mit einem lange vorbereiteten Andock-Vorgang im dunklen Nichts. Dann ist der Moment nach (über drei Jahren und) über vier Minuten gekommen, es dröhnt der Fusionsantrieb und wir können starten. Die Gitarren spielen hochtourig auf, die Synthesizer flankieren den Ausklang.
SUNTRIGGER beamen sich nach ihrem Debüt ´Interstellar´ in sekundenschnelle mit ´Liquid Time´ abermals aus unseren Sphären, jedoch nicht aus unserem Blickfeld. Ihren Stützpunkt Münster verlassend, schweben sie auf einem weiteren Post Rock-Trip durch die Dunkelheit des Universums.
Selbst wenn die ersten Gedanken zu Münster und Post Rock mit dem Namen LONG DISTANCE CALLING verknüpft sind, bewegen sich SUNTRIGGER zwar nicht unweit von deren Weltenspaziergängen, dennoch schweben und rocken sie in ihrem “Cinematic Post Rock” äußerst eigenständig durchs All. Sie thematisieren aktuell bei ihren instrumentalen Ausflügen, etwa in ´Crossing The Horizon´, die Fragen und Probleme des menschlichen Daseins. Wenn es sich selbst in Konserve legen will, um unvorstellbar lange Reisen überdauern zu können, zeigt sich auf dieser Flugreise sogar die DNA von PINK FLOYD.
Unterdessen sendet der Mensch gerne von Mutter Erde Botschaften ins All, in der Hoffnung, außerirdisches Leben könnte diese empfangen und nach deren Ursprung suchen, so dass wir musikalisch bei einer ´Voyager Golden Record´ auch mal MASTODON und RUSH ausfindig machen können.
Im Gegensatz zum 2017er Debüt durchstreifen SUNTRIGGER nicht nur unbekannte Weiten im All, sondern werfen auch Gedanken, Fragen und Überlegungen in den Raum, der durch die Zeit reist. Mit Sprach-Samples erfahren wir im Titelsong ´Liquid Time´ mehr über die Relativitätsprobleme zwischen Raum und Zeit, gerade hier auf Erden, auf der wir mit ´Radiowaves´ weitaus rockiger kommunizieren. SUNTRIGGER können nämlich durchaus Blues und Desert Rock ins schimmernde All schießen. Denn den letzten ´Monolith´ verfrachten Till Rauterberg (Gitarre, Synthesizer, Orgel), Oliver Ortlinghaus (Bass, Mellotron, Synthesizer, Samples) und Marcel Bach (Schlagzeug, Schlagzeug-Synthesizer, Samples) in diesem Sinne in ihren Raumfrachter, um weiteres Kopfkino zu Physik, Philosophie und Psychologie auszulösen.
Dabei steht die wahre Metallsäule nicht mitten in der Wüste von Utah, sondern schwebt durch das Weltall. Musik von György Ligetis ´Atmosphères´ begleitete einst einen perfekten, quaderförmigen, schwarzen Monolith. Nichts mit RUSSIAN CIRCLES oder PELICAN. Der Monolith aus Münster hingegen heißt ´Liquid Time´ und seine bemerkenswerten Schöpfer heißen SUNTRIGGER.
(8 Punkte)