PHOEBE BRIDGERS – Punisher
~ 2020 (Dead Oceans/Cargo) – Stil: Indie/Singer-Songwriter~
Erst mit dem letzten Song auf ´Punisher´, der Hymne zur Apokalypse ´I Know The End´, in dem eine Autofahrt durch Kalifornien mit der Beobachtung eines startenden Raumschiffes sich zum Alien-Kontakt hochstilisiert und dieser Ausflug letztlich zum Ende der Welt führt, kann Phoebe Bridgers all der immensen Erwartung gegenüber ihrem Nachfolger zum Debüt ´Stranger In The Alps´ Genüge leisten. Dynamisch erregend, hochemotional packend und völlig aufbrausend geht das Lied und damit das zweite Album von Phoebe Bridgers in einem Feuermeer der Sinne auf. In den Stimmenchor fallen neben Phoebe Bridgers auch Conor Oberst, Lukas Frank, Malcolm McRae, Kane Ritchotte, Tomberlin, Christian Lee Hutson, Blake Mills, Nick Zinner, Lucy Dacus und Julien Baker mit ein.
Da auf Phoebe Bridgers große Hoffnungen ruhen, nachdem sie nebenbei mit Conor Oberst in BETTER OBLIVION COMMUNITY CENTER oder mit Julien Baker und Lucy Dacus in BOYGENIUS für weitläufiges Erstaunen sorgte, lässt dieses zumeist ruhige Werk, das den Indie Rock in die Singer-Songwriter-Ebenen bugsiert und zwischen dem Sommer 2018 und Herbst 2019 komponiert und aufgenommen wurde, oftmals fragende Blicke und offenen Münder zurück.
Offene Ohren hören den sich mit Albträumen und Fantasien abwechselnden Gegenwartsschilderungen zu, träumerisch pulsierend in den Albträumen von ´Garden Song´ sowie dem aus der Reihe tanzenden, flotten Indie-Pop-Rocker ´Kyoto´ über die Angstträume während einer Japan-Tournee, samt Blechbläsern von BRIGHT EYES’ Nathaniel Walcott. Auch ohne Klavier hat Phoebe Bridgers im Titelsong ´Punisher´ ihren Moment, der leicht an die großen Stimmen der Musikwelt erinnert. Dennoch liegt jederzeit ein sanfter Schleier über der Musik, ebenso in ´Halloween´, zu dem am Ende nochmals Conor Oberst am Mikrofon erscheint.
Ohne Glauben kreist Phoebe Bridgers wie ein ´Chinese Satellite´ über den Dingen. Ohne Realitätsbezug, sondern im Traum entstanden sind ´Moon Song´ und ´Savior Complex´. Die Trennung von Schlagzeuger Marshall Vore beschreibt sie in ´ICU´, der weiterhin wie Harrison Whitford an der Gitarre, Emily Restas am Bass und Nick White am Klavier zu ihrer Band gehört. Wer jedoch nicht besonders an der fantasievoller Lyrik interessiert ist, könnte freilich schnell von ´Punisher´ enttäuscht sein. ´I Know The End´ sammelt glücklicher Weise alle verloren geglaubten Seelen wieder ein.
(7 Punkte)
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