G.I.S.M. – Detestation
~ 1984/2020 (Relapse) – Stil: Hardcore Punk/Experimental ~
Was kommt dabei heraus, wenn man CRASS und IRON MAIDEN zusammenbringt, deutlich mehr an Verzerrung und Hall hinzufügt, als überhaupt erforderlich ist und man zudem noch einen manischen Frontmann im Stile von G.G. Allin einsetzt? Ja, genau, `Detestation`, ein Klassikeralbum des japanischen Hardcore Punk und ein über viele Jahre hinweg heiß begehrtes Sammlerstück.
Nur wenige Alben sind jedenfalls zu einem derartigen Mythos geworden wie G.I.S.M.s Debütalbum. Es wurde 1984 ausschließlich in Japan veröffentlicht und galt damals schon als eine besonders gewagte Kollision extremer Stile und Kunst. Die Frage war damals wie heute, wie viel von ihrem Sound die meisterhafte Planung und Voraussicht von Bandleader Sakevi Yokoyama war und wie viel davon einfach nur bloßer und völlig verquerer Wahnsinn. Yokoyama war jedenfalls ebenso berühmt für seine gewagte und hypernervöse Kunst wie für seine distanzierte Persönlichkeit und Eskapaden.
Trotz der metallischen Einflüsse ist dieses Werk tief im britischen Anarcho-Sound der 80er Jahre verwurzelt, obwohl es durch eine andere kulturelle Linse gefiltert wird. Während CRASS eher unter dem Label „Peace-Punk“ lief, nehmen die Asiaten lediglich die Grundlagen von deren Sound und fügen ihm eine wahre Urgewalt bei, die die Ursprünge beinahe bis zur Unkenntlichkeit entstellt, insbesondere angesichts der ausgiebigen Gitarrensoli im NWOBHM-Style.
Der klassische Opener `Endless Blockades For The Pussyfooter` beispielsweise wird von den Thrash-Riffs des Gitarristen Randy Uchida angetrieben, während Yokoyama in verschiedenen Stimmlagen variiert – mal schreit, mal ruft, dann wieder weint oder jammert. Die Texte sind sowohl ein dadaistisches Rätsel als auch eine unheilvolle Botschaft.
G.I.S.M. sind überwiegend laut und schlampig wie die Hölle, mit einer Lo-Fi-Produktion, die sogar einige raue Black Metal-Alben wie überproduziert erklingen lässt.
Die „Relapse“-Neuauflage ist nun die erste offizielle Ausgabe dieses mittlerweile bis zu 1.000 US-Dollar gehandelten Werks. Der etwas differenzierter wirkende Sound deutet darauf hin, dass die Wiederveröffentlichung ein wenig aufgefrischt wurde, aber zum Großteil bleibt die abgründige Dunkelheit darauf bestehen und einige wunderbare Bonustracks verhelfen `Detestation` zusätzlich zu einem absoluten Pflichtkauf.
(8 Punkte)