ALITOR – II
~ 2020 (Ragnarök Records/Doc Gator Records) – Stil: Thrash Metal ~
Wer hätte gedacht, dass einmal aus Serbien eines der Thrash Metal-Highlights eines laufenden Jahres kommen würde? Ich muss zugeben, das 2014er Debüt nicht zu kennen. Ob das ein herbes Versagen darstellt, werde ich erst feststellen, wenn ich mir das Teil besorgt habe.
Derweil dreht das neue, schlicht mit `II´ betitelte Album seine Runden und entzückt immer wieder. Mit einer sagenhaften Präzision und einem schönen warmen Sound zerpflücken die Serben einem die Ohren. Stumpfes Geballer gibt es in kleinen Dosen, man pflegt eher den progressiven, teils sogar melodischen Ansatz, aber pimpt diesen mit einer angenehmen Aggressivität auf.
Der Mix aus Old School Thrash mit ansatzweise METALLICA-Feeling, einem MEGADETH-Touch oder gar TOXIK-Gitarrenpassagen ist verpackt in nachvollziehbare Melodielinien. Der Gesang ist eher geradlinig und weniger spektakulär, ist aber sauber in das musikalische Geschehen eingearbeitet. Einer der wenigen Tracks, in dem der Gesang mehr Aufmerksamkeit verdient, nennt sich `The Warm Wind`, welcher auch sehr furios aus den Boxen knallt. Die Gitarren, mit teilweise Stakkatoeffekten, wie im genannten Track, werden von der Band immer wieder mit hochmelodischen Leads aufgelockert.
Mit dem letzten Stück des Albums, `Some Sort Of Truce`, hobelt man gewaltig einen runder. Fast und Furios mit Old School Taktung – all hail, Bay Area! So amtlich wie man den Acht-Tracker beendet, so niveauvoll beginnt auch das Album mit `The Tempest Within`. Der Track gehört ohne Zweifel zu den ganz großen Momenten des Albums und offenbart zugleich die Marschrichtung. Frickeln in hohen Tempo, dazu bangerkompatible Taktung, schön eingearbeitete melodische Leads und irgendwie unüberhörbare METALLICA-Rhythmik in einzelnen Passagen. `Present Tense` eröffnet dagegen mit einer messerscharfen Gitarrenarbeit und geht über in eine supersolide Thrash Metal-Walze. Eine leicht hektische Spielweise wie bei TOXIK ist nicht zu überhören. Mit `Homo Ignoramus` fahren sie mehr in progressive Richtung und ballern einem im Mittelteil das Nasenbein krumm. `Fall.Ing` ist sauschnell, hat zwar superschnittige Gitarren, wirkt aber eher eindimensional. Was keine Schwäche darstellt, aber im Vergleich zu den Vorgängern doch weniger gehaltvoll wirkt. Mit der Akustiknummer `Euphoria` kann ich persönlich nichts anfangen, aber die knapp vier Minuten kann man gut zum Luftholen nutzen.
`II` ist ein supersolides Thrash Metal-Album, das sich durch eine wohlwollende Melodienähe und sauber ausgearbeiteten, progressiven Ansätzen vom Groß der Thrash-Szene absetzt. Musikalität steht hier deutlich über dem Faktor Härte.
(8,5 Punkte)
Für fanfreundliche 12 Euro plus 1,60 Euro (Deutschland) kann man die CD auf der Label Homepage abzugreifen: www.ragnaroek-records.com
Wer mehr Interesse an Vinyl hat, der sollte mal “Doc Gator Records” aufsuchen und eine der limitierten Farbvarianten checken.