SOILWORK – A Whisp Of The Atlantic
~ 2020 (Nuclear Blast) – Stil: Prog/Death Metal ~
In diesem Jahr darf gerne aus der epischen Tristesse heraus ein Füllhorn an musikalischen Ideen ausgeschüttet werden, dachten sich womöglich die schwedischen Melodic Death Metaller SOILWORK und schufen im Anschluss an das 2019er Werk ´Verkligheten´ eine EP, die von ihrer Länge zwar nicht den direkten Full-Length-Vorgänger übertrifft, aber wohl von ihrer Füllung.
In der komprimierten Kürze, nicht innerhalb der Songs, liegt oftmals doch das Paradies verborgen, denn ´A Whisp Of The Atlantic´ bietet auf über 36 Minuten feinste Metal-Kost. Dass dieses mit einer 16-minütigen Komposition eröffnende Werk fadenscheinig als EP verkauft wird, ist das Understatement des laufenden Jahres.
Der Titelsong ´A Whisp Of The Atlantic´ muss bereits aufgrund seiner Länge zu den progressivsten Songs, dem längsten ohnehin, von SOILWORK gerechnet werden. Die Formation zeigt sich auf dieser Viertelstunde bisweilen verspielt, aber dennoch hart und kraftvoll wie es der Bandsitte entspricht. Böse Growls und rauer Gesang wechseln sich in bewährter Tradition in den weitschweifigen Zeilen mit Klargesang ab, derweil SOILWORK im Death Metal den Prog Metal sowie kurzfristig den Jazz hereinbitten. Ihren Traum, “einen wirklich epischen Song zu schreiben und allen zu zeigen, zu was diese Band fähig ist”, so Gitarrist David Andersson, konnten SOILWORK bei dieser EP verwirklichen und spornen dabei ebenso Sänger Björn “Speed” Strid zu einer seiner Glanzleistungen an.
Daneben haben SOILWORK auf der EP die drei digital veröffentlichten Singles ihrer „Feverish“-Trilogy untergebracht. In dieser sehnen sie sich nach einer gemeinsamen Zukunft für die gesamte Menschheit, die in Frieden und gegenseitigem Respekt miteinander lebt. Sie suchen nach etwas natürlicherem als einer Religion. In der sowohl mit Classic Rock-Klargesang als auch extrem bösen Geschrei ausgestatteten Mega-Hymne ´Feverish´ geht es um das Verlangen der Menschen. In den beiden anderen Hymnen der Trilogy, ´Desperado´ sowie ´Death Diviner´ nur mit Klargesang, dreht es sich um den Drang des Menschen sowie dessen Handeln in Abhängigkeit auf vorhergehende Reaktionen. Um Fragen und Antworten nicht verlegen, kann die Einsicht in ´The Nothingness And The Devil´ mit einer wehenden Gitarrenmelodie folgen.
Falls SOILWORK in der Tat ihr eigenes ´Foxtrot´- oder ´2112´-Album schreiben wollten, ist es ihnen mit ´A Whisp Of The Atlantic´ gelungen. Ihr überlanger Titelsong überstrahlt wie in dem einen oder anderen Vorbild gleichfalls die grundsätzlich nicht minder schlechten restlichen Songs. Der Monumentalsong sonnt sich dabei in seinem Glanze neben weiteren Death Metal-Hymnen. Heilsbringend?
(8,5 Punkte)