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PETER BAUMANN – Romance ’76

~ 1976 (Virgin) – Stil: Elektronische Musik ~


Peter Baumann war 18 Jahre alt, als er sich zufällig mit Christoph Franke bei einem ELP-Konzert über musikalische Vorlieben unterhielt. Zwei Wochen später war er der neue Keyboarder bei TANGERINE DREAM. Von 1971 bis 1975 hielt diese Band-Inkarnation von TANGERINE DREAM mit Edgar Froese, Christoph Franke und Peter Baumann. Gerade Baumanns Offenheit und Experimentierfreude ließen in diesen Jahren das Mutterschiff der Berliner Schule zu einem feurigen Schmelztegel aus Elektronik, Ambient und Prog Rock anwachsen.

Zwischen den Studioalben und Tourneen bastelte Edgar Froese an Solo-Werken und ermunterte ebenfalls seine Kollegen. Peter Baumann fand sogar mittlerweile den Sound von TANGERINE DREAM zu eingefahren und wollte sich weiter und weiter entwickeln. Er bastelte zwischen einer Europa- und Nordamerikatournee an ´Romance ´76´, das seine Solo-Karriere einläuten sollten.

Ende 1977 verließ Peter Baumann endgültig TANGERINE DREAM. In seinem eigenen, mit einem Freund aufgebauten Studio “Paragon” nahm er in den folgenden Jahren seine Musik auf. Conrad Schnitzler, Roedeluis oder auch Cluster sollten in diesem Studio noch zu Gast sein. Nach drei weiteren Alben – dem Debüt kaum nachstehenden ´Trans-Harmonic Nights´ (1979) sowie ´Repeat Repeat´ (1981) und ´Strangers In The Night´ (1983) gründete er sein eigenes Label, ehe er sich vorerst ganz aus dem Musikgeschäft zurückzog. Erst 1992 und 2016 veröffentlichte er frische Musik.

 

 

Seinen großen Klassiker ´Romance ´76´ nahm Peter Baumann in einer angemieteten Halle der “ufaFabrik” in Berlin auf. Da sich überdies TANGERINE DREAM in diesen Räumen auf ihre Konzerte vorbereiteten, standen dort ebenso deren Instrumente herum, so dass diese natürlich von Baumann für sein erstes Solo-Werk genutzt wurden und dieses somit gerade mit dem Modularsynthesizersystem nach TANGERINE DREAM tönt. Das Cover-Artwork zeigt, nebenbei bemerkt, Baumanns rechte Gesichtshälfte originalgetreu in seiner Sturm und Drang-Phase der Siebzigerjahre und seine linke bereits stylisch zur New Wave bereit.

Ganz nah am Universum seiner damaligen Noch-Kollegen von TANGERINE DREAM eröffnet Peter Baumann mit ´Bicentennial Present´ seine Solo-Scheibe. Melodisch klar und im Sinne der Siebzigerjahre im Hintergrund wabernd. Xylophon-artige Klänge setzen erste Ausrufezeichen zwischen den Synthesizern, die der Kenner den Werken ´Stratosfear´ und ´Encore´ zuordnen wird. Die ´Romance´-Stimmung erzeugen hernach zwei Sequenzer, aber VANGELIS taucht nicht als Gast-Star auf, obwohl die Engel, auf den Wolken sitzend und die Saiten im Vorübergehen anschlagend, öfters kurz vorbeischauen. Dann folgt die Geburt des Elektro-Goth, wenn die große Glocke in ´Phase By Phase´ geschlagen wird. Langgezogene Tastenanschläge erzeugen dazu ein düsteres Soundbild. Ein E-Piano folgt obendrein. Aber der magische Effekt sind die Glockenschläge, die von Zeit zu Zeit erklingen.

Der beeindruckende Spannungsaufbau des Werkes tritt mit der Rückseite in seine entscheidende Phase. Geheimnisvoll singt in ´Meadow Of Infinity, Part 1´ ein Chor zu Streichern. Das Philharmonie Orchester München nimmt ab der Songmitte das Zepter in die Hand, dirigiert von Baumanns Vater. Jedoch steigert sich urplötzlich der Elektronikanteil innerhalb des dezent einsetzenden Chorgesanges zur sich ekstatisch hochschraubenden Rhythmik. Dunkle Streicher und Trommelschläge übernehmen abermals in ´The Glass Bridge´ das Kommando und erneut fügt die Elektronik im Verlauf markante Einfälle hinzu. Gruselig im sachten Sound schlägt ´Meadow Of Infinity, Part 2´ den Pfad auf die Zielgerade ein. Pulsierende Keyboards im Hintergrund, pfeifende Synthesizer melodieangebend im Vordergrund, verschwinden am Ende allesamt zum Takt in der mächtigen Stille.

(Klassiker)

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