POSSESSED STEEL – Aedris
~ 2020 (Temple Of Mystery Records) – Stil: Epic Metal ~
“Insider” sprechen im Bezug auf POSSESSED STEEL von aktuell einem “richtigen fetten Scheiß”! Kann man so stehen lassen. Dabei sah das bei den Kanadiern alles andere als gut aus, nachdem man sich kurzfristig auflöste und erst 2015 einen Neustart wagte. Mit dem `Order Of The Moon` Tape-Release, sowie Mundpropaganda von SMOULDER, weckte man das Interesse der Untergrund-Trüffelschweine.
Jetzt legt man endlich mit `Aedris` ein international aussagekräftiges Debüt vor, das Fans von SMOULDER, BROCAS HELM, MANILLA ROAD, VISIGOTH und ATLANTEAN KODEX im Handstreich überzeugen sollte. POSSESSED STEEL sind Vertreter der Genreverbindung „kauzig-episch-puristisch“. Man bedient sich galoppierenden Riffs aus dem US-Metal, lässt in gleichem Maße aber auch dem NWoBHM Platz. So entsteht eine gelungene Verbindung klassischer Elemente, die durch einen potenten, passenden Gesang abgerundet wird. Meist bewegt man sich im Mid-Tempo, liefert überschaubare Tempowechsel, wie sie sich gerade bei BROCAS HELM und SMOULDER oft finden.
Schnelligkeit und Härte sind keine gravierenden Aspekte im Musikkosmos der Kanadier, ihre Stärken liegen in klassisch-harmonischen Gitarren und einer epischen Grundeinstellung.
Dass sich zwischen den zehn Tracks zwei überlange Intros breitmachen und somit eigentlich nur acht Songs geliefert werden, macht die Sache geringfügig zwiespältig. Die Produktion ist eher weich, rund und warm. Was an sich dem Material zu Gute kommt. Aber hier und da hätte man den Gitarren etwas mehr Druck verleihen können.
Schon bei den ersten Durchgängen überzeugt das recht schnelle `Assault Of The Twilight Keep`, das wiederum in Passagen an BROCAS HELM erinnert. Auch sehr stark `Spellblade`, mit enorm ausdrucksstarken Gesangsparts. Nummern wie `Keeper Of The Woods`, `Frost Lich` oder `Skeleton King` sind gut ausgearbeitete, epische Hymnen, die durch starke Gitarren und breite Melodien begeistern. Mit dem albumschließenden `Nobunaga` galoppiert man einen noch einmal um, um im letzten Drittel des Stückes sich leicht verproggt ausleben zu können. Der Gesang ist generell bei allen Stücken recht geradlinig und man hat fast das Gefühl, da geht nicht mehr. Was grundsätzlich bei diesen Stücken allerdings kein Handicap ist, da Gesang und Gitarren sich wunderbar ergänzen und durch die Produktion perfekt harmonieren. Wie oben schon erwähnt, eine recht potente Vorstellung.
Fans erwähnter Bands können blind zugreifen und mich würde es nicht wundern, wenn trotz der späten Veröffentlichung im laufenden Jahr, das Album in einigen Best-of-2020-Listen auftauchen würde.
(7,77 Punkte)