HEINZ RUDOLF KUNZE – Wie der Name schon sagt – Solo live

~ 2020 (Meadow Lake Music / Rough Trade) – Stil: Poprock ~

Auch wenn er nicht selten auf Tournee ist: Wer vor einem Jahr oder in den darauffolgenden Monaten Heinz Rudolf Kunzes neuestes Soloprogramm “Wie der Name schon sagt“ erlebt hat, wird mit Freude die Live-Veröffentlichung, aufgezeichnet im Sommer 2020 im Schweriner Schloss, in Form einer Doppel-CD herbeisehnen. Wer immer nur ´Dein ist mein ganzes Herz´ hören will, wird am Ende natürlich auch glückselig bedient, aber Heinz Rudolf Kunzes letztes Solo-Programm war anders.

Der Song- und Textschreiber entpuppt sich in diesem als wahrer Poet, der nicht nur die Schönheiten und Raritäten aus 36 Studioalben ausgewählt hatte, eine im Vorfeld eigentlich bereits unlösbare Aufgabe, sondern völlig schlicht alleine auf die Bühne geht, um wahlweise mit Klavier oder Gitarre sich selbst zu begleiten. Zwischen den Songs erzählt er allerhand Geschichten, aktuelle und politische oder direkt aus dem eigenen Leben entrissene. Dass er einen feinsinnigen Humor besitzt, beweist er spätestens jetzt jedem Zuhörer.

Der Kunze-Kenner weiß natürlich, dass dieser bereits 2005 mit Wolfgang Stute seine Musik mit Textvorträgen schmückte und seit über fünf Jahren sozusagen “einstimmig” unterwegs ist. Und drei Stunden live auf der Bühne sind auf den Silberlingen immerhin noch über 120 Minuten, in denen ein bald 64-jähriger Sänger in blendender Verfassung erlebt werden kann. Die Konzerte des Soloprogramms waren der live-haftige Beweis.

All die Anekdoten und kleinen Erzählungen werden kurz vor Schluss selbstredend auch von ´Finden Sie Mabel´ abgelöst. Dazwischen rezitiert er immer wieder Texte zum Nachdenken, ergreifende Texte, beinahe zum Heulen schön. Heinz Rudolf Kunze legt den Finger in die Wunde eines stimmungsbildlich geteilten Landes, belächelt etwa Doppelspitzen und SUV-Fahrer – und amüsiert sich über den Frauentag („Frauen sind auch nur Menschen, Gott sei Dank!“), schildert aber auch seine Herkunft als Vertriebener. Er spielt bis zum Abgang auf der ganzen Klaviatur der Gefühle:

„Die Solokonzerte sind über die letzten Jahre meine liebste Beschäftigung geworden. Ich – bewaffnet mit drei Gitarren, einem Flügel und einer Mundharmonika – das ist es. Heinz Rudolf Kunze pur sozusagen.

Solo bedeutet für mich: Die ganze Aufmerksamkeit, der ganze Beifall, das ganze Geld, die ganze Genugtuung, die ganze Schande, wenn es schiefgeht – alles meins. Toll.

Im Programm und auf dem Album finden Fans eine Mischung zwischen Bruce Springsteens Solo-on-Broadway und Harald Schmidt. Neben vielen bekannten Songs hört man nach jedem Song auch aktuelle, satirische, poetische und kabarettistische Texte aus meiner Feder.“

Und was Heinz Rudolf Kunze, der weiterhin selbst Witze über seine Doppelgänger-Erscheinung eines Herbert Grönemeyer macht, verlauten lässt, kann zumeist und wie in diesem Falle zu 100% abgenickt werden.

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Foto: Martin Huch