JUPITER HOLLOW – Bereavement
~ 2020 (Independent) – Stil: Progressive Avantgarde Metal ~
Ihr wollt Musik, die reinläuft wie Honig, aber bisweilen auch so richtig schön Kopfweh verursachen kann? Tja, dann seid ihr hier goldrichtig, wenn ihr zwischen dem Wahnsinn immer wieder in Harmonie und Wohlklang baden wollt.
Denn es geht erstmal sehr angenehm los, wenn sich SPOCKS BEARD, RUSH, MARILLION und PINK FLOYD zusammen in der Wanne der Wohligkeit tummeln. Feinste Akustikgitarrenparts aus dem SUBSIGNAL-Universum, zu denen Kenny Parry (auch Schlagzeug und Tasteninstrumente) sich zwischen Geddy Lee, Dan Gallar von VEIL OF DECEPTION und Mario Prünster von MAYFAIR die Seele aus dem Leib singt, als auch sanftes Piano und wohlige Keyboardsounds streicheln das Ohr.
Gitarre, Bass und Synthesizer bedient die andere Hälfte des dynamischen Kanada-Duos Grant MacKenzie. ´The Rosedale´ beschwört ein fast progressiv-grungiges Feeling herauf, bevor die mächtigen Riffs einsetzen und Freunde von alternativ groovendem Metal á la KING’S X oder GALACTIC COWBOYS frohlocken. Besonders die unglaublich hoch gesungenen Ausbrüche sind schlichtweg genial und bringen zusammen mit der abgefahrenen Rhythmik den Namen THE MARS VOLTA zurück ins Gedächtnis.
So, Freunde, ich habe es versprochen: Ab ´Kipling Forest´ werdet ihr langsam sowohl instrumental erschlagen, als auch mit stark gesungenen Melodiefragmenten belohnt. Die träumerischen Parts prallen auf eine Wall-Of-Sound von hohem Gesang, Growling als auch infernalischen Screams und maschinengewehrartigen Breaksalven, Stakkatoriffs und Flitzefingereskapaden auf dem Griffbrett, um danach erneut in beruhigende Songkonstrukte gemorpht zu werden. Gekonnter Wahnsinn mit Methode, der WATCHTOWER linear und vorhersehbar und DREAM THEATER wie eine Hardrockcombo aussehen lässt.
Ein wenig PRIMUS-Minimalismus wechselt zu wunderschönen Soundlandschaften, der Kontrast von Lärm und Harmonie bekämpft sich später im Minutentakt, doch die packende Musikalität überwiegt. Was die beiden an Gitarren- und Keyboardorgien loslassen, erscheint teilweise überirdisch, doch sie verlieren sich nicht in sinnlosem instrumentalen Overkill, sondern finden sich immer wieder in Melodien und Themen wieder. Vor dem zwölfminütigen Finale und absoluten Meisterwerk ´Solar Gift´ dürft ihr noch einmal zu herrlich gezupften SIEGES EVEN-Gitarrenklängen durchatmen, bevor euch das gesamte Spektrum an Harmonien, Melodien, Atmosphäre, Dynamik, Gefühl und die richtige Dosis Härte einmal mehr wegbläst und eindrucksvoll belegt, was „progressiv“ wirklich ist.
Pflichtprogramm für alle emotionsgeladenen Math-Metaller als auch Freunde anspruchsvollem Progrocks, die eine gewisse Dosis Härte nicht scheuen. JUPITER HOLLOW laden hiermit zum wilden Tanze zu schier unglaublichem Variantenreichtum inklusive traumhaften Verschnaufpausen ein, der trotzdem einer rote Linie folgt und lassen euch psychisch nicht mehr nach Hause.