MeilensteineVergessene Juwelen

SMACK – On You

~ 1984 (City Boy) – Stil: Punk Rock’n’Roll ~


Klar, es gab die HANOI ROCKS mit Michael Monroe. Aber gegenüber den schwedischen und norwegischen Metallern und Rockern war Finnland musikalisch eher im Hintertreffen. Aber dann kamen 1982 in Helsinki die mächtigen SMACK aus der Punkszene mit den beiden blutjungen begnadeten Rockgitarristen (Achtung Künstlernamen) Kartsa und Manchuria (nix Black Metal). Und die waren einfach nur geil (sorry, dass ich diese Plattitüde benutze, aber anders kann ich es einfach nicht ausdrücken). Was für eine geniale Band. Sie hätten auch in Australien aufwachsen können, in England oder irgendwo in Kalifornien. SMACK – das war eine Dauersalve von harten, dreckigen trockenen Riffs. In der Tradition der STONES, MC 5, STOOGES, NEW YORK DOLLS, SEX PISTOLS, RAMONES und vielleicht auch etwas AC/DC.

Aber die Band hatte vor allem Ilari Peltola. Jetzt sehe ich Stirnrunzeln bei fast allen Lesern/innen aufkommen. Ilari? Die älteren denken an Disco `75 oder so. Na, wenn wir sonst auch Künstlernamen peinlich finden, verständlich, dass sich Ilari in Claude umbenannte (finnische und ungarische Musiker/innen haben es schwer). „Ach Claude? Den kenne ich auch nicht, klingt aber schon vertrauter“. Claude, das war ein von seiner Statur eher kleiner, typisch bleicher und blonder (Achtung Stereotype, „Political incorrect-Alarm“) Finne, mit einer Stimme, die jeden anderen Sänger von der Bühne fegen konnte. Eine nahezu unbekannte Legende, dazu trug neben seiner großartigen Stimme vor allem (wie leider so oft) sein früher Tod bei. Wahnsinn, wie ausdrucksstark er sang, schrie und krächzte. Einer der besten!

Dieses erste Album war eines von leider nur vier Studioalben (und einem Live-Album) bis 1988. Ich kannte 1988 eigentlich nur das geniale, aber deutlich glattere ´Radical´ (das zweite für den Major CBS) mit dem Jahrhundertsong ´Russian Fields´. Alle vier Alben sind Klassiker. Aber ´On You´ ist das raueste und punkigste.

Der Opener ´Good Morning Headache´ beginnt verhalten und legt dann sofort los. ´Run Rabbit Run´ hat eine sehr bekannte Band aus Seattle ab und zu live eingespielt, das ist nicht so wichtig. SMACK waren gerade in den USA ein Einfluss für Musiker, auch für die mit Blumen und Waffen in ihrem Namen, die ich überhaupt nicht mag. Diese Beliebtheit führte wohl 1989 auch zu dem kurzen Ausflug von Claude und Manchuria, den Hauptsongwritern, nach L.A.

Auf ´On You´ folgt ein Wirkungstreffer – sprich Song – auf den anderen. ´Through The Class´. Was für ein Energielevel und wie viel Melodie und Gefühl! Direkt in Kopf, Bauch und Herz. Ganz stark auch die dortigen STONES und Punk-Einflüsse. Auch ´Have Fun´, ein Song, der auch ein ordentlicher SEX PISTOLS-Titel geworden wäre. ´Cemetary Walls´ beginnt wie eine Ballade und wird zur nächsten düsteren Rockhymne. Und dann ´Criminal´, die erste Single. Diese wütenden und gewaltigen Riffs, dieser starke Text und über allem Claude, der Powersänger.

Die Live -Bonustitel auf der CD zeigen die hohen Live-Qualitäten. Denn live waren SMACK noch radikaler und fast besser, wie die Live-Alben (´Live Desire´ und posthum noch das sehr empfehlenswerte ´Live Helsinki 1986´) zeigen. Auch Coverversionen wie ´I Wanna Be Your Dog´ sind einfach stark (auch der auf einer anderen Platte veröffentlichte DOORS-Kultklassiker ´Maggie McGill´). Schade, schade, was hätte diese Band und Claude noch bewirken können.

Die finnische Lawine kam 1989 in L.A. aber schnell zum Schmelzen. Zu viel Party, zu wenig Musik. Claude zog es wieder ins urige Finnland. Unter THE FISHFACES wurde noch ein Album veröffentlicht. Am 22. September 1996 war es dann vorbei. Sein Herz stellte den Dienst ein.

Was bleibt? Vier der besten Alben, die bis heute im dreckigen Rock’n’Roll aufgenommen wurden. Und da vor allem ´On You´.

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