MR. BUNGLE – The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo
~ 2020 (Ipecac Records) – Stil: Thrash Metal ~
Mike Patton und Dave Lombardo haben sich schon mit FANTOMAS vor rund 20 Jahren gesucht und gefunden. Musikalisch und menschlich. Wo Lombardo mitunter sein originärer Arbeitgeber SLAYER zu eindimensional-prollig war (und er sich unterbezahlt fühlte), konnte er sich mit Pattons Projekt an seinen Toms, Becken & Co. so richtig austoben. Diese innige Liebe wächst nun weiter: mit gemeinsamer Sache bei MR. BUNGLE auf `The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo`.
Doch von vorn: Viele Menschen außerhalb Kaliforniens stießen erstmals auf MR. BUNGLE, als deren Sänger Patton 1988 zu FAITH NO MORE (FNM) kam. Die Band griff mit diesem Goldkehlchen nach den Sternen. Man war Liebling von MTV. Der Rest ist Geschichte. MR. BUNGLE blieben all die Jahre Pattons wahre Liebe, die alles mit sich machen ließ, treu jede Neuausrichtung mitmachte. In ihrer frühesten musikalischen Inkarnation waren MR. BUNGLE noch keine Jazz-Pop-Crooner, sondern im Wesentlichen eine Thrash Metal-Band – wenn auch eine, die respektlosen Humor dem üblichen Machismo vorzog. Und genau zu diesen Wurzeln sind die wiederbelebten MR. BUNGLE nun zurückgekehrt – im wahrsten Sinne des Wortes.
Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei `The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo` um eine Neuaufnahme ihrer Debüt-Kassette, mit einigen echten Thrash-Helden als Musiker; neben Lombardo ist unter anderem ANTHRAX-Markenbotschafter Scott Ian dabei. Man kann nur mutmaßen, wie es die Teenager-Version von MR. BUNGLE finden würde, dass 34 Jahre später Scott Ian und Dave Lombardo mit ihnen im Hightech-Studio bei Vollkorn-Keksen und Kaffee mit Mandelmilch abhängen würden, um frühe Punk’n’Thrasher wie `Anarchy Up Your Anus` und `Spreading The Thighs Of Death` einzuspielen.
Dabei wird die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn mehrfach überschritten. Der zeitlose Reiz des Crossover-Thrash ist zwar absolut perfekt eingefangen – gleichwohl ist man nie weit entfernt von einer Überdosis Afferei. Beispiele sind die überspannten Interpretationen des traditionellen spanischen Standards `La Cucuracha‘ sowie S.O.D.s `Speak English Or Die`.
Keine Krisen mit toten Hosen
Dass längst erwachsene Männer ihre jugendlichen Vergnügungen (und Glanzzeiten!) aufleben lassen, müsste eigentlich – um mit einem FNM-Titel und einer deutschen Volkspunkbank zu sprechen – mit toten Hosen in einer Midlife-Crisis enden. Aber: weit gefehlt. Alles geil, MR. BUNGLE gehen mächtig steil. 56 Minuten Potenz am Stück. Diese Platte ist ein absoluter Renner, ein Zeugnis des ursprünglichen Materials als auch der großen Hingabe der Macher.
(8 Punkte)