CHRISTIAN KJELLVANDER – About Love And Loving Again
~ 2020 (Tapete Records) – Stil: Darkfolkrock ~
Dunkelheit. Es ward Nacht. Nichts erhellt die Finsternis, Licht braucht es nicht.
Der in den USA aufgewachsene schwedische Singer-Songwriter Christian Kjellvander präsentiert sein frisches Werk im Gegensatz zum letzten, spontan mit einer Jazz-Band eingespielten, diesmal in einer Trio-Besetzung derart als würde Per Nordmark am Schlagzeug in der Dunkelheit sitzen, in eben dieser Pelle Anderson an Fender Rhodes, Prophet 5 und Korg Prologue stehen sowie Christian Kjellvander höchstpersönlich zur Gitarre seine Stimme erheben.
Sieben Songs ertönen im Stile der stockfinsteren Singer-Songwriter. Christian Kjellvander, der einst auch im Americana zuhause war, hat solch Genre spezifischen Grenzen längst überwunden. In seiner Langsamkeit und Tiefe nähert er sich im Trio-Format bisweilen BOHREN & DER CLUB OF GORE an, doch bleibt die Musik grundsätzlich auf der traditionellen Songwriter-Ebene eines Nick Cave oder Leonard Cohen. Von der Stimme her könnte er sich hingegen als der Bruder von Bill Callahan zu erkennen geben.
Die Göttin der Nacht, mit der Kjellvander seine neue Lebenspartnerin und Musikerkollegin Frida Hyvönen meint, die auch das laszive Coverbild fotografiert hat, begrüßt uns im ersten Epic ´Baptist Lodge (The Galaxy)´. Sieben Minuten lang rauschen die Klänge intim aus den Boxen, dicht am Jaulen singt Kjellvander auf dem Gipfel, ehe solistische Auswüchse einen dynamischen Ausbruch bescheren und sich Jam-haft losreißen. Der Titelsong ´About Love And Loving Again´ nimmt die Schwerelosigkeit nochmals in epischer Länge auf. Als Knalleffekt wird die Gitarre beim einmaligen Singen des Songtitels schön im Stile des Noise angefacht. Indes der Wind aus den Synthesizern herüberzieht und sich pfeifend ausbreitet, brodelt das karge Instrumentarium.
Von Kjellvanders letztem Ausflug ins Ausland, nach Spanien, handelt ´Cultural Spain´. Aus dem Hintergrund steuert Sängerin Frida Hyvönen einen Tupfer ´The Great Gig In The Sky´ bei. Auf das Ende seiner 13-jährigen Ehe geht der Sänger in aller Kürze in ´Actually Country Gentle´ ein. Der Schmerz daraus hält länger an, in ´Trouble´ zeigt er im abschließend gesungenen Refrain all seine aufgewühlt-grausamen Emotionen. Für ´No Grace´ wühlt Kjellvander dagegen in seinen Kindheitserinnerungen und lässt die Gitarre in der zweiten Runde zuckend kreischen. Den ätherischen Schlussakt setzt ´Process Of Pyoneers´ in geradezu gleißender Helligkeit.
Es werde Licht. Es ward.
(8,5 Punkte)
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Pic: Johan Bergmark