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EMMA RUTH RUNDLE & THOU – May Our Chambers Be Full

~ 2020 (Sacred Bones) – Stil: Alternative / Sludge ~


EMMA RUTH RUNDLE spielt sonst ja keinen Metal, aber ihr Alternative Rock klingt im Kontext ihrer schweren, drückenden Musik oft heavy. Die tiefe Stimmung ihrer verträumten Doom-nahen Gitarren mitsamt ihrer gesüßten Elfen-Stimme beschwören nicht selten die Abgründe des Metals herauf – aber ohne dessen dornigste und härteste Texturen. In ihrer offensten und trostlosesten Form wirken RUNDLEs Klanglandschaften massiv. Tja, und so darf ein Pop-Stimmchen, das gern rockt, auch mal mit wirklichem, superschwerem Metal gekreuzt werden. Bühne auf für THOU.

RUNDLEs Zusammenarbeit mit THOU ist fast logisch. Sind sie doch eine Band, die sich ihren eigenen, einzigartig melancholischen und kunstvollen Raum innerhalb des Genres geschaffen hat. Es fühlt sich so an, als sei diese Kollaboration vorherbestimmt. War sie wohl auch. Rückblick: Die Idee keimte im Jahr 2019 auf, als RUNDLE und THOU ein gemeinsames Live-Set für das jährliche Elitentreff auf dem Roadburn-Festival zusammenstellten. War so gut, dass eine Reihe von US-Tourdaten dabei raussprang. Das Publikum kam dann in den Genuss von einem halben Dutzend neuer Kompositionen, zusammen mit einem Cover von THE CRANBERRIES’ `Hollywood`.

Das aus dieser Arbeitsgemeinschaft entstandene Album `May Our Chambers Be Full` ist mehr als ein Beweis für das tragende Konzept hinter der Fusion. Es ist ein höchst überzeugendes Argument dafür, dass schwere Musik oft am dramatischsten ist, wenn sie ihre Kontraste auslotet – bei konträrem Spannungsverhältnis.

In 36 Minuten von Grunge über Swing bis Sludge

Der Opener `Killing Floor` beginnt kraftvoll. Bryan Funcks (THOU) schroffes Kreischen unterstützt Madame RUNDLEs ausdrucksstarken Gesang in einer atemberaubenden Ausarbeitung; auffällig ist die anmutige Intonierung, gut gebettet in getragenem Tempo. Von Anfang an ist eine zurückgenommene, aber gnadenlose Dringlichkeit Leitmotiv des Albums. Das wird im Verlauf des Albums, das kaum länger als eine halbe Stunde ist, immer deutlicher spürbar. Das geht vom Mid-Tempo-Headbanging mit `Monolith` bis zum Swing mitsamt metallischer Muskelspiele bei `Out Of Existence`. Beim Grunge von `Ancestral Recall` scheint Funck sogar Vater Zeus zu beschwören, der sich als Sterblicher verkleidet und schreit: „Hier ist die Offenbarung meines tiefsten Geheimnisses… Ich bin nicht von dieser Welt!“ Und manchmal ist die Musik einfach nur verstörend schön, wie auf `The Valley`, einem trostlosen Überblick über die Tragödien der Depression und sonstigen Niederlagen des Seins.

Unterm Strich ist `May Our Chambers Be Full` ein eigenwilliges Werk. Keine Höhen, keine Hits. Nur Tiefen. Aber stets fesselnd und mutig. Melodien in Moll – wohl besonders gut geeignet für Manische.

(7 Punkte)


(VÖ: 30.10.2020)

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