SWORD – Sweet Dreams
~ 1988 (Roadracer Records) – Stil: Heavy Metal ~
Während das Debüt ´Metalized´ allgemein als Metal-Klassiker der 80er-Jahre eingeordnet wird, kommt dem Nachfolger ´Sweet Dreams´ diese Ehre bei weitem nicht zuteil. Insgesamt zu Unrecht, wie ich finde, weshalb ich auch hier eine metallische Lanze für dieses Album brechen will.
Klar, ´Metalized´ hat mit ´F.T.W.´ und ´Children Of Heaven´ zwei unsterbliche Metal-Klassiker (habe ich damals bei der Metal-Sendung spätabends im Südwestrundfunk – oder war es noch der solide schwäbisch dominierte Süddeutsche Rundfunk? – gehört, echt wahr). Solche Kaliber findet man auf ´Sweet Dreams´ nicht, weshalb das Debüt auch bei mir die metallische Nase leicht vorn hat. Anderseits hat auch ´Metalized´ nicht nur Klassiker zu bieten, auch hier gibt es wie auf ´Sweet Dreams´ einige, wenn auch wenige, durchschnittliche Titel.
Insgesamt war ´Metalized´ und ´Sweet Dreams´ ein gewaltiger und leider zu wenig wahrgenommener Doppel-Schlag dieser schon 1981 südlich von Montreal gegründeten kanadischen Band. Und auf beiden Alben gibt es zwei klare Pluspunkte: Da ist Ausnahmeshouter Rick Hughes, ein Motorradbegeisterter powervoller Klassesänger, und Mike Plant, ein eher unscheinbarer Meister der harten Metallriffs und songdienlicher Solo-Leistungen. Und – zumindest größtenteils – starkes Songwriting. Die Musik ist Heavy Metal. Nicht Thrash, nicht Hair, nicht Black, nicht Death, nicht HC, nicht Speed, nein, einfach Heavy Metal. Wie es ihn immer geben wird und wie er auch heute noch seine Existenzberechtigung hat.
Im Einzelnen: Mit dem Titelsong gleich ein großer Pluspunkt. Schwere, dunkle Riffs, ein Rick Hughes sofort gewohnt präsent und mit Bruder Dan Hughes an den Drums und Mike Lerock am Bass eine starke Rhythmusgruppe. Es folgen mit ´The Trouble Is´ und ´Land Of The Brave´ (Powervocals einmal mehr) zwei ebenfalls mehr als hörenswerte dynamische Titel, nach dem etwas blasseren ´Back Off´ dann ein weiterer Höhepunkt mit ´Prepare To Die´. Klassischer Banger unverwüstlicher Art.
Gerade als man doch mit den beiden Titeln ´Caught In The Act´ und ´Until Death Do Us Part´ auf der zweiten Seite etwas gelangweilt wird, gibt es drei klassische Metal-Kracher erster Güteklasse zum Abschluss. Das – einmal mehr aus Kraft und Melodie ideal gemischte – ´The Threat´, das einem nicht mehr aus dem Sinn und den Ohren geht. Dann mit dem von manchen geliebten, von manchen gehassten ´Life On The Sharp Edge´ für mich der stärkste Song. Beginnt schon fast bluesig, geht dann aber in einen mehr als starken Headbanger mit einmal mehr großer Sangesleistung über. ´State Of Shock´ ist schließlich ein speediger ordentlicher Rausschmeißer – ähnlich wie ´Evil Spell´ auf dem Debüt.
Für mich ist ´Sweet Dreams´ ein weiterer Beweis der großen Klasse dieser kanadischen Band, die mehr Aufmerksamkeit verdient hätte und mit Rick Hughes auch einen ziemlich charismatischen Frontmann aufzubieten hatte/hat (es gibt immer wieder Gerüchte einer bevorstehenden dritten Platte und Reunion nach einigen Live-Auftritten bei den üblichen verdächtigen Festivals). Die Produktion ist etwas altbacken, aber das Songwriting solide bis hervorragend. Mit dem oben genannten Doppelpack ´F.T.W.´ / ´Children Of Heaven´ hat sich die Band sowieso unsterblich gemacht.