EVILDEAD – United States Of Anarchy
~ 2020 (Steamhammer/SPV) – Stil: Thrash Metal ~
Schauen wir den Tatsachen ins Gesicht: EVILDEAD waren schon mit ihrem Debüt `Annihilation Of Civilization` von 1989 keine Erst-Liga-Thrash Metal-Band. Dazu waren die Songs nicht aussagekräftig genug. Auch wenn viele das Album rückblickend als „Underrated“ bewerten, es kommt nicht an die üblichen Erst-Liga-Brummer ran. Mit dem Nachfolger von 1991, `The Underworld`, trotz Gastauftritten von ex-METAL CHURCH David Wayne und DARK ANGELs Drummer Gene Hoglan, konnte man noch weniger Punkten. Einzig die Coverversion des SCORPIONS-Klassikers `He`s A Woman, She`s A Man` bleibt in Erinnerung. Mit einem Livealbum namens `Live…From The Dephts Of The Underworld` verabschiedete man sich. Über die letzten knapp 30 Jahre probierte man immer wieder einen Neustart, der teilweise kurzfristig gelang. Jetzt haben sie endlich Nägel mit Köpfen gemacht: Vier von fünf Original-Mitgliedern des Debüts wirken auf dem neuen, dritten Album. Als fünfter Mann steht Karlos Medina vom zweiten Album am Start. So gesehen bringt man hier mehr Original-Men-Power zur Reunion auf die Beine als andere Combos.
`United States Of Anarchy` hat seine Momente, das kann ich nach Dutzenden Durchläufen inzwischen sagen. Aber es hat Zeit gekostet. Die ersten Durchläufe waren recht ernüchternd. Das klang alles zu vorhersehbar, wenig erfrischend und letztendlich „auf Nummer sicher“ eingespielt. Es gibt hunderte junge, wilde Thrash Metal-Bands, die blasen EVILDEAD kompositorisch geradezu weg. Auch in Sachen Aggressivität und Brachialität wirkt das alles Medicore.
Man spürt einen „Old-school“-Vibe, der aber wenig Erfrischendes bietet und, wie erwähnt, sehr, sehr vorhersehbar ist. Sie konzentrieren sich einfach zu sehr auf altbewährtes und verfallen somit in den üblichen Standard. Selbst eine eigentlich geile Doppelbassnummer wie `Napoleon Complex` wirkt nach dem fünften Durchlauf alles andere als erfrischend. Nicht dass der Spaßfaktor komplett eliminiert wird, aber es kommt das Gefühl, dies in anderer Form schon zu oft gehört zu haben, deutlich auf. Homogener springt da schon `Green House` aus den Boxen und lässt einen in ANTHRAX-Manier zappeln. Den originellsten Songbeginn liefert man mit `No Difference`, der ähnlich wie `Green House` den Zappelfaktor hochschnellen lässt.
Eine richtig rasende Nummer sucht man vergebens, einzig `Blasphemy Divine` fällt in Sachen Speed zwischen den neun Songs der CD-Version auf. Die LP-Variante enthält mit `Planet Claire` einen Bonustrack. Das Material agiert überwiegend unterhalb dessen, was man von einem Thrash-Album der oberen Schnelligkeitsklasse erwartet.
Um mit den jungen wilden Thrash Metal-Bands mithalten zu können, reicht dieses Album nicht. Um seinen Old-School-Classic-Status aufrechtzuerhalten, reicht es allerdings noch. Man kann Spaß mit dem Album haben, das steht außer Frage, aber auch damit ist man nicht Erstligareif.
(7 Punkte)