NIGHTMARE – Aeternam
~ 2020 (AFM Records) – Stil: Female Fronted Heavy/Power Metal ~
Aaaaaaaarghhh! Qu’est-ce que c’est? Maggy Luyten ist weg! Und jetzt? Ganz einfach: Marianne Dien (FAITH OF AGONY) rettet die Situation… und wie! Wer die Rock-Röhre Luyten bei NIGHTMARE, BEYOND THE BRIDGE und AYREON erlebt hat weiß, welche großen Lederstiefel ihre Nachfolgerin hier auszufüllen hat, doch das erledigt Madie mit Bravour und feuert dabei anscheinend die in den 2000ern runderneuerte Band um Urgestein Yves Campion (Bass & Gesang) zu Meisterleistungen in Sachen kraftvollem Songwriting an, wie bereits der donnernde Opener ´Temple Of Archeron´ aus den Speakern tönen lässt.
Es stimmt diesmal einfach alles: Vorpreschende Heavyness mit einem gewissen traditionellen Feeling, aber nicht von gestern – somit rauscht ´Divine Nemesis´ mit fetzigen ICED EARTH-Riffs durch die Gehörgänge und der kraftvolle, gigantische Gesang mit diesen Trademarkgesangslinien nimmt mich sofort mit. NIGHTMARE räumen endgültig das Gerücht aus dem Weg, dass Power Metal mit Dame am Mikro nicht geht. Wer CHASTAIN mit Leather oder HUNTRESS (R.I.P. Jill) liebt, muss zuschlagen, denn in dieser Topliga spielen NIGHTMARE ohne Firlefanz und Tralala, auf das dieses Genre gerne reduziert wird.
Last euch auch nicht davon abschrecken, wenn ihr irgendwo was von “Symphonik” lest, denn auch wenn es mal epischer wird, herrscht hier die Heavyness vor und wird in keinster Weise durch irgendwas verwässert. Songs wie der Riffslasher ´The Passenger´, die Walze mit Hitfaktor ´Downfall Of A Tyrant´, die grandiose IN THIS MOMENT-artige Halballade ´Crystal Lake´, die sich in ihrer Dramatik mächtig steigert (auch Maria Brink muss sich ab jetzt warm anziehen) oder den weiteren Ohrwurm ´Lights On´ unterstreichen dies. Wem bis jetzt dennoch zu viel Hitfaktor enthalten war, der sollte auf jeden Fall weiterhören, denn ab nun gibt’s auf die Nuss und das Tempo wird nochmal angezogen.
Neben fetten Riffs und Licks wird klassischen Gitarrensoli ebenfalls konstant Raum gemacht, bei denen das Gitarrenduo Franck Milleliri und Matt Asselberghs (auch Vocals) eine überragende Figur machen, ebenso Niels Quiais als Jüngster an den variantenreichen, treibenden Drums. Dabei werdet ihr überflutet von bockstarken Refrains, denen dennoch derart metallisch bis thrashig (´Aeternam´) Feuer unterm Arsch gemacht wird, sodass Melodiefreaks ebenso vollbedient werden wie Powerfreaks.
Dieses Kunststück schaffen derzeit nur wenige, auf Anhieb fallen mir da gerade mal TARA LYNCH oder LORD ein, die letztes Jahr ebenso mit Growling als Salz in der heißen Lavasuppe überraschten – wie auch hier am Ende des Albums: Wow, was für Granaten sind denn bitte nach all‘ dem bereits geilen Zeug das abschließende, mit ANNIHILATOR-Riffs gewürzte Dreierpack ´Under The Ice´, ´Black September´ und ´Anneliese´ (kein MAYFAIR-Cover), der sie nebenbei noch die Epic-Black Metal-Krone aufsetzen ?!?! Um drei Killer dieser Güte bauen andere Bands ein ganzes Album drumherum. Der Härtegrad, das Riffing und die Qualität erreichen hier gehobenes NEVERMORE- und ARCH ENEMY-Niveau!
Was soll ich noch weiter rumlabern, es reicht – ich habe meine explosivste Powermetalscheibe mit Fronterin für dieses Jahr gehört, die sich jederzeit mit den vollmaskulinen Metalcombos dieser Sparte messen kann und dabei die meisten aussticht. Chapeau. Die Königin ist fort, es lebe die Königin! Feuer frei und Attacke, mes amis!