ENSLAVED – Utgard
~ 2020 (Nuclear Blast) – Stil: Prog Rock/Black Metal/Viking Metal ~
Die kreative Partnerschaft von Ivar Bjornson und Grutle Kjellson ist auch heutzutage noch genauso fruchtbar wie vor fast dreißig Jahren. `Utgard` ist wiederum ein höchst charakterstarkes Album, das progressive und extreme Elemente auf elegante Weise miteinander vereint und die reife Musikalität einmal mehr auf eindrucksvolle Weise untermauert.
Während viele ihrer ehemaligen Genre-Kollegen neuen Trends nachgeeifert haben oder ihnen gar erlegen sind, verfeinerten ENSLAVED im Laufe der Jahre ihr Handwerk akribisch weiter.
Die Norweger entwickelten dabei immer komplexere Songstrukturen im Epos-Format, brachten damit gleichzeitig massive Progressive Rock-Einflüsse in ihren typisch nordischen Metal-Stil ein und gewannen mit einer ganzen Reihe an zunehmend ehrgeizigeren Alben erheblich an Stärke.
Indem sie auch heute noch die Geheimnisse und Weisheiten der nordischen Mythologie auf die Welt um sie herum übertragen, erinnern uns ENSLAVED zudem auch daran, dass sie wirkliche Skalds sind und auch die für das 21. Jahrhundert bestens geeignet. Sie haben sich nie vor esoterischen Themen oder surrealen Erzählungen gescheut, aber mit `Utgard` haben sie sich sicherlich selbst übertroffen.
So repräsentiert ihr neues Werk einmal mehr, was an moderner progressiver Musik aufregend und großartig ist. Von den nordischen Gesängen, die den Opener `Fires In The Dark` einläuten und das mythische Konzept des Albums widerspiegeln, bis hin zu den letzten Klängen des nachdrücklichen `Distant Seasons` – ENSLAVED lassen keinen Stein auf dem anderen und bringen sogar Elemente von Krautrock und Electronica mit ein.
Jeder Höhepunkt der Intensität wird dabei durch einen nachdenklichen Reflexionspool beruhigt und macht das nuancierte Songwriting erst so wertvoll. Dabei besticht das Album durch die Atmosphäre einer Umrundung, einer Annäherung an denselben Ort oder derselben Idee aus den verschiedensten Perspektiven.
Mit jedem erneuten Einschalten schlägt `Utgard` jedenfalls immer deutlicher in Richtung progressives Gold. Die neun Songs wurden allesamt von unnötigem Fett befreit, und es präsentiert sich ein schlankes und elegantes Album, das sowohl von Prog-Fans als auch den Metalheads gewürdigt werden sollte.
(8 Punkte)