DRITTE WAHL – 3D
~ 2020 (Dritte Wahl Records / Indigo) – Stil: Punkrock ~
Punkrock aus Rostock: Nicht erst zum dritten, sondern zum elften Mal werfen DRITTE WAHL eine Songsammlung ins Volk. In der dritten Dekade heißt diese ´3D´ und zeigt sich im Guten als auch im Bösen. Musikalisch werden Erinnerungen an die guten, alten Tage der DRITTEN WAHL geweckt, derweil sich das Quartett thematisch dem sozialgesellschaftlichen Bösen widmet. Die Produktion klingt mächtig und bietet fast ausschließlich Hymne auf Hymne an.
Indessen schaut Gott vom Himmel auf die Erde herab und fragt sich bei einer der schnelleren Nummern des Werkes: ´Was zur Hölle…´, treibt die Menschheit hier. Einer der größten Reißer widmet sich hingegen brennenden Flüchtlingsunterkünften. ´Brennt alles nieder´ hat einen mitsingbaren Slogan, aber den traurigsten Hintergrund. Dass man ohnehin nicht jeden Scheiß mitmachen muss, besingt ´Ohne mich´ auf urtypische WAHL.
Nur einmal klingt die DRITTE WAHL nach den TOTEN HOSEN. Bei ´Ikarus´ geht es möglicherweise um Julian Assange, aber grundsätzlich um die Gefährlichkeit, zu nah an gewisse Menschen heranzukommen. Das geniale Liebeslied ´Alles nur Chemie´ besitzt nicht nur diesen mächtigen Rhythmus zum Mitgehen, obgleich “Liebeslieder nur in Moll” gehen, sondern erstmals den Ansatz einer musikalischen Nähe zu Udo Lindenberg, der bei dem Plädoyer für den Einzelhandel, der Ballade ´Elektro Merten´, vollends durchschlägt. Die Background-Gesänge von ´Schöne Frau mit Geld´ tönen sogar nach den ÄRZTEN.
Jedoch muss es ´Abends halb zehn´ in Deutschland kein Knoppers sein, sondern eine weitere, kleine Hymne, außerdem klassische Hardrock-Soli in ´3D´ und metallische Härte mit Lemmy-Vibe in ´Fabelhafte Voraussetzung´. Daneben dürfen die Gitarren im Song ´Zur See´ kreisen und kreisen, in größter Brillanz. Selbst die zwei Boni in Form der simplen, aber effektiven Hymne ´Zusammen´ und dem typischen Rausschmeißer ´Wenn ich groß bin´ stehen den regulären Dutzend Songs nicht nach. Drei Daumen nach oben.
(8,5 Punkte)
