DISRUPTED – Pure Death
~ 2020 (Memento Mori / De:Nihil) – Stil: Death Metal ~
Ok, BOSS HM-2 Verzerrer an, grollende Musik, natürlicher, morbider Sound, Monstervocals, Schweden ist erwacht. Hat ja auch nur fünf Jahre zum Nachfolger des mir leider unbekannten Debüts gedauert. Tja, aber ich kann es nicht verhehlen, ich bin dem typischen Sunlight-Sound verfallen und da kann das Songwriting auch noch so bieder nach 1991er B-Ware klingen, wenn der Sound und die Performance stimmen, dann liebe ich das.
Also, ganz so B-Ware sind DISRUPTED nicht, sondern solider Schwedendeath, der sich tatsächlich so anfühlt, wie schöner, etwas krankhafterer 1991er Stoff. Die kranken, aber höchst melodischen Soli sorgen für den Anteil Musikalität, der die knarzenden, treibenden, aber auch groovenden Stücke zu kleinen Undergroundhymnen schmiedet. Das zombiehafte Gekotze des Sängers hat man zwar vor gut 30 Jahren schon öfter gehört, aber der Mann macht seine Sache gut genug, das Gesamtbild der Musik abzurunden.
DISRUPTED wollen hier nicht die Quadratur des Kreises erreichen und uns vollkommen neue Musik präsentieren. Sie sind das für den Schwedendeath, was GRUESOME und SKELETAL REMAINS für den US Deathmetal sind. Ein grandioser Tribut an die alte Zeit, aber mit einer jugendlichen Frische und Leidenschaft, die eigentlich nur den Urvätern eigen sein dürfte. Nein, DISRUPTED mischen mit und lassen nichts anbrennen.
Mal rasen sie wie von einem Wespenschwarm verfolgte Wildsäue durch die schwedischen Wälder, dann schleppen sie sich waidwund wie ein angeschossener Elch doomend über die Steppe. Immer mit so herrlich fiesen kleinen Harmonien unter der sägenden Oberfläche ihrer Gitarrensounds. Die Band hat dabei ein tolles Live-Feeling, als würde sie gerade vor einem im Proberaum ihre Songs zelebrieren. Natürlich stehen alte NIHILIST, CARNAGE, ENTOMBED und DISMEMBER Pate und das wollen DISRUPTED sicher auch nicht bestreiten. Aber wer soviel brennende Lust in die Darbietung legt, kann eigentlich nur gewinnen.
Wenn die ganze NWoTHM-Klitsche damit durchkommt, dann auch DISRUPTED im Schwedendeath. Ich lass mich jedenfalls gerne von den herrlich brachialen Riffs durchschrubben, das fördert die Durchblutung. Und wenn meine Katze sich schnurrend auf meinen Schoss legt und gebannt lauscht, dann muss die Musik schlichtweg gut sein.
Und so hab ich für 2020 eine neue geile Death Metal-Heldenband entdeckt. Bin gespannt, ob die guten LIK da noch einen drauflegen können.
(8,5 Punkte)
(VÖ: 26.10.2020)