SUMAC – May You Be Held
~ 2020 (Thrill Jockey) – Stil: Post-Metal/Sludge/Experimental ~
`May You Be Held`, das mittlerweile vierte Album in der noch recht jungen Geschichte des U.S.-amerikanisch-kanadischen Post-Metal/Sludge Acts SUMAC, markiert einen weiteren Höhepunkt in der Bandhistorie und erschafft erneut unvorhersehbare stilistische Verschmelzungen, die mit einem Bogen aus Produktionsglanz und künstlerischer Integrität vervollkommnet sind.
Nach dem atmosphärisch ebenso unglaublich schweren `Love In Shadow` von 2018, das sowohl mit Klanglandschaften schwelender Spannung als auch einer schimmernden und aufrichtigen Selbstreflexion im Kern brillierte, kommt auch das neue Album zur scheinbar perfekten Zeit – nämlich in der zweiten Hälfte eines durch und durch gebeutelten Jahres und von den düsteren und bittersüßen Jahreszeiten heimgesucht. SUMACs Sound durchdringt auch hierauf in einer Art und Weise, als würde man sich in einen finsteren Dschungel wagen, und die brüllende Extremität in ihrer Musik bietet die Möglichkeit, der Weltlichkeit zu entkommen und ein Gefühl chaotischer Fülle zu erlangen.
Aaron Turners heiserer, kratziger Gesang schneidet sich dabei fortwährend durch eine Wolke aus Gitarrenfeedback und heimtückischer Atmosphäre. Die Songs bauen sich dabei erst langsam auf und ziehen sich dann wieder mit Rhythmen zurück, die sich in sengende Drones verwandeln, was wiederum den Ausgangspunkt für den beständigen Strom an Schwere erschafft. Die Rhythmen wirken dabei körperlich höchst intensiv und teilweise sogar auch etwas psychedelisch, wobei ein Song wie `Consumed` hingegen gar mit einer triumphalen Flutwelle tobender Wut endet.
An anderer Stelle variiert der rund 20-minütige Titeltrack von einer wilden Eröffnung bis hin zu den matschigen, langsamen Riffs der zweiten Hälfte und seinen methodisch-rhythmischen Stößen im Finale. `The Iron Chair` packt verzerrte Wellen der Ambient-Gitarre neben energetische Drum-Blasts und das behutsam aufgebaute Ambiente des wortlosen Schlussstücks des Albums, `Laughter & Silence`, treibt in dem Sinne an, dass die Schwere des Sounds schließlich in Richtung einer Art Glückseligkeit drängt, die nur durch das metaphorische Unterholz hindurch zu erlangen ist.
Den Leitgeist des Albums als „emotional“ zu bezeichnen, wäre jedoch zu vage. Die experimentellen Songs fühlen sich an, als würden sie Schmerz in Kraft verwandeln und das Album durchläuft diesen Prozess ohne jegliche Lügen über seinen eigenen Spannungsverlauf, der sich immerfort in die unterschiedlichsten Richtungen ausbreiten kann.
`May You Be Held` enthält eine rasante Erfahrung an Spannungen und wenn sich die Band in Segmenten direkter Riffing- und Drum-Rhythmen niederlässt, erscheint diese Wirkung geradezu monumental.
SUMAC entfachen diese Kraft inmitten von durch Drones geleiteten, musikalischen Reflexionen und erzeugen dadurch ein in den finstersten Tiefen schürfendes, emotionales Chaos. Das Trio hält häufig inne, um sich mit aufgewühlten, musikalischen Ideen zu befassen – aber sie kehren immer wieder zu einem zentralen Pfad in ihrem Dickicht zurück. Nerven zerfetzend. Grandios.
(9 Punkte)