OCEANS OF SLUMBER – Oceans Of Slumber
~ 2020 (Century Media / Sony) – Stil: Prog/Doom Metal ~
Das vierte Album, das dritte mit Ausnahmesängerin Cammie Gilbert, das erste selbstbetitelte: OCEANS OF SLUMBER tragen den Neuanfang offen zur Schau. Ein Neustart ist ´Oceans Of Slumber´ zweieinhalb Jahre nach ´The Banished Heart´ unbedingt für die frisch besetzte Mannschaft. Neben Mastermind/Schlagzeuger Dobber Beverly und Sängerin Cammie Gilbert mussten die beiden Gitarristen Jessie Santos und Alexander Lucian sowie Bassist Semir Özerkan und Keyboarder Mat V. Aleman integriert werden. Der musikalischen Ausrichtung hat diese Umbesetzung nicht geschadet. OCEANS OF SLUMBER wandeln weiterhin auf den Pfaden des Doom als auch Progressive Metal. Düster in seiner Ausprägung, schwelgerisch in seiner Auslegung. Zwei Zwischenspiele, instrumentale Ruhemomente zur Besinnung, unterbrechen die üppigen 71 Minuten, die ein gelungenes Cover von TYPE O NEGATIVEs ´Wolf Moon´ aus dem 1996er Werk ´October Rust´ abrunden.
Im Mittelpunkt dieser Melange aus Neunzigerjahre-Aufbruchsstimmung und neuzeitlicher Finster-Melancholie steht selbstredend Cammie Gilbert. Vor allem befinden sich die atmosphärischen Abschnitte innerhalb der Kompositionen nicht in der Unterzahl, derweil OCEANS OF SLUMBER zur Eröffnung den sphärischen, gern progressiv zu nennenden Doom in ´Soundtrack To My Last Day´ mit einer Death Metal-Explosion kombinieren. Selbst wenn diese Vorgehensweise nach OPETH tönt, mundet der Gesang im Zusammenhang mit der Instrumentierung geradewegs nach female fronted Prog Metal der Neunziger, bisweilen nach THE GATHERING sowie auch einmal nach Epic Doom:
Here I stand
To claim what is mine
Queen of the damned
Darkness and time
No mortal grasp
No one turned away
In death we are equal
In death, we will stay
Here I stand!
The greatest hope
The great equaliser
The queen of the lost
Die Schwere der Neunzigerjahre wird in ´Pray For Fire´ von einem sinfonischen Black Metal-Part unterbrochen, wenige Growls hinzutretend. Weitaus mehr böser Gesang ist später in ´Total Failure Apparatus´ zu vernehmen. Nicht alles glänzt in Überlänge, aber dann folgen die wahren Emotionsbetörer. Das dramatische ´A Return To The Earth Below´ zelebriert die Tonfolgen förmlich.
On the ledge we danced, now we are falling
And the walls are closing in
When the darkness gathers, we are crawling
And the worms are coming in
Das opulente Metal-Stück ´The Adorned Fathomless Creation´, einem Paradestück für die Sängerin, reckt sich aus dem Doom in den Soul-Himmel. Ebenfalls reißt ´To The Sea (A Tolling Of The Bells)´ alle Wolken auf und strebt mit diesem ins gleißende Licht.
Now let me go
Say no more, say no more
(Say no more, say no more)
Let me go… into the sea
Mit ´The Colors Of Grace´ verwirklichen sie ein Duett, bei dem Gastsänger Nick Moss (ANTIMATTER) mit zittriger Stimme am Mikrofon die Emotionen gleichsam aufbricht. Daher muss die Maschinerie im Anschluss wieder garstiger agieren, um die Schönheit der Gesangslinien von ´I Mourn These Yellow Leaves´ zur Geltung kommen zu lassen.
Omne principium difficile. Das kommende und vierte Werk mit Ausnahmesängerin Cammie Gilbert muss OCEANS OF SLUMBERs Meisterwerk werden.
(8 Punkte)