IS LOVE ALIVE? – Second To None
~ 2020 (Independent) – Stil: Doom Metal ~
IS LOVE ALIVE sind immer wieder für eine Überraschung gut. 2019 veröffentlichen sie nach endlos vielen Jahren der Bandtätigkeit völlig unverhofft ihr Debüt. Ein Jahr später hat die Doom-Hoffnung Nordrhein-Westfalens bereits den Nachfolger parat. ´Second To None´ verblüfft mit einem klassischen Heavy Metal-Sound der Achtzigerjahre in einer zeitlosen Produktion. Aufgenommen wurde das schmucke Teil mit aufrechtstehendem Kreuz von Denny Gabriel in den “Werner Wiese Studios” und von Mike Wells in Los Angeles gemastert.
Die Besetzung aus Sängerin Anne Brandenburg, Mastermind/Gitarrist Thomas „Tom“ Pieper, Bassist Sascha „Sash“ Sievers und Schlagzeuger Falko Bröggelwirth wurde um Rückkehrer und Gitarrist Felix Kramer erweitert. Zwei Gitarristen klingen nämlich weit mehr nach echtem Metal, noch mehr nach Heavy Metal, auch in der Heavyness-Skala des Doom. Das Erstaunen hält jedoch an, da IS LOVE ALIVE? mit Heavy Metal-Kompositionen anrücken, die oftmals nicht unbedingt die bedingungslose Tiefe und Schwere des Doom feiern. Die bekannte Kombination aus 70er Jahre Doom und Rock mit 80er Jahre Metal tendiert in diesen Tagen gerne mal in Richtung Metal.
´Follow The Smoke´ marschiert, das gesamte Maschinenwerk vom Schlagzeug her schwer angetrieben, innerhalb der geliebten Heavyness des Doom, triumphiert jedoch erst in klarer Schönheit zum Höhepunkt, den Felix Kramer wohl nur in seinem Gitarren-Solo sehen würde, das er sich daher für den Songausklang in ausgiebiger Form aufgehoben hat. Der ´Social Jetlag´ wummert sodann neun Minuten lang in aller Schwermütigkeit. Da zieht der Jet geradewegs im instrumentalen Kreischen der Triebwerke an uns vorüber.
Hiernach singt Anne ´Untouchable´ – allein zum Klavier. Denn Abwechslung ist im Hause IS LOVE ALIVE? ebenso Trumpf. Ein großes Orgel-Brimborium namens ´Principium´, gespielt und komponiert von Gastkeyboarder Thomas Wyborny, eröffnet das Album stilmäßig. Ein akustisches Stelldichein von Felix Kramer an der Gitarre namens ´Autumn’s Rise´ sorgt obendrein zwischendurch für eine willkommene Erfrischung.
Auf der Spur des klassischen 80s Metal präsentiert sich ´Cooptation´ pralle sechs Minuten lang, schön den Refrain in aller Schnelle bis zur Sinnesverwirrung wiederholend. Dagegen hämmert ´Narcissistic Illusion´ wieder schwer auf die Hirnrinde ein und gönnt sich zwischendurch spontan einen Geschwindigkeitsrausch sowie ein äußerst beachtenswertes, psychotisches Solo. Das neunminütige Finale ´Narcotic Sleep´ schreitet zu Beginn längst unaufhaltsam voran, schaltet aber zum Gesang einen Gang höher und gönnt sich 70s-like ein Flötensolo, gespielt von Klaus Tenner.
Lebt die Liebe anno 2020? Natürlich. Unübertroffen.
(8 Punkte)