RISINGFALL – Arise From The Ashes (The EP & Singles Collection 2016 – 2019)
~ 2020 (Golden Core/ZYX Music) – Stil: Heavy Metal ~
Japan, spätestens 1972, als DEEP PURPLE hier spielten, als deren ´Made In Japan´erschien, war das Land vom Rock’n’Roll angesteckt. Dann kamen die 80s, und aus dem Fernen Osten gingen Acts wie VOW WOW oder LOUDNESS ihren Weg. Kaum ein Fan hat in seiner Sammlung nichts von diesen beiden Bands, ANTHEM oder OUTRAGE.
Aber Japan hat, ganz klischeebeladen auch Plastik auf die Menschheit gebracht. Billiger Stoff der Marke BABY METAL, vielleicht verkauft sich das in Tokio, in Europa ist das weniger gefragt. Dann ist da noch der echte Nachwuchs. Da ist etwa noch RISINGFALL.
Der Entdecker ist ein Urgestein unserer Szene. Man kennt ihn als Schlagzeuger, man liest ihn als Journalisten. Kenner besuchen ihn in “seinem” Laden. Seit geraumer Zeit arbeitet er als Trüffelschwein für ein Plattenlabel. Neben zwei spannenden Samplern verdanken wir ihm Re-Releases etwa von GRIFFIN, WITCHFYNDE oder SUDDEN DEATH. Jetzt bringt er mit RISINGFALL sehr aktuelles Material in und auf unsere Abspielgeräte.
Fünf EPs/Singles entstanden in der Zeit zwischen 2016 und 2019. Diese sind hier für europäische Entdecker erstmals auf einer CD versammelt. Schon der Opener haut völlig rein. Ein Schrei, kaum gehört seit ´Painkiller´, und dann folgt ´Livin’ On The Edge´, das klingt wie eine Mischung aus RIOT zu Zeiten von ´Thundersteel´ und HELLOWEENs ´Keepers´. Je tiefer man aber in die Welt von RISINGFALL eindringt, desto stärker wird der größte Einfluss sichtbar, die gute alte NWoBHM. Schon darum passen die japanischen Jungspunde wunderbar ins Programm von “Golden Core”.
Und gerade weil es neues Material ist, jung und dynamisch, liegt mir persönlich ´Arise From The Ashes´ noch ein kleines Stück näher, als die (zurecht wiederentdeckten) oben erwähnten Programmpunkte.
Da sind feine Stücke zu finden. ´Kill By Wheels´ fällt etwa aus dem Rahmen, weil G Itoh hier tiefer singt und seine Stimmlage nach unten ausreizt. Das verleiht diesem Lied eine zusätzliche Aggressivität. ´Epilogue´ fühlt sich an, wie ein wiedergefundener alter LOUDNESS-Song. Der würde auch in Muttersprache funktionieren. Das folgende ´Evil King´ hat einen leichten Thrash-Einschlag. SAXON grüßen in ´Hell Crisis´. Mit ´Nightmares´ kommt dann das schnellste Stück der ersten EP.
Die zweite beginnt mit ´Cry For The Steel´ genauso schnell. Allerspätestens hier sollte klar sein, diese Truppe hat Beachtung verdient. Gute Songs, starke Leads, voller Elan und Spielfreude, hier wartet eine echte Entdeckung. Darauf folgen das harte ´Promised Land´ und ´Tyrant’s Void´, das wieder eine leichte HELLOWEEN-Note besitzt.
Die zwei Songs der Single ´Far Brittania´ schließen sich an. Der Titelsong heißt nicht nur so, musikalisch ist er ebenfalls ein Loblied auf den britischen Metal. Im Programm der SEVEN SISTERS wäre er sehr gut aufgehoben. ´Hot Rats Race´ ist eine kleine flotte Nummer, die zeigt, auch in Japan lassen sich Humor und Metal verbinden.
Die ´Epilogue´-EP vereint frühe Aufnahmen der ersten drei Songs, klanglich noch nicht perfekt, musikalisch aber schon komplett, mindestens als Dokument unverzichtbar. Ebenso die drei Livestücke. Mit ´Kamikaze´ ist einer davon sogar noch nicht in einer Studioaufnahme verfügbar. Das sollte nachgeholt werden. Diese leicht punkige Nummer hat definitiv einen besseren Sound verdient.
Genau wie diese Band unsere Aufmerksamkeit verdient. Wer ein wenig Freude hat, Freude an ungestümem Metal, Freude an Power und Speed, sollte sich aufmachen und hier nicht nur ein Ohr riskieren.
(7,5 Punkte)
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