INCANTATION – Sect Of Vile Divinities
~ 2020 (Relapse Records) – Stil: Death Metal ~
Berserk! 1994 versohlten sie euch den Arsch. Rüde, räudig, radikal – ein Blutrausch wie bei Rambo im Nahkampf. Das Debüt ´Onward To Golgotha´ krachte mitten in die Mainstream-Death Metal-Welle. ENTOMBED, DISMEMBER und OBITUARY wirkten fast wie AOR, also Rockmusik für Lehrer, neben INCANTATION. Auf der einen Seite High End-Production, mit teils geglättetem Songwriting – auf der anderen Seite diese ungehobelte US-Truppe, die klang wie fünf Neandertaler beim Höhlenfest mit 30 Litern Hirschblut im Tank.
Im Verlauf der Jahre blieben sich INCANTATION in der Kompromisslosigkeit treu – im Klang nicht. Die Alben tönten polierter. Aber es schadete nicht. Gerade ´Sect Of Vile Divinities´ beweist es wieder. Fetter, teils vertrackter Death Metal mit Doom-Elementen. Die E-Saite ist Regent und Einzelkämpfer zugleich. Tiefergestimmt, versteht sich. Wie schon beim Vorgänger ´Profane Nexus´ (2017) gibt es keine Zufälle und Redundanzen – das Niveau ist hoch, wie der Anspruch. Songs wie ´Propitiation´ haben eine extreme Riff-Dichte und hohe Groove-Güte. Gitarren, Bass und Drums überlassen nichts dem Standard.
Wo in Sachen Songwriting viele Veteranen wie MEMORIAM derzeit schwächeln, zaubern INCANTATION noch ein paar kühne Kunststücke mit ihrem längst etablierten Trickkasten. Die Spannung bleibt schön straff entlang der zwölf Songs in 45 Minuten. Ein „Kenn ich doch schon…“ bereits 15 Sekunden nach Songbeginn? Leichtes Wegdämmern ob tradierter Tieftonfolgen? Mitnichten. Das heißt schon was nach nun bald 30 Jahren im Geschäft mit einigen Glanztaten – eben dank stetig steigender Lernkurve.
(7,5 Punkte)
(VÖ: 21.08.2020)