BLUES PILLS – Holy Moly!
~ 2020 (Nuclear Blast/Warner) – Stil: Blues/Hardrock ~
Das nennt man wohl eine Punktlandung. Ziemlich genau zum 51. Jubiläum der Mutter aller Festivals, dem “Woodstock”-Open-Air (15.08. – 18.08.1969), “beamen” uns BLUES PILLS mit ihrem dritten Album `Holy Moly!´ gefühlt erneut in diese mit “Friede, Freude, Eierkuchen” gesegneten Ausnahmezeiten zurück. Und ja, musikalisch hätte das Quartett auch gut und gerne auf den legendären Brettern in White Lake, nahe der Kleinstadt Bethel im Bundesstaat New York, stehen und dort neben Künstlern wie JANIS JOPLIN oder JIMI HENDRIX durchaus auch bestehen können. Womit wir bei der zweiten Punktlandung wären, denn nicht nur musikalisch, sondern auch die gesanglichen Parallelen von Frontfrau Elin Larsson zur stimmgewaltigen JANIS JOPLIN, deren Todestag sich am 04. Oktober zum 50. Mal jährt, passen in diesen Kontext. Mutet fast schon wie ein Tribut an die güldenen “Flower Power”-Tage unserer Eltern an…
…und sicherlich zählen einige der Bands von damals auch zu den größten Einflüssen von BLUES PILLS. Die Schweden allerdings lediglich darauf zu reduzieren wäre falsch, schließlich klingen ihre Kompositionen trotz aller Nähe zu den Sounds der Siebziger verdammt frisch und sehr eigenständig. Natürlich erfinden BLUES PILLS den guten alten Blues Rock nicht neu, haben sich aber mit ihrer ureigenen Mischung aus Rock, Blues, Soul und ein wenig Gospel eine schnuckelige kleine Nische geschaffen.
Hier heraus entspringen rotzige und kantige Blues-Rocker wie `Rhythm In The Blood´, `Dreaming My Life Away´ und das flotte `Low Road´, die sich mit bewegenden Balladen wie `Longest Lasting Friend´, `Song From A Mourning Dove´ (hat mit seinen wunderschönen Klavierklängen zu Beginn und dem lieblichen Gesang in manchen Sequenzen sogar was von der großartigen KATE BUSH – Wahnsinn!) und mit Gospel-Chorälen geschwängerte Titel wie beispielsweise `Wish I’d Known´ die Klinke in die Hand geben. Abwechslung, kompositorische Vielfalt und spannende Songaufbauten werden auf `Holy Moly!´ ganz großgeschrieben.
Auffallend stark tönen BLUES PILLS speziell bei den balladesken Tönen und ruhigeren Passagen, bei denen sich vor allen Dingen Sängerin Elin Larsson voll ausleben und ihre ganze stimmliche Bandbreite – von ergreifend schön und gefühlvoll bis hin zu roh, powervoll und schreiend – hervorragend in Szene setzen kann. Manchmal klingt sie sogar wie ANASTACIA, die kleine Frau mit der großen Röhre. Einfach nur WOW!!
Insgesamt elf knackige Kompositionen zieren `Holy Moly!´, die sich allesamt zwischen drei und fünf Minuten und auf einem recht hohen Niveau bewegen. Das Teil hat durch und durch verdammt viel Klasse, Gefühl, Power, Dynamik und “Seele”. Wie auch auf den ersten beiden Alben fehlt lediglich ein echter Höhepunkt oder eine Ausnahmenummer, wo wie bei den Liveauftritten der Band so richtig ausufernd gefiedelt und gejammt wird. Anyway, “only killer, no filler!!!” Also nix wie auf den Einkaufszettel damit, die Blumenkränze geflochten und ins Haar gesteckt und ab zum Händler Eures Vertrauens.
(8,5 Punkte)
(VÖ: 21.08.2020)