MeilensteineVergessene Juwelen

FALCO – Nachtflug

~ 1992 (EMI Electrola) – Stil: Pop ~


Nach dem kommerziellen Misserfolg von ´Data De Groove´ mussten zwei Jahre später wieder die Erfolgsproduzenten Bolland & Bolland für ein Comeback von FALCO sorgen. Falco schrieb abermals fast alle Titel mit dem Duo und veröffentlichte 1992 das Ergebnis ´Nachtflug´. Der vorhergehende Flop schien vergessen. Die unnachahmliche Single `Titanic´ stieg auch ordentlich in die Charts ein, das Album selbst in Österreich gar auf den ersten Platz der Hitlisten. Es sollte das letzte Studioalbum zu Lebzeiten von Falco sein. Und er genoss es noch in vollen Zügen. Er ging wieder auf Europa-Tournee und spielte 1994 einen vielbeachteten Auftritt mit einem Sinfonie-Orchester zum 800-jährigen Jubiläum der Wiener Neustadt. Das im Studio nachbearbeitete, neuaufgenommene sowie postum veröffentlichte Werk ´Symphonic´ zeugt von diesem Auftritt.

 

 

´Nachtflug´ wurde selbstverständlich nicht so erfolgreich wie die beiden Alben nach dem Fixstern ´Falco 3`, dennoch wurde ein musikalisch fettes Menü dargeboten. Der Sound profitiert von der vielschichtigen sowie dichten Produktion und Falco selbst trägt abermals seine zynischen Texte mit seinem unverwechselbaren Gesang vor. Er kündigt seine Wiederkehr im Opener ´Titanic´ gleich selbst an (“The unsinkable Titanic”), hält den Finger in die Wunde der Dekadenz (“Decadence for you and me, decadence…”) und behält seinen Wortwitz (“Let´s deca-dance in jedem Fall”), selbst im Moment des Untergangs (“Denn wer sich retten tut, der hat zum Untergang kan Mut”). Das Gesamtbild zeigt überraschend mehr Gitarren und sogar Soli.

Ein nächstes Highlight folgt mit ´Monarchy Now´. Vordergründig ein Song über Kaiser, Fürsten und Könige, aber doch so brandaktuell (“Gebt dem Lande tollkühnste Parade-Patriarchen, gebt dem Volk die Heiligen, die es so begehrt”). Zum nächsten Tanz fordert vorzüglich ´Dance Mephisto´ auf. Zwischen Prunk und Historien-Drama fühlt sich Falco immer wohl, da bedarf es keiner ´Psychos´ und keines `Skandal´, die sich beide in ihrer Schlichtheit, letzterer gar mit Pop-Gitarre, dem Hörer zuwenden.

´Yah-Vibration´, im Reggae-Groove, und ´Propaganda´, im Latin-Rhythmus über Kuba und die CIA, sind hingegen musikalisch schlichtweg Gute-Laune-Songs für den Sommer und drücken Falcos Spirit der 90er aus, als er von Österreich in die Dominikanische Republik zog. Natürlich können an einzelnen Stellen Parallelen zu ´Falco 3´ aufgespürt werden, wenn etwa das schmusige ´Cadillac Hotel´ kurz an ´Jeanny´ gemahnt, gleichwohl brennt Falco nochmals im Verbund mit Bolland & Bolland ein echtes Feuerwerk ab – und scheint selbst 28 Jahre später mit ´Time´ am Puls der Zeit zu liegen (“Technokraten in their ivory tower, warten stündlich for the golden shower, ganz im Zeichen der neuen Ordnung”).

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