O.A.K. – Nine Witches Under A Walnut Tree

~ 2020 (Independent) – Stil: Prog Rock ~

Das letzte Werk von Sänger/Multi-Instrumentalist Jerry Cutillo, das Konzeptwerk ´Giordano Bruno´ war musikalisch betrachtet ein voller Erfolg. Folglich präsentiert die Prog Rock-Formation O.A.K. (OSCILLAZIONI ALCHEMICO KREATIVE) ein weiteres Album mit konzeptionellem Hintergrund: ´Nine Witches Under A Walnut Tree´.

… und so treffen sich am 14. November 1572 neun Hexen unter einem Walnussbaum. Sophisticated italian prog rock meets british progressive music. Derweil die Erde von einer Supernova erleuchtet wird, feiern die Hexen nahe von Benevento. Von den Langobarden erlernt, werden an Zweigen aufgehangene Fleischstücke reitend mit scharfen Klingen aufgespießt. LED ZEPPELINs ´The Battle Of Evermore´ meets AYREON meets Italo Prog. Wer dieser Aufforderung zum Hexentanz nicht nachkommt, der endet wie eine dieser neun Weibsleute (´Chlodswinda´). Eine Hexe aus Beneventos sagt die Umweltkatastrophen der folgenden Jahrhunderte voraus. Sie lässt die Flötentöne sprechen. Tetyana Shyshnyak singt wunderbar die Sopranstimme als Antwortgesang zu Jerry Cutillo. Mellotron und blubbernde Synthesizer flirren durch die Szenerie (´Gioconna´). Eine andere Hexe reist mit ihrer Tochter aus Nordfrankreich an, bringt Töpfe und Pulver für magische Getränke mit. Das Klavier stellt Daniele Fuligni zur Verfügung. Derweil der Gesang ausnahmsweise nicht italienisch, sondern liebkosend-schmachtend französisch ertönt (´Dame Harvillers´). Jahre später wird sie aufgrund der Tötung von Mensch und Tier am Pfahl aufgespießt.

Die nächste reist per Schiff aus Edinburgh an und bringt Wind und Wirbel mit. Wegen Zauberei wird sie in den nachfolgenden Jahren hingerichtet. Die erste rein instrumentale Kompsoition (´Janet Boyman´). Aus Triora erscheint eine Adlige, die bereits ihre bald zu erleidende Folter verspürt. Mystisch schauderhaft zeigt sich die musikalische Atmosphäre (´Franchetta Borelli´). Eine weitere reist – mit zwei Seilen am Baum hängend – gar durch Raum und Zeit. Als sie nach Lucca zurückgekehrt, wird sie auf den Scheiterhaufen geworfen. Eine instrumentale, orientalisch angehauchte Darbietung (´Polissena´). Eine Hexe aus Tuscia bringt das Buch “Malleus Maleficarum” über Hexenerkennung und Hexenfolter mit und verbrennt es. Bei ihrer Rückkehr wird sie wegen Kindesmord gefoltert. Passend zum Siebzigerjahre Prog Italian Style spielt David Jackson (VAN DER GRAAF GENERATOR) das Saxofon (´Donna Prudentia´). Einen Tanz alter ägyptisch-samnitischer Rituale führt die Tochter einer Priesterin auf und verfällt in Trance. Cristiana De Bonis steigt in Gesang und Ausdruck mit ein (´Nadira´). Die letzte, uns überlieferte Hexe stirbt am 9. September 1590 auf dem Scheiterhaufen in Nördlingen. Deutsch gesungen, wie einst von einem, eigentlich nicht der Sprache mächtig singenden Schlagerstar, könnte es sich insbesondere hierzulande zu einem Kult-Stück entwickeln. Zusätzlich gesprochene Worte durch Gerlinde Roth verfehlen ihre Wirkung ebenfalls nicht. Ein weiteres und allerletztes Mal schunkeln wir zu den Tönen (´Rebecca Lemp´).

… und so endet die esoterische Prog-Trilogie. Nach ´Viandanze´ (2016) und ´Giordano Bruno´ (2018) schließt ´Nine Witches Under A Walnut Tree´, abermals zwei Jahre später, diese ab. Und wenn sie nicht … sie sind alle neun gestorben.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/OAKJerryCutillo/

(VÖ: 1.09.2020, LP: 9.09.2020)