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THE ANGELS – Dark Room

~ 1980 (Epic Records) – Stil: Rock ~


Wer ist die beste australische Rock’n’Roll-Truppe?

THE ANGELS aka ANGEL CITY bzw. sogar THE ANGELS FROM ANGELS CITY (wegen der gleichnamigen US-Band gab es außerhalb Australiens immer einen Doppelnamen, was nicht gerade hilfreich war)? Na ja, soweit würde ich nicht gehen. Als glühender Verehrer von AC/DC und ROSE TATTOO kann man das jetzt nicht gerade so behaupten. Aber zumindest gibt es in Australiens Rockgeschichte eine dritte Band, teilweise mit den gleichen Produzenten wie die beiden anderen genannten, die sich auch dem rauen Rock verschrieben hatte (aber bei weitem nicht so hart war, die “Schweineorgel” auf einzelnen Titeln hätten AC/DC und ROSE TATTOO in die Schrottpresse gegeben). Die 1974 gegründeten THE ANGELS sind kaum über Australien hinaus bekannt geworden, waren in verschiedenen musikalischen Bereichen aber auch stilprägend und ein Einfluss auf viele andere, viel bekanntere Bands. Ikonen wie die Young-Brüder oder ROSE TATTOO sind sie nicht geworden, aber von ähnlichem rauen Holz geschnitzt.

Aufmerksam wurde ich auf die Band durch GREAT WHITE in deren bester Phase (´Shot In The Dark´, ´Once Bitten´). Auf ´Shot In The Dark´ war die großartige Coverversion von ´Face The Day´. Auf der schwächeren ´Hooked´ gab es später noch mit ´Can’t Shake It´ eine weitere Coverversion.

Mich interessierte brennend, wer solche starken Songs schreibt. Und auf einer alten Kassette war irgendwie noch der Titel ´Marseilles´, auch so eine Übernummer. In den USA habe ich dann die erste ANGEL CITY erworben. ´Two Minute Warning´ von “Metal Blade”, die war ganz schön dreckig hart. Die nächsten CDs kamen in Amsterdam dazu (ja, wir waren in Amsterdam zum CD kaufen und haben in den Coffeeshops nur Bier getrunken). Damals in der internetlosen Zeit gab es Platten und CDs von Bands wie THE ANGELS im Heimatland kaum zu erwerben, aber im Nachbarland Holland.

Inzwischen habe ich einen guten Teil der (zumindest älteren) ANGELS-Sammlung erworben. Hier auf ´Dark Room´ ist das auch sehr starke Original von ´Face The Day´ enthalten und noch viele andere starke Songs. Geprägt waren die ANGELS vom großartigen Gesang von Bernard “Doc” Neeson (leider schon 2014 verstorben) und den staubtrockenen Gitarren der Brewster-Brüder (ja ja, die australischen Gitarren-Brüder!).

Mit ´No Secrets´ geht es schon anständig rockend los. Polternde Riffs und der originelle Gesang von Spaßvogel Doc Neeson. Dann kommt auch einmal die oben genannte “Schweineorgel” hinzu, bevor ´Face The Day´ zum ersten Höhepunkt einlädt. Ein perfekter Song in Timing, Aussage und Wiedererkennungswert. Da hatten sich GREAT WHITE einen Rohdiamanten gesichert. ´Alexander´ klingt dann eher schräg wie einst Alex Harvey. Dann baut sich die Spannung auf und mit den beiden letzten Songs ´I’m Scared´ und ´Devil’s Gate´ wird zum Abschluss (so muss das sein, das Pulver nicht zu früh verschießen!) noch einmal ein doppelter Höhepunkt gesetzt. Das ist alles nicht spektakulär, aber einfach saubere, dreckige Australien-Rock-Qualität weit, weit über irgendeinem Durchschnitt. Über 40 Jahre hinweg hat die Band brauchbare bis absolut starke Alben abgeliefert und war auch live eine riesige Truppe.

´Dark Room´ ist sicher ein guter Einstieg in den ANGELS-Kosmos, aber auch andere Veröffentlichungen sind dazu geeignet. Ich werde gerne noch einmal nachlegen!

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