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THE OPIUM CARTEL – Valor

~ 2020 (Apollon Records) – Stil: Synth Artrock ~


Auch wenn sich meine lausige Drogenkarriere unter Anfängerniveau bewegt, denke ich mir beim Genuss von dieser Scheibe: Tja, so sorgenfrei gestaltet sich das Leben eben, wenn man einen kräftigen Zug am Spaßpfeiffchen nimmt – unglaublich viele Sinneseindrücke für entspannte Stunden entrücken dich über die Albumlänge von der normalen Welt und Jacob Holm-Lupo zeigt dir mit Sängerin Silje Huleboer farbenfroh die Sphären von ENYA in Pop-Gefilden mit schwelgenden Keyboards.

 


Silje Huleboer & Jacob Holm-Lupo

 

Doch keineswegs ein wirrer Rausch, sondern überaus kontrolliert und feinsinnig ausgearbeitet sind die Stücke von ´Valor´. ´In The Streets´ findest du dich komplett relaxt wieder im kunstvollen Pop der 80er mit knackigem Synthbass und auch Saxofon, das gleiche locker-luftige Pop-Appeal zwischen reflektiver statt crazy CINDY LAUPER und den THOMPSON TWINS versprüht der ´Slow Run´ oder das leichtfüßige ´Nightwings´, welches den wunderbaren Gesang seiner Tochter Ina A zu Bands wie O.M.D. gesellt. Wie der Titel schon vermuten lässt, lädt ´Fairground Sunday´ und das zauberhaft-schwebende, von Leah Marcu (TILLIAN) gesungene, mit dezenten Drums unterlegte ´The Curfew Bell´ dazu ein, einfach mal im Bettchen liegenzubleiben und sich die Ohren verwöhnen zu lassen.

 


Ina A & Leah Marcu

 

Synth-rhythmisch besticht ´Under Thunder´ als unschuldiger Hit, der jedoch immer noch zu anspruchsvoll und auch zu schade für’s heutige Radio ist und mit leckeren Sounds und Wendungen hin zum Progressive Rock und nicht erwarteter Epik zu überraschen versteht. Ebenso unerwartet gestaltet sich die von Alexander Stenerud gesungene und bereits 2018 als Appetizer-Single erschienene CD-Zugabe ´What’s It Gonna Be´ – eine RATT (ja, genau unsere alten heavy Haar-Ratten)-Coverversion, die einen darüber sinnieren lässt, ob nicht auch Chris DeBurgh sich an Hairmetal-Covern versuchen könnte.

Aber auch die instrumentalen Stücke sind echte Hinhörer, die bei aller Smoothness fantastische Stimmungen erzeugen. So schweben ´A Question Of Re-Entry´ mit einer Prise Zen-Geist von KITARO als auch ´A Maelstrom Of Stars´ im Geiste zeitgemäßer PINK FLOYD 5.0, die eine mächtige Liaison mit den moderneren Lehren TANGERINE DREAMs eingehen.

 

Bjørn Riis

 

Für diese wunderschöne Melange an wohltuenden Klängen zeichnet sich zum dritten Male der norwegische Komponist und Multi-Instrumentalist Jacob Holm-Lupo von WHITE WILLOW verantwortlich, unterstützt wird er neben vielen Gästen und auch Gastsängerinnen hauptsächlich an Gitarre und Bass von Siljes Duettpartner Ole Øvstedal, Drummer Lars Fredrik Frøislie (WHITE WILLOW, Keys bei WOBBLER) und Guitarwizard Bjørn Riis (AIRBAG), was die hervorragende Gitarrenarbeit und auch das Faible für ausgewählte Sounds einer anderen Ära erklärt, die weit über Pop-übliche Standards hinausgeht und damit auch Art-/Prog-/Rock-Elemente hinzufügt und somit dieser traumhaften Musik eine ganz eigene Klasse verleiht.

Hier ist es also, ein weiteres Pflichtalbum für alle Entdecker, 80er-Liebhaber und sophisticated Prog-Popper, die gerne sanfte Stimmen und Sound im Ohr haben. Ein bunter Traum, auch ohne Rauchwerk.

 

www.facebook.com/theopiumcartel


All pics by kind permission from Jacob Holm-Lupo

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