THUNDERMOTHER – Heat Wave
~ 2020 (AFM/Soulfood) – Stil: Hard-/Heavy Rock ~
Laut Band-, Label- (…und von führenden Meteorologen bestätigten) und diversen Wetterprognosen zufolge, soll uns am 31.07. eine heftige `Heat Wave´ überrollen und mächtig ins Schwitzen bringen. Verantwortlich für diese ungewöhnliche Wetterlage zeichnet sich ein weltweit-übergreifendes “Hoch” und Phänomen mit dem Namen THUNDERMOTHER.
Was Bon Scott (R.I.P.) bereits schon 1979 ahnte – auch `Girl’s Got Rhythm´! Und wie recht er doch hatte, denn diese vier Ladys aus Schweden scheinen den guten, alten Rock ‘n’ Roll mit Löffeln gefressen zu haben, was die Band bereits auf bislang drei hochklassigen Alben eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Zu Beginn ihrer Karriere allerdings noch in einem fast komplett anderen Line-Up. Und was nicht passte, wurde eben passend gemacht und so harmoniert das Quartett in der heutigen Besetzung jetzt seit gut drei Jahren sauber und perfekt aufeinander abgestimmt und eingespielt…
Musikalisch indes ist fast alles beim Alten geblieben, strotzen die insgesamt 13 (!!!) Nummern doch nur so voll Blues-geschwängertem Hardrock in seiner schönsten Form. Wenngleich auch etwas sauberer produziert (…und nicht mehr ganz so deftig, roh und forsch wie einst) und im Songwriting abwechslungsreicher und reifer als noch in den Anfangstagen. Das simple, einfache und knackige Riffing von Bandgründerin und Gitarristin Filippa Nässil ist die Grundrezeptur aller Songs und doch so effektiv, dass es sofort in die Blutbahnen, oder exakter formuliert, in Fuß und Bein übergeht, sodass die Extremitäten ganz automatisch und wie von Geisterhand zu wippen beginnen. Genau so präsentieren sich THUNDERMOTHER anno 2020, wie beispielsweise auf ihrem vorab bereits veröffentlichten, überragenden und sehr packenden Straßenfeger `Driving In Style´ (…and yes, still driving me mad!).
Oder auf den sehr rotzigen, schnelleren und sogar leicht punkigen – auch streckenweise etwas an frühere GIRLSCHOOL erinnernden – `Into The Mud´ und `Somebody Love Me´, die mit ihrer schnörkellosen und unkomplizierten Gangart direkt einem deftigen Schlag in die Magengrube gleichen. Und irgendwie schweben auch immer wieder Namen wie die der deutschen Heavy-Rocker von SKEW SISKIN oder den Australiern ROSE TATTOO durch den Raum und ganz vorrangig natürlich von deren Landsleuten – AC/DC-lastige und sofort in die Hörmuscheln wandernde Hymnen wie der Opener `Loud And Alive´, das mit `Thunderstruck´-ähnlichem Angus Young-Riff gesegnete `Free Ourselves´ oder das Titelstück `Heat Wave´ (…klingt im Refrain etwas nach `Rasputin´ von BONEY M, *grins* – gewisse Ähnlichkeiten jedenfalls sind nicht von der Hand zu weisen) fehlen ebenso wenig, wie die obligatorischen balladesken Töne.
Und hier sticht für mich persönlich das wunderschöne und an die tollen Rock-Balladen der Achtziger Jahre erinnernde `Sleep´ besonders hervor, bei dem Sängerin Guernica Mancini erstmals die komplette Bandbreite ihrer stimmlichen Fähigkeiten offenbart – von gefühlvoll, zart und sanft bis hin zu lautstark, wuchtig und ergreifend – Gänsehaut pur! Die zweite, etwas ruhigere Komposition namens `Purple Sky´, begeistert vor allen Dingen durch viel Mut zu experimentelleren und nicht ganz so straighten Klängen – genießt mit tollen Hammond Orgel-Klängen unüberhörbar Seventies-Flair, überragend! Bis auf die, meiner Ansicht nach, zwei nur ganz, ganz marginal schwächeren (versprochen) und etwas gewöhnungsbedürftigen Titel `Back In ’76´ (sehr einfach gestrickter und an JOAN JETT erinnernder Mitsing-Stampfer) und `Mexico´ (atmet ein klein wenig den bluesigen Boogie-Rock à la ZZ TOP) ist den vier Damen aber ein rundum fetter Rock ‘n’ Roller gelungen.
`Heat Wave´ reicht zwar nicht ganz an die Klasse meines persönlichen THUNDERMOTHER-Favoriten `Road Fever´ heran, folgt aber in der Rangfolge nur sehr knapp dahinter. Herrlich, so machen selbst Klimawandel, Erderwärmung und die damit einhergehenden `Heat Wave´s richtig Spaß. Ach ja, freue ich mich schon auf die für September/Oktober angekündigte Klub-Tournee und lasse meinen Gedanken einfach einmal freien Lauf: “…enger, kleiner Rockschuppen, knackige Riffs bei einem kühlen Pils, komplett nass geschwitzte Musikerinnen auf der Bühne“, ähm.” CUT!!
(8,5 Punkte)
www.facebook.com/thundermother/
Bandpic: Franz Schepers
(V.Ö.:31.07.2020)