ENSIFERUM – Thalassic
~ 2020 (Metal Blade/Sony Music) – Stil: Death/Viking Metal ~
“Sami und die starken Männer” gehen mit ihrem achten Output namens `Thalassic´ erneut auf Beutezug, um die Herzen und Seelen der Metal-Gemeinde für sich zu erobern. Gemeint ist natürlich Bassist und Schreihals Sami Hinkka von den finnischen Rabauken und Saufbrüdern ENSIFERUM. Inhaltlich basiert das neueste Werk fast ausschließlich auf Themen aus der nordischen Mythologie (der Song `Andromeda´ sowie der Albumtitel `Thalassic´ beziehen sich allerdings auf die griechische Mythologie). Bevor sie jedoch in die Schlacht ziehen können, müssen sich die tapferen Finnen erst gegen die tobende, raue See und heftige, stürmische Böen behaupten, wie im Intro `Seafarer’s Dream´ gut nachzuhören ist, welches dann mit lieblichen Akustik-Gitarren und anschließendem bombastisch sinfonischem Brimborium den ersten Song einleitet…
Und bei diesem geht es sogleich recht derbe in die Vollen. Ohne Tempolimit und mit mächtigem Gekreische plündern, brandschatzen und verwüsten ENSIFERUM mit `Rum, Women, Victory´ alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Nach reichlich Ausbeute lehnt sich das Quintett dann erst einmal zufrieden zurück und zelebriert auf `Andromeda´ ganz genüsslich seine etwas melodischere und gemäßigtere Ader. Hier kommt mit Pekka Montin auch “Nachwuchs-Viking” und Neuzugang an den Tasten (…der sich zudem für die klaren Gesangspassagen auf `Thalassic´ verantwortlich zeichnet) erstmals so richtig zur Geltung. Ein feiner “Singalong”-Refrain prägt den vierten Beitrag `The Defence Of The Sampo´, bei welchem mir zum Ende hin sogar HELLOWEEN zu Kiske-Zeiten – oder auch hymnische RHAPSODY-Nummern – in den Sinn kommen, was wiederum nicht zuletzt in den “cleanen Vocals” begründet liegt. Definitiv ein Highlight des Albums! Wieder etwas flotter, mit Streitäxten bewaffnet und mächtig Gedöns, überrennen ENSIFERUM mit `Run From The Crushing Tide´ anschließend ihre nächsten Gegner, kennen dabei kein Pardon und hinterlassen blutüberströmte Schlachtfelder und öde, ausgedörrte Landschaften. Eine richtig geile “Battle Hymn”!
Das stets wechselnde Kriegsgeheul zwischen Samis wüstem und bösem Gebrüll und Pekkas klarer Stimme schüchtert bestimmt jeden Feind ein. So auch beim anschließenden Stampfer `For Sirens´. Nach der schweren und mächtigen Halbballade `One With The Sea´, hat sich die tobende Horde jetzt eine Auszeit am Lagerfeuer, mit Schweinshaxen und Met vom Fass, redlich verdient. Zu den traditionellen und folkloristischen Klängen von `Midsommer Magic´ lässt es sich schließlich herrlich und stilecht betrinken und wilde Feixtänze vollführen. Nettes Zwischenspiel, bevor es mit `Cold Northland – Väinämöinen Part III´, dem vielleicht derbsten Song von `Thalassic´, erneut ins Gefecht geht – schließlich will man den Stammesbrüdern und -schwestern zu Hause ja auch reichlich erbeutete Schätze präsentieren. Für die lange Heimreise und als zusätzliche Mitbringsel für die Daheimgebliebenen, gibt es mit den beiden Bonus-Tracks `Merille Lähtevä´ (Folklore pur in Landessprache) und dem leicht epischen Rauswerfer `I’ll Stay By Your Side´ noch zwei weitere Überraschungen.
Insgesamt ist `Thalassic´ mit elf überwiegend tollen Titeln also recht üppig ausgefallen und somit für alle ENSIFERUM-Fans (sowieso), aber auch für Folk- und Viking Metal-Anhänger sicherlich ein standesgemäßer Leckerbissen. Und auch wenn dies nicht unbedingt meine bevorzugte musikalische Stilrichtung ist, kann (…und muss) ich ENSIFERUM guten Gewissens interessante Stücke, sowie eine tadellose Umsetzung attestieren (Freunde dieser Mucke dürfen sich gerne einen halben, bis ganzen Punkt hinzu addieren). Alles in allem betrachtet eine gelungene Mixtur aus Death, Folk und Viking Metal. Als Anspieltipps empfehle ich den knackigen Opener `Rum, Women, Victory´, das sehr eingängige `The Defence Of The Sampo´ sowie den sehr abwechslungsreichen und mit Blast-Beats getränkten Brecher `Cold Northland – Väinämöinen Part III´ – und jetzt viel Spaß beim Reinhören, Freunde der zünftigen Metal-Kunst!!
(7,5 Punkte)
(10.07.2020)