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MANTAR – Grungetown Hooligans II

~ 2020 (Brutal Panda/Mantarecordings) – Stil: Sludge goes Grunge ~


Das Beste an der Platte ist: das Cover. Einfach perfekt. Realsozialer Nihilismus, wie ihn so nur noch POISON IDEA hinbekamen. Wie in Bremen, Grünzug West. Winter 1997. Nach Werners Überfall der Shell-Tanke ums Eck. Beute: 240 Mark und ein Porno-Heft. Jetzt schnell wieder ab in die Einzimmer-Wohnung mit Elektroheizung. Kalt draußen. Beute genießen.

Und die Musik? Auch nicht schlecht. MANTAR, nie die handelsübliche Metalband für Wacken, covern die Songs der 1990er, die sie prägten und zu Männern machten. Vornehmlich von engagierten Frauenbands wie L7 und BABES IN TOYLAND. Das als semi-subtile Botschaft fürs feminine Feuilleton.

Laut Sänger/Gitarrist Hanno Klänhardt heißt das Coveralbum ´Grungetown Hooligans II´ weil Teil 1 nach Aufnahme versehentlich gelöscht wurde. Also alles nochmals eingespielt, als Teil 2 veröffentlicht. So einfach ist das. Natürlich klingen schon Klänhardts krächzende Black Metal-Laute anders als der Gesang von beispielsweise Kat Bjelland der BABES IN TOYLAND, deren ´Bruise Violet´ MANTAR erbarmungslos schänden. Sie vergehen sich auch fies an ´Knot´ von 7 YEAR BITCH; interessant zu wissen wäre, wie die Frauenband dieses machomäßige Gewüte im Namen ihres einstigen Girlpower-Hits einordnet. Ist MANTAR bestimmt aber auch egal. Sie leben diese SLAYER-Fuck-You!-Attitüde. Sie nehmen einfach die Songs – und setzen sie in ihrem Kontext um. Ob ursprüngliche Frauenrechte-Rock-Songs dann breitbeinig cocky klingen, liegt letztlich im Ohr des/der Hörers/Hörerin. Die Texte bleiben unangetastet. Aber sonst ist alles tiefer gestimmt, perkussiver – und diabolischer intoniert.

Das Schema findet aber seine Grenzen bei den musikalisch komplexeren Songs, namentlich ´Puss´ von JESUS LIZARD und ´100%´ von SONIC YOUTH. Sowohl die zugrundeliegenden Alben ´Liar´ als auch ´Dirty´ als auch genannte Songs im Besonderen sind zu stark abhängig vom dynamischen Wechselspiel Bass – Gitarre. Das Gitarre-Schlagzeug-Duo MANTAR kann Defizite nur suboptimal überspielen bzw. mit blanker Härte zukleistern.

Dennoch, unterm Strich ist ´Grungetown Hooligans II´ ganz gut gelungen.

(6,5 Punkte)


(VÖ: 26.06.2020)

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