Die erlesene Hälfte 2020
~ Halbjahresbilanz 2020 ~
Wunder … bare Jahre gibt es immer wieder und das laufende Kalenderjahr 2020 scheint auch auf ein solch außergewöhnliches Musikjahr hinauszulaufen.
Die nächsten Höhepunkte kündigen sich ohnehin bereits für die zweite Jahreshälfte an, daher wollen wir erst einmal einen ausführlichen Blick auf die erste werfen. Denn diese war mit dermaßen starken Werken geschmückt, dass uns die Auswahl mehr als schwer fiel, uns nur auf diese, im folgenden nochmals gewürdigten Alben zu beschränken.
Also lasst uns Bilanz ziehen. Bitteschön, die wohl erlesensten Werke aus sechs Monaten:
PSYCHOTIC WALTZ – The God-Shaped Void
(von Armin Schäfer)
Gut fünf Monate sind jetzt seit der Veröffentlichung von `The God-Shaped Void´ ins Land gezogen und wie nicht anders zu erwarten war, wächst das Album mit der Zeit und von Durchlauf zu Durchlauf mehr und mehr. Daher sind meine 8,5 Punkte von Februar längst überholt und die Wertung heutzutage würde deutlich höher ausfallen. Und auch in meiner persönlichen PSYCHOTIC WALTZ-Best Of-Liste rangiert `The God-Shaped Void´ mittlerweile, gemeinsam mit `Into The Everflow´, auf Platz Nummero Zwei. Die fünf Kalifornier haben es trotz aller Komplexität und Intensität doch tatsächlich geschafft, traumhafte Melodien und Refrains, die fesseln und einen in ihren Bann ziehen, aus dem Ärmel zu schütteln. Das Album verzaubert durchweg auf einem gleichermaßen hohen Niveau, so dass es eine Sünde wäre, hier einzelne Kompositionen besonders hervorzuheben. Trotz der langen Veröffentlichungspause von über 20 Jahren haben PSYCHOTIC WALTZ nichts an ihrer Klasse, Faszination und Ihrem Ausnahmestatus verloren – keine andere Band klingt wie PSYCHOTIC WALTZ und PSYCHOTIC WALTZ klingt wie keine andere Band. Und dieses Alleinstellungsmerkmal kann kaum eine zweite Truppe für sich verbuchen. Besser und schöner kann anspruchsvoller Metal nicht klingen!
CHAOS INSIDE – AN602
(von Less Leßmeister)
Alle Jubeljahre treffen drei Charaktere aufeinander, die miteinander sofort zu einer Einheit verschmelzen und sich gegenseitig in einer Art befruchten, dass es zu einem höchst explosiven Gemisch musikalischer Power, Anspruchs trotz scheinbarer Leichtigkeit und einer Palette an starken Melodien kommt. Diese Verbindung von Skills, unbändiger Kraft, Musikalität, Feeling, Ideenreichtum und trotzdem nachvollziehbarer Eingängigkeit ergibt zusammen eine Metalbombe, die aus dem inneren Chaos unkontrolliert in euer Ohr und Herz explodiert und dieses Jahr drinbleibt. AN602 nennt man diese Bombe im Musikgeschäft.
POLIS – Weltklang
(von Michael Haifl)
Mit POLIS dürften eigentlich alle Hörer in Zukunft ein äußerst glückliches Dasein führen, die auf geerdeten Retro-Heavy Rock in bester Auslegung der Siebzigerjahre oder auf klassischen Artrock, ebenfalls aus diesen Tagen (und womöglich aus ostdeutschen Landen kommend), abfahren. Denn schöner als POLIS diese Musik auf ihrem dritten Album ´Weltklang´ darbieten, ist sie kaum zu spielen oder zu produzieren. Das beste (deutschsprachige) Artrock-Album dieser Tage, denn mit deutschem Gesang funktioniert die Musik weitaus prächtiger. Ein Platz direkt auf oder im poliert glänzenden Artrock-Schrein ist POLIS sicher. Egal, ob mit oder ohne den Duft von Räucherstäbchen.
CIRITH UNGOL – Forever Black
(von Don Carlos)
Wenn man unbedingt das Haar in der Suppe finden und dieser Scheibe etwas negatives vorwerfen will, dann höchstens, dass sie zu 100% nach CIRITH UNGOL klingt. Aber wer verdammt nochmal wollte nach 29 Jahren etwas anderes hören. Natürlich ist das “Innovative Etwas” von damals und damit auch dieser besondere Kick der ersten vier Scheiben nicht mehr da, aber der Spirit ist konserviert worden. Die Songs haben einen absoluten Wiedererkennungswert, Tim singt wie anno dazumal und an der Produktion gibt es nichts zu mäkeln. Experimentieren darf die Truppe dann auf ihrem nächsten Output. Bis dahin lege ich die Füße hoch und genieße dieses Meisterwerk, welches für mich durchaus leichte innovative Tendenzen aufweist, die meinethalben auf dem nächsten Werk ausgeweitet werden dürfen.
WITCHSKULL – A Driftwood Cross
(von Jürgen Tschamler)
Innovationsarm und puristisch – diese beiden Aspekte treffen auch auf das dritte Album der Australier zu. Was jedoch nicht heißen soll WITCHSKULL seien einfallslos. Das Trio setzt auf schwere, rhythmische Gitarrenarbeit, im Grenzbereich von Stoner und Power Doom. Man bangt automatisch mit, es gibt kein Entrinnen. Die einlullenden Melodieansätze nehmen einen einfach mit. Trotz der gigantischen Veröffentlichungswelle in diesem Metier wissen die Australier sich abzuheben. Gesang, Songaufbau, Dramatik sind so gesehen dann doch schon einmalig und haben ein hohes Alleinstellungsmerkmal. `A Driftwood Cross` klingt nicht viel anders wie die Vorgänger und das wiederum beweist, das Trio gibt einen Scheiß auf Trends und Strömungen im Genre und zieht beharrlich sein Ding durch. Gut so. Dafür liebe ich ihre Platten.
TYRANT – Hereafter
(von Sir Lord Doom)
2020 ist das Jahr der Comebacks nach mehr als zwei Jahrzehnten und die kalifornischen TYRANT um den charismatisch grantigen Querkopf Greg May und Gitarrenass Rocky Rockwell sind mit dem ersten Album nach ´King Of Kings´ von 1996 zurück, heavy und episch wie zuletzt, allerdings mit neuer Stimme. Robert Lowe, bekannt durch SOLITUDE AETURNUS und CANDLEMASS übernimmt das Mikro und bringt sich selbst in den majestätischen Gesamtsound ein, welcher nach wie vor von donnerndem Mid-Tempo-Powermetal geprägt ist. Klingt einzigartig und ergreifend wie das 85er Debüt.
ORANSSI PAZUZU – Mestarin Kynsi
(von U.Violet)
Wenn der Meister ruft, kann sich keiner seinem hypnotischen Sog entziehen, und wer einmal auf diesem Trip war, ist süchtig sein Leben lang…b(e)reit, sich völlig zu verlieren, in den Zerrbildern der Kraut-befeuerten Ölprojektoren, dem psychedelisch-noisigen Sperrfeuer auf sämtliche Synapsen bis hin zum endgültigen synaesthetischen Meltdown. Die Finnen haben ihn geschrieben, den Filmscore zum kalten Black Metal-Entzug, und er kommt sooo viel besser als alles, worauf Du vorher warst. Versprochen!
DRAIN – California Cursed
(von Johannes Zenner)
Surfen. Skaten. Sex. DRAIN kommen aus Kalifornien, tief verwurzelt in der Klischee-Szene dortiger Hardcore- und Punkkapellen aus braungebrannten Kerlchen, die besser posen als rocken können. Häufiger zum Tätowierer gehen als in den Probraum. Lieber Tindern als Gitarre spielen. Nicht so DRAIN. Liegt wohl auch daran, dass die Jungs Haltung haben – und mit einer strikten Diät von SLAYER, M.O.D. und MADBALL aufwuchsen. Mosh hard!
DOMINIA – The Withering Of The Rose
(von Less Leßmeister)
Alle Jubeljahre lasse ich mich von einer Band in düsterste Tiefen meiner Seele entführen, vergesse den Sonnenschein und die Annehmlichkeiten des Wohlstandslebens und verbleibe lauschend den Klängen einer Dunkelheit, die künstlerisch so erhellt wird, dass das tiefe Loch, in dem man sich gerade befindet, ein heimeliges Nest wird, welches man nicht mehr verlassen will. Trauer zum Wohlfühlen, Verzweiflung als Ohrenschmaus, die Geige als Konstante in einer schillernden Welt ohne Hoffnung.
SORCERER – Lamenting Of The Innocent
(von Armin Schäfer)
SORCERER, das nächste richtig große Ding am Metal-Firmament? Mit `Lamenting Of The Innocent´ haben die fünf Schweden jedenfalls schon einmal die Voraussetzungen geschaffen und das Album hierfür abgeliefert. Der Rest liegt jetzt natürlich an Euch, den Fans. Zu gönnen und wünschen wäre es dem sympatischen Quintett jedenfalls, gehört ihr epischer und bombastischer Heavy Metal doch einfach auf die ganz großen Bühnen. Mit Songs wie dem fulminanten `Lamenting Of The Innocent´ oder der traumhaften Ballade `Deliverance´, dürften SORCERER sogar auch ein “gemäßigteres” Rock-Publikum und somit eine breitere Masse erreichen können. Jede der neun Kompositionen (plus ein Intro) geht mit fantastischen Melodien und Refrains wie eine Tattoo-Nadel direkt unter die Haut, steckt voller Emotion und Gefühl und zaubert eine wohlige Gänsehaut nach der anderen auf den Körper. Only killers and no fillers!!! Für dieses Werk sollte in jeder ordentlich sortierten Sammlung unbedingt noch ein Plätzchen frei sein. A must have!!!
DEATH THE LEVELLER – II
(von Michael Haifl)
Die Nase des Aficionados richtet sich in diesem Jahr bei der Erwähnung von epischem und urwüchsigem Doom gen Irland. Vier Männer – DEATH THE LEVELLER – haben vier überlange Kompositionen erschaffen, selbstredend von äußerst epischer Natur, die Labsal für all die tristen Momente sind. Möge die Langsamkeit von WARNING mit der Brachialgewalt von PRIMORDIAL sowie irischer Melancholie und Post-Rock und -Black verschmelzen – und es erscheint ´II´. Wenn durch DEATH THE LEVELLER nicht auch andere Patch-Träger – von ATLANTEAN KODEX bis DOOMSWORD – vor Begeisterung ihre Kleidung auf Vordermann bringen, dann gibt es seit Covid-19 keine Kuttenträger mehr.
LOWRIDER – Refractions
(von Don Carlos)
Zwanzig Jahre sind seit dem Debüt ‘Ode To Lo’ vergangen, welches mittlerweile einen Platz in der Ruhmeshalle des Stoner Rock, direkt rechts neben den Werken von KYUSS, innehat. Zwanzig Jahre, in denen niemand mehr einen Pfifferling auf eine Reunion von LOWRIDER gegeben hätte. Aber nun sind sie wieder da … und mit was für einem Knall.
Hätte man alle Wünsche der Fans von LOWRIDER in einen Topf geworfen, kräftig umgerührt und als Druckvorlage für einen Tonträger verwendet, dann hätte das Ergebnis wohl ziemlich genau wie ‘Refractions’ geklungen. Dieses Album beinhaltet einerseits alle Merkmale des klassischen Stoner Rock und lässt somit dessen traditionellen Sound fortleben, klingt aber andererseits an vielen Stellen auch neu und frisch und somit aktuell und zeitlos. LOWRIDER ist hiermit ein Werk gelungen, welches in diesem Genre eine neue Messlatte setzt und den jungen Bands zeigt, wie guter Stoner Rock heutzutage zu klingen hat.
TRIPTYKON with the Metropole Orkest – Requiem (Live At Roadburn 2019)
(von U.Violet)
Die Vollendung seines Lebenswerkes, der Verschluss einer klaffenden Wunde, die Versöhnung mit der Vergangenheit, die Vergegenwärtigung von Musikgeschichte und die Vision der Zukunft eines ganzen Genres: all dies und noch viel mehr gelingt Tom Warrior mit der Veröffentlichung der nun nach 30 Jahren endlich kompletten Totenmesse. Seine Neudefinition von Avant-Garde, völlig losgelöst von jeglichen stilistischen Vorgaben, ist so viel mehr als ein orchestriertes Livedokument einer Metalband – es ist eine ergreifende Sternstunde zeitgenössischer progressiver Musik.
SÖLICITÖR – Spectral Devastation
(von Jürgen Tschamler)
Speed Metal und Frauengesang- irgendwie stehe ich auf diese Kombination. Ob dieser Fetisch ausgeprägt ist sei mal dahingestellt, aber er sorgt für Goosebumps. Nach ihrer überraschend guten EP im letzten Jahr hat der Seattle-Fünfer ein krachendes Debüt geliefert. Einziger Kritikpunkt dürfte die äußerst puristische Produktion mit leichtem Blech-Effekt sein. Denn musikalisch stimmt alles. Keine Experimente- schnell, simpel und Alarm ohne Ende. Ein typisches Love or Hate-Album. `Spectral Devastation` besteht locker zwischen ACID und TYRANEX. Somit ist zum Sound/Stil alles gesagt. Zwar stellen sich Abnutzungserscheinungen ein, aber ehrlich, bevor ich mir Kopf-Mucke reinföhne, bei der die Konzentration schnell aufgibt, bange ich lieber zu altbewährtem mit dem Risiko auf Nackenschmerzen. So haben die Amis um Frontfrau Amy Lee Carlson alles richtig gemacht und gehören somit zu meinem Top 10 der ersten sechs Monate des laufenden Jahres.
OZ – Forced Commandments
(von Sir Lord Doom)
Album Nr. 3 nach der Reunion der finnischen Kultband, bei der nurmehr Drummer Mark Ruffneck als Original mitwirkt. Aber die neuen OZ leben den Kult von 1982 weiter, haben sich vielleicht sogar mehr Schmissigkeit und packenderes Songwriting auf die Fahnen geschrieben. Komplett urtraditionell, aber umso herzlicher wird hier der echte und einzige Heavy Metal zelebriert, als wäre die NWoBHM gerade erst losgerollt. Und das muss man erstmal hinbekommen. OZ sind Liebe!
LIKE RATS – Death Monolith
(von Johannes Zenner)
Beginn als Hardcoreband. Vollendung als Death Metal-Dampframme. Was LIKE RATS bieten, können nur wenige: In ausgelatschten Genre-Pfaden neue Wegstücke definieren, Überraschungen schaffen, wo oft Stumpfsinn herrscht. Diese US-Truppe kann packende Riffs kredenzen, die zwar an DISMEMBER und MORBID ANGEL erinnern – aber nicht dreist geklaut sind.
MEKONG DELTA – Tales Of A Future Past
(von Don Carlos)
MEKONG DELTA haben für mich immer schon Musik gemacht, die man sich nicht nur anhört, sondern der man zuhört. Immer wieder höre ich von Leuten, dass ihnen die Musik von MEKONG DELTA zu anstrengend wäre, aber vielleicht geht es ja genau darum. MEKONG DELTA macht keine Musik für den kurzen Augenblick, für den schnellen Konsum. Sie schaffen komplexe Strukturen, um komplexe Emotionen hervorzurufen und wenn man sich darauf einlässt, dann muss man diese Emotionen auch intellektuell verarbeiten.
Das aber wiederum ist ein Vorgang, der anstrengend ist und die Anstrengung, die man hierfür aufbringen muss, steigt logischerweise proportional mit der Komplexität. MEKONG DELTA fordert den Hörer mit Kompositionen, die das weite Feld zwischen Klassik und Thrash umspannen, aber immer auch über ausreichenden Bums verfügen. Kein stupides Gefrickel und kein Prog-Geseier, sondern filigrane Arbeit an den Instrumenten und eine in meinen Ohren hervorragende und zur Musik passende Gesangsdarbietung, von der perfekten Produktion ganz zu schweigen. All dies ist auch wieder auf ‘Tales Of A Future Past’ zu vernehmen. Nach sechsjähriger Wartezeit hatte ich aber auch nichts Geringeres erwartet.
TRAUMHAUS – In Oculis Meis
(von Michael Haifl)
Stein auf Stein lassen sich die schönsten Häuser bauen. Musikalisch gesehen braucht es dazu Prog Rock und ein echtes Pfund Prog Metal, dann kann man das neueste Werk der deutschen Traumwerkstatt bewundern. Denn TRAUMHAUS – und keinesfalls DREAM THEATER – legen 2020 – und nicht nur für den deutschsprachigen Raum – eines der besten Prog Metal-Werke vor. Damit es zur Weltherrschaft reicht, obgleich eine Gruppe wie RAMMSTEIN dies auch in deutscher Sprache schaffte, nutzen TRAUMHAUS derzeit keine Pyrotechnik oder verkaufsträchtigen Skandale, sondern schlicht und einfach kompositorische Größe: ´In Oculis Meis´ ist in deutscher als auch englischer Sprache zu erstehen und dann zu lieben. Stein drauf. Achtung, das (deutschsprachige sowie das englischsprachige) Vinyl läuft nur mit Diamantnadel.
ERIC CLAYTON – A Thousand Scars
(von Armin Schäfer)
Der Name ERIC CLAYTON bürgt seit jeher für allerhöchste musikalische Qualität. Man erinnere sich nur an die ersten beiden Meisterwerke mit SAVIOUR MACHINE, das mit seinem Bruder Jeff Clayton veröffentlichte Tributwerk an DAVID BOWIE oder seine derzeitige(s) Band/Projekt ERIC CLAYTON AND THE NINE. Die hier vorliegende Soloscheibe `A Thousand Scars` reiht sich nahtlos in diese Riege ein. Vieles erinnert natürlich an SAVIOUR MACHINE und das nicht nur wegen des Gesangs des Meisters. Die atmosphärisch und melancholische, ja teilweise sogar traurige, Stimmung und die Intensität des Albums begeistert über die die kompletten 15 (!!!) Songs und wird famos mit elektronischen Experimenten, die an den bereits oben erwähnten Alleskönner DAVID BOWIE erinnern, aufgewertet. Ein Ausnahmealbum in dem Herr Clayton persönliche Erfahrungen in wunderschöner, musikalischer Art und Weise verarbeitet und seiner Seele Luft macht. Packender, aufwühlender, ergreifender und fesselnder hätte sich die SAVIOUR MACHINE-Stimme kaum zurückmelden können. Das Album ist leider nur beim Künstler himself (etwa hier) zu bekommen! `A Thousand Scars´ ist originell, innovativ und einfach nur wunderschön!!!
MIMMI – Semper Eadem
(von Less Leßmeister)
Alle Jubeljahre entdeckt man für sich eine junge Künstlerin, die ein derartig musikalisch gefühlvolles, textlich intimes und dauerhaft packendes Album veröffentlicht, dessen Songs und die transportierten Emotionen nur noch von einer Stimme übertroffen werden, die einen mit allen Nuancen in allen Bereichen der Tonleiter in den Bann zieht und bei der man sofort weiß, dass hier ein Star am Himmel der Alltime-Diven geboren ist.
H.E.A.T – H.E.A.T II
(von Jürgen Tschamler)
Auch wenn es in dem Metier, in dem H.E.A.T jagen, noch weitere gute Veröffentlichungen im ersten halben Jahr von 2020 gab, keine konnte jedoch deren letzten Output in die Knie zwingen. `H.E.A.T. II` rotiert trotz Veröffentlichungsflut regelmäßig, nein, eher sehr oft, bei mir. Das liegt zum einen an der Lässigkeit des Materials und zudem an der knackigen Heavyness, die gut vereint hier Hand in Hand gehen. Ohrwürmer mit Langzeitpotential. Gitarren, die konstant brennen, und über den Gesang muss man eh nichts sagen. Grönwall gehört aktuell zu den besten Sängern im metallischen Zirkus. Und mit diesem Album haben die jungen Schweden einen echten Boliden geschaffen. Wer Melodic Rock bzw. AOR belächelt, der sollte sich dieses Album mal reinföhnen. Die perfekte Mischung aus kommerziellen und heavy Elementen. Das „Gute-Laune“-Album schlechthin. Und gute Laune braucht man aktuell sehr viel, um den Irrsinn dieser Welt zu ertragen.
SINISTRAL KING – Serpent Uncoiling
(von U.Violet)
DIE Okkult-Black/Death-Überraschung des ersten Halbjahres kommt aus Norwegen! Aus der Schweiz! Und aus Deutschland! Ja, wie jetzt???
Ganz einfach: drei alte Szenehasen hauchen dem oft sträflich vernachlässigten Bastardgenre gerade dadurch neues Feuer ein, indem sie raffiniert dessen Gegensätze betonen. Flammende Jubellicks, mystische Choräle, galoppierende Riffattacken und keifendes Geblaste werden aufs Schwärzeste miteinander vermählt – und damit zum absoluten Pflichtprogramm, auch für Nicht-Extremisten. Watch the serpent rise!
CRO-MAGS – In The Beginning
(von Johannes Zenner)
‘In The Beginning´ ist eine Art ´Best Wishes reloaded´. Schön ist, dass das Album typischen Hardcore-Metal bietet, aber eben auch Experimentelleres wie ´Between Wars (Instrumental)´. Tradition verpflichtet: Die CRO-MAGS waren immer mehr als nur New York-Hardcore. Keine Szene-Arschkriecher. Musik ist für Chef und Bandgründer Harley Flanagan keine Einbahnstraße – er möchte noch viele neue Stile probieren und prägen.
Wer jetzt auf die eine oder andere, bislang verpasste Schönheit neugierig geworden ist, landet mit einem Klick auf Band/Titel im Original-Review und kann sich weitere Infos einholen. Ein direktes Reinschnuppern ist ebenso über unsere Streetclip-Spotify-Playlist möglich, die wir zur Halbjahresbilanz dementsprechend aktualisieren.
In ein paar Monaten, am Jahresende, dürften sich dann noch mehr Werke stapeln, so dass wir uns zu solch einem monumentalen Artikel spätestens dann zur großen Jahresabrechnung wiederlesen. Ansonsten: Do you like it? Fehlen Deiner Meinung nach hier Scheiben, die wir in der ersten Hälfte vernachlässigt haben? Bombardiert uns mit Eurem Feedback und Euren Reaktionen (via Facebook oder E-Mail) !
Eure STREETCLIPPER
Ute, Johannes, Sascha, Don Carlos, Armin, Less, Jürgen und Michael