MORDRED – Volition (EP)
~ 2020 (Independent) – Stil: Crossover/ Heavy Metal ~
MORDRED sind zurück…aber irgendwie auch nicht. Zumindest nicht so wie man es sich gewünscht hätte. `Volition` wurde mit dem Line-up aus `In This Life` und `Vision` eingespielt. Also am Gesang Scott Holderby und an einer der beiden Gitarren Danny White. Sicher zwei der wichtigsten Komponenten im MORDRED-Kosmos. Es ist aber auch Turntable-Künstler Aaron Vaughn dabei. Und das zeigt dann, wohin die musikalische Reise geht.
Es wäre cleverer gewesen, den Bandnamen zu ändern, was ja vor Jahren auch mal angedacht war. Warum man das nun letztendlich nicht tat, scheint an Marketing-Gründen zu liegen. Einen alten, bekannten Namen neu zu etablieren ist leichter als einen neuen Namen dem Metalvolk schmackhaft zu machen. Wie dem auch sei, alles hat seine zwei Seiten. Speziell diese EP.
Vier neue Stücke, lange angekündigt, nun endlich als EP am Start.
Vier Songs – ein Totalausfall, ein Song mit einem gewissen „Hitpotential“ und zwei Tracks, die sich zwar an den beiden erwähnten Veröffentlichungen orientieren, aber letztendlich doch noch nicht einmal deren Klasse erreichen, weil die Band einfach zu modern klingt. Textlich ist die Kiste eine andere Nummer, wenn man weiß, wo Sänger Scott Holderby politisch angesiedelt ist. Da ist man absolut up-to-date.
`What Are We Coming To` hat in keiner Note etwas mit Metal oder gar Rock zu tun. Das ist ein Hip Hop-“Rap-whatever”-Mix. Da ist die Akzeptanzgrenze weit überschritten.
`Love Of Money` beginnt mit einem brillanten Riff und man hofft schon. Zwar recht heavy, aber nicht mit dem frühen MORDRED-Material zu vergleichen. Insgesamt eine harte, groovende Nummer mit einer Zeitgeist-Taktung. Hier erkennt man Holderbys Stimme, merkt aber auch, dass sie wie ein guter Whisky über die Jahrzehnte gereift ist. Aber auch das ist nicht wirklich das, was ich eigentlich von MORDRED hören will, auch wenn der Track mit der Zeit anfängt zu gefallen.
`The Baroness` beginnt ebenfalls mit einem sehr klassischen, thrashigen Riff, verfällt jedoch im weiteren Verlauf in eine ähnliche Taktung wie der Vorgänger. Insgesamt aber der überzeugendste Song, aufgrund einer durchweg dominant-thrashigen Gitarrenarbeit. Davon mehr und man könnte sich mit MORDRED 2020 wieder anfreunden. Hier unüberhörbar gut gescratchte Einlagen von Turntable-Akrobat Aaron Vaughn. Der für mich überzeugendste Track.
Als Opener steht `Not For You` auf dem Speiseplan, der Track mit dem zuvor erwähnten „Hitpotential“. Auch hier ein souveräner bissiger Beginn, dann dieser typische Rhythmus, der sich auch bei den anderen Songs immer wieder findet. Allerdings hat das Stück einige zündende Momente. Gerade was den Sprechgesang von Holderby betrifft. Die Textzeilen um den Refrain herum sind nachhaltig und verbeißen sich schon im Ohr. Grundsätzlich kann man dem Stück den Stempel „Crossover“ anheften. Die Gitarrenarbeit ist beachtlich. Die eingefügten Effekte zeigen, dass sie sich während des Songwritings intensive Gedanken gemacht haben.
Man kann sicher kontrovers über diese vier Songs streiten. Aber festzustellen bleibt: damit werden MORDERD die alten Fans nicht hinterm Zaun hervorlocken und auch nur bedingt neue Fans generieren. Ein neuer Bandname hätte die Sache für Altfans akzeptabler gemacht. So müssen sie sich den Vorwurf gefallen lassen: Ziel verfehlt.
(verzweifelnde, auf Besserung hoffende, knappe 5 Punkte)